// aufgelesen vol. 59 – „hopeland“

mit Büchern von Zadie Smith, Paul Murray, Kathrin Passig & Sascha Lobo, Ronald Bergan und David Goldblatt. // Es ist schon etwas her, dass wir euch in unserer Rubrik „Aufgelesen“ über fremdsprachige Romane berichtet haben. Parallel zur Buchmesse in Frankfurt möchten wir heute die Chance ergreifen und euch zu Beginn auf zwei interessante Werke in […]

mit Büchern von Zadie Smith, Paul Murray, Kathrin Passig & Sascha Lobo, Ronald Bergan und David Goldblatt.

zadie-smith// Es ist schon etwas her, dass wir euch in unserer Rubrik „Aufgelesen“ über fremdsprachige Romane berichtet haben. Parallel zur Buchmesse in Frankfurt möchten wir heute die Chance ergreifen und euch zu Beginn auf zwei interessante Werke in englischer Sprache aufmerksam machen. Die Londoner Autorin Zadie Smith hat mit „White Teeth“, „The Autograph Man“ und „On Beauty“ bereits drei vielversprechende Werke aus dem Ärmel geschüttelt. Nun liegt mit „N-W“ ihr neuestes Buch vor, das über den „Hamish Hamilton“-Verlag nun auch hierzulande in den Handel kommt.

Die Geschichte dreht sich um vier Londoner namens Leah, Natalie, Felix und Nathan. Die Autorin begleitet sie auf ihrem Weg durchs Leben, nachdem sie ihre Heimat Caldwell (in London) hinter sich gelassen haben. Dabei durchleuchtet sie nicht nur sehr gekonnt den Gemütszustand der einzelnen Protagonisten, sie verschafft einem als Außenstehenden auch einen interessanten Einblick in das Innenleben einer Stadt, die mit zu den faszinierendsten der Welt gehört. Inmitten all des Trubels gelingt es der Schriftstellerin ihren Figuren sehr viel Authentizität einzuhauchen, indem sie sie mit zahlreichen komplizierten Situationen konfrontiert. So stolpert man mit dem Quartett durch den verrückten Alltag und möchte die Lektüre nicht mehr zur Seite legen, bis auch die letzte Seite dieser so tragisch-komischen Geschichte ausgelesen ist…

skippy// Bereits auf Deutsch erschienen, aber durchaus auch im britischen (pardon irischen) Original zu empfehlen ist die Geschichte „Skippy Dies“. Autor Paul Murray setzt sich darin mit den Folgen der Finanzkrise auseinander und begleitet zwei verschiedene Menschen auf ihrem Streifzug durchs Leben. Die Geschichte spielt in einer Internatsschule in Dublin. Dort treffen ein 30jährige Lehrer und ein junger Schüler aufeinander. Howard, der Ältere von beiden ist um die 30 und hat sich vorher als Banker versucht. Als Gescheiterter kehrt er zurück in die Schule und sieht sich mit dem Tod des Schülers Daniel konfrontiert. Über die wahren Umstände seines Todes tappt man als Leser im Rahmen des Buches lange im Dunkeln, erhält dann aber vom Autor häppchenweise Informationen darüber. Daneben stehen zahlreiche weitere Handlungsstränge, die ein komplexes Gesamtbild der Situation zeichnen. Am Ende ist man nicht nur um einen breiten Erfahrungsschatz weiter, sondern bekommt auch ein gutes Gespür für die Intention der einzelnen Protagonisten. Die leichtfüßige Art und Weise, mit welcher Murray textet, lässt einen sein Werk nahezu in einem Rutsch verschlingen und sorgt dafür, dass man noch Tage später begeistert drein blickt, wenn man die komisch-skurrilen Ereignisse im Rahmen des Romans noch einmal vor dem geistigen Auge Revue passieren lässt.

lobo-passig// Die beiden Web-Tausendsassas Kathrin Passig und Sascha Lobo haben sich in der Zwischenzeit daran gemacht, das „Internet“ hinsichtlich der Fragestellung „Fluch oder Segen“ abzuklopfen. Die Frage ist zwar schon ausreichend im Rahmen zahlloser Publikationen behandelt worden, den beiden Autoren gelingt es aber dennoch, der ganzen Geschichte ein paar interessante Nuancen hinzuzufügen. Heimlich, still und leise hat sich das Internet in unseren Alltag breit gemacht. Während die einen lautstark „Hurra“ schreien und eine Riesen-Möglichkeit in dieser Entwicklung sehen, stehen ihnen auch immer wieder zahllose Kritiker gegenüber, die auf die Risiken und Gefahren des Netzes aufmerksam machen. Es gibt ja auch viele Bereiche, die durchaus diskussionswürdig sind… man denke nur an die digitalen Hexenjagden auf Personen und endlos reproduzierbaren Datenmassen, welche mehr oder weniger unbedacht in zahllosen, sozialen Netzwerke hochgeladen werden. Ist das „Smartphone“ wirklich ein Produkt, das uns als Mensch unabhängiger macht oder verstärkt sich dadurch nur unsere Abhängigkeit vom digitalen Wissensschatz? Wie gehen wir überhaupt mit der Flut an Informationen um, die alltäglich auf uns einprasselt? Wie steht´s eigentlich mit legalen und illegalen Downloads – Fluch oder Segen? Sascha Lobo und Kathrin Passig richten den Blick auf die wesentlichen Fragen, welche das Internet betreffen und fordern einen als Leser dazu auf, sich selbst Gedanken zu machen. Am Ende muss nämlich jeder von uns mit den Folgen der jetzt zu treffenden Entscheidungen leben (und leben können). „Internet – Fluch oder Segen“ stößt dabei eine spannende Diskussion vom Stapel, an der man sich unbedingt konstruktiv beteiligen sollte.

film// In einer schicken Filmrolle kommt das Mammut-Album „Alles über Film“ daher, welches in diesen Tagen beim „Dorling Kindersley“-Verlag erscheint. Das Werk versteht sich als „umfassender Führer durch die Welt des Kinos“ und wartet in diesem Zusammenhang mit einer großen Ration an interessanten Informationen auf. Einen großen Teil des Werkes macht dabei das Thema Filmgeschichte aus. Autor Ronald Bergan startet im Jahr 1895, welches allgemein als Geburtsjahr des Leinwand-Geschehens herhalten muss. Für jeden verständlich handelt er die wichtigsten, film-geschichtlichen Eckpunkte ab und widmet sich anschließend der Produktionsweise von Kinofilmen. Im weiteren Verlauf werden darüber hinaus nicht nur die wichtigsten Filmgenres vom Musical bis zum Underground-Movie umrissen, sondern auch das internationale Kino von Afrika bis Australien genauer unter die Lupe genommen. Im letzten Akt kommen dann auch noch die wichtigsten Regisseure und natürlich die 100 besten Filme des vergangenen Jahrhunderts zur Sprache. Vor allem die Filmauswahl regt einen als Leser dazu an, sich den einen oder anderen Klassiker noch einmal aufs Neue zu Gemüte zu führen. Dem Schöpfer von „Alles über Film“ gelingt es auf 350 Seiten einen interessanten Überblick über das Thema „Film“ zu generieren, der vor allem für Neueinsteiger interessant sein dürfte. Und mal ehrlich? Wer stellt sich nicht gerne so eine schick-gestaltete Filmrolle ins Regal. Also zugreifen, bitte. Es lohnt sich.

fussball// Wer Fußball als seine größte Leidenschaft versteht, der sollte sich mal an das schick gestaltete Machwerk „Das Fußball-Buch“ von David Goldblatt heranwagen. Das Werk versammelt nämlich alle relevanten Ereignisse bis zur Fußball-Europameisterschaft im Jahre 2012. Über 700 Illustrationen finden sich in dem großformatigen Sport-Nachschlagewerk, das man sich am besten zu einer „We Are The Champions“-Dauerschleife zu Gemüte führt. Nach der Lektüre des Buches bleiben keinerlei Fragen offen: Jede noch so kleine Information über die 65 wichtigsten Fußball-Nationen, die legendärsten Clubs und die absoluten Top-Spieler wurde hier zusammengekratzt und im ansprechenden Look neu aufbereitet. Da lässt sich nicht nur reichlich Diskussionsstoff für den nächsten gemeinsamen Champions-League-Abend mit den Kumpels finden, sondern es gibt auch Nachhilfe in Sachen Regelwerk (das tatsächlich komplizierter ist, als man erwartet hätte). Weiterhin bekommt man interessante Hintergrundinformationen zu den gegenwärtigen Spielsystemen und Taktik-Vorgaben bestimmter Vereine und darf sich zu allem Überfluss auch noch über einen hübsch-gestalteten Lederball-Look des Werkes freuen, der das positive Gesamtbild schlüssig vollendet. Eine „rundum“ gelungene Angelegenheit, dieses Buch. Und vor allem: hochaktuell. Also schmökert mal rein. Bis zur nächsten Leserunde.