// zuckerbeat vol. (2)85 – damaged goods

mit neuer Musik von Bonaparte, Yeasayer, Ben Kweller, Kid Kopphausen, Robag Wruhme, Simina Grigoriu, Erol Alkan und System Of Survival. // War ja klar, dass sich die Jungs von Bonaparte etwas ganz Besonderes ausdenken würden, um ihr aktuelles Album in den einschlägigen CD-Regalen zu verankern. Nun steht „Sorry We´re Open“ endlich in den Regalen und […]

mit neuer Musik von Bonaparte, Yeasayer, Ben Kweller, Kid Kopphausen, Robag Wruhme, Simina Grigoriu, Erol Alkan und System Of Survival.

bocc88naparte// War ja klar, dass sich die Jungs von Bonaparte etwas ganz Besonderes ausdenken würden, um ihr aktuelles Album in den einschlägigen CD-Regalen zu verankern. Nun steht „Sorry We´re Open“ endlich in den Regalen und macht mit einer grell-bunten Box auf sich aufmerksam, hinter deren Hülle sich ein äußerst gelungenes Kartenspiel versteckt. Selbiges testet man am Besten selbst aus, während die fünfzehn neuen Tracks das Soundsystem fluten. Die werden nicht nur all jenen gefallen, die bereits durch die beiden Vorläufer auf den Geschmack gekommen sind, sie könnten der Band mit freundlicher Unterstützung von Deichkind auch eine ganze Reihe neuer Fans bescheren. Dabei dürfte Bonaparte wohl die einzige Band sein, die Deichkind im Live-Modus den Rang ablaufen könnte, weshalb wir gleich mal dafür plädieren, dass die beiden Crews doch einfach mal zusammen auf die Bühne stürmen. Zombie-Strip im Elektro-Blitzlicht? Wie geil wäre das denn?! Ansonsten ist „We´re Open“ mal wieder der hintersinnige Irrsinn, der erwartet werden durfte inklusive gelungenem Selbstzitat am Ende. Da stellt sich eigentlich nur die Frage: Gibt’s noch Karten für die Live-Shows? Wir denken ja und empfehlen jeden (wirklich jeden) der die Band noch nicht gesehen hat, sich dieses Spektakel reinzuziehen. Es lohnt sich.

yeasayer// Während die Single „Henrietta“ gerade zum Dauerbrenner in den einschlägigen Musik-Blogs avanciert, erscheint nun auch endlich der lang ersehnte Nachfolger des Yeasayer-Debütalbums aus dem Jahre 2010. „Fragrant World“ wandelt in diesem Zusammenhang zusehends leichtfüsig auf dem schmalen Grad zwischen Psychedelic, Indie-Pop und Funk und könnte damit genau die Konsens-Scheibe des Jahres sein, auf die sich am Ende alle einigen könnten. Der wahre Charme des Albums liegt in diesem Zusammenhang allerdings im Detail, weshalb man sich „Fragrant World“ auch unbedingt mal über Kopfhörer anhören sollte. Erst dann entfaltet sich jedes Detail dieses faszinierenden Klang-Kosmos. Soll heißen: Yeasayer ist mit ihrem neuen Album ein nahezu magisches Werk gelungen.

ben-kweller// Ben Kweller scheint nach seinem Abstecher in countryeske Gefilde endlich wieder zu sich selbst gefunden zu haben. Auf seinem aktuellen Album „Go Fly A Kite“ macht er genau dort weiter, wo er auf seinem gefeierten Erstling aufgehört hat. Er schreibt schmissige, kleine Indie-Pop-Perlen der Marke „Jealous Girl“ und „Mean To Me“, die irgendwo zwischen den Polen Nada Surf und Weezer (im „Pinkerton“-Modus) hin und her pendeln. Nie im Leben hätte man ihm nach dem letzten Album noch einmal einen solchen Befreiungsschlag von einem Album zugetraut. Die Melodien der elf Songs hat man noch Stunden später im Ohr und sie regen einen sofort dazu an, sich hinterrücks auf eine Blumenwiese plumpsen zu lassen und mit der Liebsten Kränze aus Gänseblümchen zu basteln.

kid_kopphausen// Wenn zwei so renommierte Songwriter wie Gisbert zu Knyphausen und Nils Koppruch zusammen ins Studio gehen, darf man durchaus auf das Ergebnis gespannt sein. Unter dem Namen Kid Kopphausen haben sie nun ihr erstes Album namens „I“ aus dem Ärmel geschüttelt und präsentieren ihren Hörern verträumte Liedermacher-Perlen, die jeden Erdmöbel-Fan das Herz öffnen sollten. Zur Auflokerung gibt’s zwar ein paar Mariachi- und Country-Momente auf die Ohren, aber der Grundton des Albums ist zweifelsohne ein melancholischer. Nach 50 Minuten hat man sich dabei so tief in der heimischen Kuscheldecke vergraben, dass jedes sonnige Gemüt, welches diese Idylle zu zerstören droht, nur noch mit einem verächtlichen Blick gestraft wird. „I“ ist ein trauriges Werk, aber eines von der zauberhaften Sorte.

robag// Der renommierte Elektro-Künstler Robag Wruhme macht sich derweil daran, die zauberhafte Atmosphäre des „Nachtdigital Open Air“in Albumform zu gießen. Auf seiner aktuellen Mix-Cd „Olgamikks“ vermengt er die unterscheidlichsten Sounds von Modeselktor bis Extrawelt zu einen formvollendeten Ganzen und erzeugt dabei dieses Gefühl von Schwerelosigkeit, das einen auch beim Hören seiner eigenen Produktionen immer wieder überkommt. Wer also den Rausch des Wochenendes noch ein bißchen verlängern möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Denn spätestens, wenn nach ein paar Minuten die Stimme von Radiohead Sänger Thom Yorke einsetzt, fühlt man sich bereits in eine andere Welt versetzt.

simina// Fans von Paul Kalkbrenner dürften bereits auf den Geschmack in Sachen Simina Grigoriu gekommen sein. Die Rumänin stand nämlich nicht nur als Opening-Act auf dessen letzter Tour auf der Bühne, ihr Sound ruft auch in stilistischer Hinsicht schöne Erinnerungen an das aktuelle Album des gefeierten „Berlin Calling“-Tüftlers wach. Es zieht sich so eine schwelgerische, verträumte Note durch die Tracks des Albums, dass man sofort die Augen schließen möchte, um sich in diesen Tribal-Techno-Tracks zu verlieren.

erol-alkan// Über den Sinn oder Unsinn von Mix-Cds wurde in der Vergangenheit schon des Öfteren heftig diskutiert. Erol Alkan könnte nun zahlreiche Kritiker Mundtot machen, denn seine aktuelle Compilation namens „Another „Bugged Out“ Mix & Another „Bugged In „ Selection“ hat etwas Magisches an sich. Vor allem Silberling Nummer Zwei, der für die heimischen vier Wände konzipiert ist, sie wie geschaffen, um ihn sich auf einer nächtlichen Autofahrt durch die Straßen der Stadt zu Gemüte zu führen. Auf einmal scheinen die Straßenlaternen im Takt zu flackern und die Leuchtreklame eine betörende Choreografie zu den Klängen der Chromatics oder Mickey Moonlight zu absolvieren.

system-survival// Ein äußerst vielschichtiges Album schütteln derweil System Of Survival aus dem Ärmel. „Needle And Threat“ wildert fernab gängiger Elektronik-Schemata und sorgt mit zahlreichen Funk- und Jazz-Anleihen für Aufsehen. Das ganze Werk strahlt so eine Leichtigkeit aus, dann man am Liebsten zur nächsten Strandbar pilgern möchte, nur um hinterher mit „Loveboat“ auf den Ohren die Promenade entlang zu schlendern. Elektronischer Musik wird ja oft der Vorwurf gemacht, dass ihr die Emotion abgeht, wenn man sie allein zuhause im Wohnzimmer abspielt. System Of Survival beweisen mit „Needle And Threat“ das Gegenteil. Also lehnt euch einfach mal zurück und genießt. Bis zum nächsten Zuckerbeat.