// strichcode vol. 34 – „du wurdest von den göttern gesandt, nicht wahr?“

mit den Bänden „Mein Leben mit Mr. Dangerous“, „The Portent“, „Ganz allein“, „Barks Onkel Dagobert“, „Barks Comics & Stories“ und „Avatar“. // Eine wirklich charmante Graphic-Novel erscheint in diesen Tagen unter dem Namen „Mein Leben mit Mr. Dangerous“ beim „Carlsen“-Verlag. Im Rahmen des Buches dreht sich alles um einen Teenager namens Amy. Selbige wandelt auf […]

mit den Bänden „Mein Leben mit Mr. Dangerous“, „The Portent“, „Ganz allein“, „Barks Onkel Dagobert“, „Barks Comics & Stories“ und „Avatar“.

dangerous// Eine wirklich charmante Graphic-Novel erscheint in diesen Tagen unter dem Namen „Mein Leben mit Mr. Dangerous“ beim „Carlsen“-Verlag. Im Rahmen des Buches dreht sich alles um einen Teenager namens Amy. Selbige wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Traum und versucht als junger Mensch ihren Platz im Leben zu finden. In ihren Träumen trifft sie immer wieder auf einen gewissen Mr. Dangerous, der ihr bei den wirklichen wichtigen Fragen auf dem Weg zum Erwachsenwerden mit Rat und Tat zur Seite steht.

Autor Paul Hornschemeier versteht es sehr gut, die Hoffnungen und Träume der jungen Dame glaubwürdig in Szene zu setzen und auf Papier zu transferieren. Durch seine beinahe kindlich-anmutenden Zeichnungen erzeugt er ein Gefühl von Authentizität und schafft es auch, seine Geschichte für erwachsene Leser spannend zu halten. Das liegt unter anderem daran, dass er die Protagonistin Amy im Rahmen ihrer Tagträume immer wieder auf Sinnsuche gehen lässt und so die wesentlichen, philosophischen Fragestellungen unserer Zeit diskutiert. Obwohl im Rahmen des Werkes über die volle Distanz nicht sonderlich viel passiert, bleibt man auf diese Weise bis zum Ende bei der Stange und grübelt noch Stunden später über die Geschehnisse im Rahmen der „verträumten“ Passagen. „Mein Leben mit Mr. Dangerous“ ist ein echter Glücksgriff von einem Comic und ein ebenso tiefgründiges wie irrwitziges Vergnügen für junge (und junggebliebene) Leser.

ganz_allein// Das Werk „Ganz allein“ wiederum sollte in wirklich jeder gut-bestückten Graphic-Novel-Bibliothek stehen. Der Comic von Autor Christophe Chabouté dreht sich um einen Wärter, der Zeit seines Lebens auf einem Leuchtturm verharrt. Das Gesicht des Protagonisten ist entstellt und er möchte sich nahezu vollständig von der Außenwelt abschotten. Lediglich ein Fischerboot legt alle paar Tage an, um den Einsiedler mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln zu versorgen – zu Gesicht allerdings bekommen ihn der Kapitän und dessen Helfer nie. Dann aber nimmt der Captain eines Tages einen Gehilfen mit zum Leuchtturm, welcher immer wieder versucht mit dem mysteriösen Fremden Kontakt aufzunehmen. Die Geschichte selbst kommt dabei über weite Strecken komplett ohne Dialoge aus und entfaltet dennoch ihren ganz eigenen Charme. Allein der Flug einer Möwe, die im Rahmen des ersten Kapitels auf die Aussichtsplattform des Leuchtturms zusteuert, ist bemerkenswert und zieht einen als Leser magisch in ihren Bann. Das Werk selbst lebt von solchen Momenten, man fühlt sich vom turbulenten Alltag losgelöst, während die schwarz-weißen Zeichnungen am Auge des Betrachters vorbei ziehen. Ob es am Ende wirklich zu einem Zusammentreffen zwischen dem Gehilfen und dem Bewohner des Leuchtturms kommt? Am besten du findest es selbst heraus „Ganz allein“ gehört zu den fantasievollsten Graphic Novels der vergangenen Jahre und sollte auch hierzulande endlich die Aufmerksamkeit erhalten, die das Werk verdient.

portent// Der schwedische Autor Peter Bergting veröffentlicht in der Zwischenzeit ein melancholisch angehauchtes Fantasy-Werk, das auch für Märchen-Fans interessant sein dürfte. „The Portent – Zeichen des Unheils“ erzählt die Geschichte des jungen Milo, der beim Versuch zum Helden zu werden aus Versehen die Welt zerstört. Weil er sich selbst keiner Schuld bewusst ist, macht er sich im Rahmen des Bandes auf die Suche nach den wahren Drahtziehern hinter der Katastrophe und landet in einem Schattenreich, das von mysteriösen Gestalten und dunklen Dämonen bewohnt wird. Schritt für Schritt scheint sich der junge „Held“ dabei dem einen Dämonen zu nähern, der ihm die ganze Geschichte in die Schuhe geschoben hat. Ob er dadurch allerdings den Weltuntergang wieder rückgängig machen kann? Am besten du schnupperst selbst mal rein. Die Geschichte „Das Reich der Dämonen“ ist ein gefundenes Fressen für all jene, die auch am „Dunklen Turm“ von Stephen King ihre helle Freude hatten. Dem Autor gelingt fast spielend der Spagat der Spagat zwischen dem Fantasy und Horror-Genre und seine apokalyptischen Motive strahlen eine imposante Endzeit-Atmosphäre aus. Darüber hinaus wurden in dem Werk auch noch einige Seitenhiebe auf die chinesische Mythologie und Märchenwelt mit eingeflochten, was für eine gehörige Portion an Abwechslung sorgt. Als Bonus gibt’s am Ende des Bandes dann auch noch ein gelungenes Interview mit dem Schöpfer oben drauf. Da bleiben wirklich keine Wünsche offen.

dagobert1// Nachdem wir zuletzt bereits auf den finalen 14. Band der Reihe „Barks Onkel Dagobert“ hingewiesen haben, möchten wir heute noch die Besprechung des kürzlich noch vergriffenen, inzwischen aber wieder erhältlichen ersten Bandes nachreichen. Im Rahmen des Werkes werden erstmals lückenlos die klbarks9assischen Dagobert-Comics aus der Feder des renommierten Carl Barks versammelt und in Form eines hochwertiges Comic-Albums veröffentlicht. Der erste Band der Reihe setzt sich hauptsächlich mit den Jahren 1951 bis 1953 auseinander und zeigt die ersten Gehversuche Dagoberts im breiten Entenhausen-Universum. Interessant daran ist, dass Dagobert Duck, obwohl er bereits im Jahr 1947 erstmals als Nebenfigur in einem Comic aufgetreten ist, bis Anfang der 50er lediglich ein paar Nebenrollen innehatte. Mit der legendären Geschichte „Only A Poor Old Man“ (zu Deutsch: „Der arme Reiche Mann“), welche ebenfalls im ersten Band zu finden ist und im Rahmen derer er sein Vermögen fast an die nimmermüden Panzerknacker verliert, ändert sich das schlagartig. Dagobert Duck ist plötzbarks10lich in aller Munde und entwickelt sich fortan zu einer der wichtigsten Figuren im gesamten Entenhausen-Kosmos. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern. Und anschließend nochmal die illustre Reihe „Barks Comics & Stories“ etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Bände 9 und 10 sind inzwischen neu aufgelegt worden und strotzen nur so vor witzigen Comic-Strips und zahllosen Hintergrundinformationen. In diesem Zusammenhang erfahren wir zum Beispiel mehr über die Vorbilder von Donald & Co. Die Kollegen von Dick & Doof spielten dabei eine genauso große Rolle, wie zahllose Westernhelden, deren Einfluss im Rahmen des Vorworts anhand der einzelnen Geschichten etwas genauer ebarks11rläutert wird. Die Bände 11 und 12 wiederum sind nach wie vor in Erstauflage erhältlich und werden ebenfalls von einem informativen Vorwort des Barks-Experten Wolfgang J. Fuchs eingeläutet. Der erläutert im elften Band nicht nur des Schöpfers Beweggründe für die in dem Comic-Album versammelten Geschichten, sondern ordnet das Ganze auch in zeitgeschichtlicher Hinsicht ein, indem er ein paar Sätze über die Heirat von Fürst Rainier III. mit der Schauspielerin Grace Kelly verliert und die damalige „Suez-Krise“ thematisiert. Band 12 versammelt schließlich einige Geschichten aus den Jahren 1957 und 1958 und zählt für mich persönlich zu den witzigsten Bänden der Reihe, weil hier nahezu ein humoristischer Rundumschlag nbarks12ach dem anderen aus dem Ärmel geschüttelt wird. Parallel zur Entstehung der Geschichten wurde übrigens der Satellit „Sputnik“ von der damaligen Sowjetunion ins All geschossen und versetzte die Amerikaner in ungläubiges Staunen. Barks greift den damaligen Wettlauf im All äußerst gekonnt in seiner Geschichte „Kampf der Raketen“ („Around The World in Eighty Minutes“) auf, setzt seine Protagonisten aber auch bodenständig in Szene, wenn er Donald in der Backstube mit Puffreis experimentieren lässt oder ihn mit einem Rentier namens Roscoe konfrontiert, welches pünktlich zu Weihnachten von seinen drei Neffen Tick, Trick und Track im Schrank versteckt wurde. Es bleibt also festzuhalten: auch im Rahmen der Bände 9 bis 12 stellen sich im Hause Carl Barks keinerlei Ermüdungserscheinungen ein. Ganz im Gegenteil…

avatar1// Darüber hinaus möchten wir unsere Leser bei der Gelegenheit auf den ersten Band der Comic-Reihe „Avatar“ aufmerksam machen, welcher in diesen Tagen unter dem Titel „Das Versprechen“ beim „Cross Cult“-Verlag erscheint. Die Geschichte vom dem „Herr der Elemente“ schließt direkt an die Erzählung von der gleichnamigen TV-Serie „Avatar: Der Herr der Elemente“ an und dreht sich um den Helden Aang, der im Rahmen eines Konfliktes zwischen Kolonien schlichtend eingreifen muss. Die Geschichte selbst wurde von dem renommierten Zeichner und Eisner-Award-Gewinner Gene Luen Yang in Szene gesetzt, der in diesem Zusammenhang sehr eng mit den beiden Schöpfern Bryan Konietzko und Michael Dantie DiMartino kooperierte. Heraus kommt ein kunterbuntes Fantasy-Spektakel, das einen von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Der Comic greift durch die Neuordnung der Kolonien ein brisantes Thema auf, da sich viele Bewohner durch die anberaumte Umsiedlung ihrer einstigen Heimat beraubt sehen. Dadurch entsteht eine differenziert erzählte Geschichte, bei der Gut und Böse nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Wer auf anspruchsvolle Fantasy-Unterhaltung steht, sollte also mal reinschauen. Es lohnt sich – auch für erwachsene Leser. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten „Strichcode“.