// zuckerbeat volume 17

  Im Gegensatz zu den allseits beliebten Neptunes wurden N.E.R.D. ja immer so ein bisschen belächelt. Wer jetzt allerdings denkt, die beiden (+ „Shae“) würden es dem Hörer deswegen auf ihrem Drittwerk leichter machen, sieht sich getäuscht. Schon im ersten Song von „Seeing Sounds“ (7) wuchern tiefe Bässe der Marke Spank Rock. Und auch die […]

 

nerd.jpgIm Gegensatz zu den allseits beliebten Neptunes wurden N.E.R.D. ja immer so ein bisschen belächelt. Wer jetzt allerdings denkt, die beiden (+ „Shae“) würden es dem Hörer deswegen auf ihrem Drittwerk leichter machen, sieht sich getäuscht. Schon im ersten Song von „Seeing Sounds“ (7) wuchern tiefe Bässe der Marke Spank Rock. Und auch die Single „Everyone Nose“ tauscht Glitzerlook gegen einen mit Bassboxen behangenen Monstertruck. Überhaupt. Hier reiht sich Hit an Hit. Doch darunter scheppert ein Universum an Sounds, dass man sich kurzerhand auf Achterbahnfahrt in Richtung Milchstraße begeben möchte, um sich im Rausch der Emotionen zu überschlagen. Alles in allem haben N.E.R.D. also künstlerisch alles richtig gemacht. Ob sich das auch kommerziell auszahlt, bleibt allerdings abzuwarten. h2o.jpgWomit wir dann auch schon wieder in punkrockige Gefilde abtauchen. Die Jungs von H20 haben ein neues Album am Start. Und „Nothing To Prove“ (5) beschert den langjährigen Fans wieder allerhand Wohlfühl-Hymnen ohne dabei groß zu überraschen. Live wird es aber trotzdem, oder gerade deshalb, wieder richtig rund gehen. Das solltest du dir aber am Besten selbst ansehen. Die Band spielt am 07. Juli im Schweinfurter Stattbahnhof. Und wird den Saal sicher schnell in eine Sauna verwandeln.
Etwas gemütlicher lässt es derweil Paul Weller angehen. Auf „22 Dreams“ (7) befinden sich komischerweise nur 21 Songs. Doch die werden allesamt überstrahlt von dieser wunderbaren Songzeile, die jegliche Vor-Ruhestandlichen Denkmäler zerschmettert. „I Had 22 Dreams Last Night. And You Were in 21. The Last One I Saved For Myself…“ So viel also zu seiner Intention, einfach auf den 22.Traum zu scheißen. paul-weller.jpgUnd überhaupt. Man muss lange zurückdenken, bis man ein Album findet, bei dem Paul Weller das letzte Mal so inspiriert drauf los rockte. Dass dabei nicht alles ein Hit ist, was einem von der grünen Wiese aus ins Gesicht springt, versteht sich von selbst. Aber schon allein das Feature von Noel Gallagher rechtfertigt die Anschaffung. Plus mindestens 10 weitere Hits. So kanns weitergehen mit dem Modfather. Und ähnliches gilt auch für Roger vom Blumentopf. Der ist zur Zeit nicht nur Dauergast bei der ARD zum Fussi-Spiel-Nachrappen (nachzuhören im Netz unter: blumentopf.nbsp.de). Der hat jetzt auch ein schickes Soloalbum am Start. Darauf tut er das, was er am Besten kann: Über entspannte Flows ein paar flotte Geschichten erzählen. roger.jpgUnd sorgt damit für eine relaxte Atmosphäre abseits des „dicke Hose“-Geposes in den Charts. Überraschungen sollte man dabei zwar keine erwarten, aber für Freunde klassischer Rapmusik um die Jahrtausendwende ist „Alles Roger“ (6) trotzdem sehr zu empfehlen. Außerdem tut es gut zu sehen, dass für manchen Künstler die sprachliche Perfektion immer noch mehr zählt, als die teenie-technische Vermarktung. Also Dendemann… bitte nachlegen. Doch was red ich da? Tut er ja schon. Mit seinem ersten Livealbum der Karriere. Und das ist vor allem deshalb interessant, weil der liebe Dende da auch ein paar schicke B-Seiten und unreleased Tracks drauf gepackt hat. Spätestens bei der Elektro-Dampfwalzen „Aber so was von“ oder „Beste wo gibt“ kann dann auch endgültig die große Party starten.dendemann.jpg Und „Diplomaten küsst man nicht“ hat man ja schon auf seiner MySpace-Seite tief ins Herz geschlossen. Die Live-Versionen weichen dabei zwar nur in den seltensten Fällen von den Original-Tracks ab. Lassen aber trotzdem schöne Erinnerungen an den letzten Sommer wach werden und machen Lust auf neuen Stoff für endlose Baggersee-Partys. Also „Abersowasvonlive“ (7) in den Player und ab dafür. Wer es derweil etwas rockig-schnuckliger mag, sollte Look See Proof austesten. Die sind in England schon der heißeste Scheiß der Stunde. Und klingen vielleicht hin und wieder eine Spur zu überproduziert. Kicken aber trotzdem ordentlich Arsch auf ihrem aktuellen Rocker „Between Here And There“ (6). Darauf reiht sich eine Mitgröhlhymne an die nächste. look-see-proof.jpgKein Wunder, dass schon fünf Songs in die UK-Indie-Charts vorgestoßen sind. Bei so viel Feel-Good-Atmo weichen sogar Bergarbeiter von ihrer Route ab und puddeln ein Loch in Richtung Sonne. Also schnell noch zuschlagen, bevor sie bald als Poster im Zimmer der kleinen Schwester hängen. Oder lieber über die Rückkehr einer lieb gewonnen Band freuen, die in den letzten Jahren etwas vom Weg abkam. Die Rede ist natürlich von Feeder. Und die haben sich spätestens mit ihrem sagenhaften Vorabtrack „Miss You“ wieder ganz tief in mein Herz gespielt. „Silent Cry“ (7) kommt dann auch wieder ein bisschen flotter daher, als der öde Vorläufer. Und knüpft zumindest zwischenzeitlich an rockige Anfangstage an. feeder.jpgAnsonsten findet man mal wieder alles, was diese Band so wunderbar macht. Da zaubert das Piano einen Schleier aus sehnsüchtigen Sunshine-Melodien unter herzerweichende Alternativ-Knduddler. Dazu dieser wunderbare Gesang, der den fröhlichen Melodien immer eine gewisse Schwermut einimpft. Und eine Produktion, die alles so blitzblank schleckt, dass man sich genötigt fühlt, auf den Tisch zu springen und sich eine volle Flasche Selters über die Birne zu kippen. Am Ende steht man dann da. Durchnässt und glücklich. Und der Soundtrack zum Sommer hat einen endgültig eingeholt. Kurz gesagt: Schöner wird’s heut nimmer. Wir lesen uns beim nächsten Zuckerbeat.

// von Alexander Nickel-Hopfengart