// zuckerbeat vol. (3)05 – diesassda

mit neuer Musik von Fraktus, Herr Sorge, Allah-Las, Andy Burrows, Forever Came Calling, I Call Fives, Handguns und T.I.. // Das verrückteste Pop-Spektal in cineastischer Hinsicht hörte im vergangenen Jahr mit Sicherheit auf den Namen Fraktus. Wie sich die drei Kollegen von Studio Braun daran machten, ihre eigene Pop-Legende zu kreieren, ist ganz großes Kino […]

mit neuer Musik von Fraktus, Herr Sorge, Allah-Las, Andy Burrows, Forever Came Calling, I Call Fives, Handguns und T.I..

fraktus// Das verrückteste Pop-Spektal in cineastischer Hinsicht hörte im vergangenen Jahr mit Sicherheit auf den Namen Fraktus. Wie sich die drei Kollegen von Studio Braun daran machten, ihre eigene Pop-Legende zu kreieren, ist ganz großes Kino gewesen. Dass sie dabei auch noch auf die Unterstützung der Großen im Pop-Geschäft von Jan Delay bis Alex Christensen zählen konnten, nahm man als kleines Extra-Goodie gerne mit. Nun steht auch der passende Soundtrack zur (fiktiven) Band in den Regalen und klingt wirklich so, als wären die Jungs mal eben drei Jahrzehnte in der Zeit zurückgereist. Alle die auf die monotonen Klänge von DAF und den Irrwitz von Studio Braun stehen, sollten unbedingt mal reinhören. Dieses Album funktioniert auch ohne den zugehörigen Film und schenkt allen NDW-Anhängern mit „Affe sucht Liebe“ den ultimativen Anti-Schmusesong des Winters. Wir fordern: weiter so, bitte!

herr-sorge// Obwohl unsere Erde am 21. Dezember 2012 nicht untergegangen ist, hat sich Samy Deluxe trotzdem nicht davon abbringen lassen, die Apokalypse zu vertonen. Als Herr Sorge macht er sich deshalb dazu auf, die letzten Tage der Menschheit mit einem verstrahlten Rundumschlag zu würdigen. Mit Rapmusik jedenfalls hat „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“ nur noch am Rande zu tun. Die Scheibe steht stattdessen in einer Reihe mit Dendemanns „Vom Vintage verweht“ und Jan Delays Reggae-Debüt „Searching For The Jan Soul Rebels“. Samy Deluxe nimmt sich nach seinem Nummer Eins-Hitalbum die Freiheit mal etwas komplett anderes auszuprobieren, schickt seine Stimme durch den Verzerrer und versucht sich zwischenzeitlich sogar (wie bereits auf „Dis wo ich herkomm“) als Sänger. All das klingt zu Beginn ziemlich gewöhnungsbedürftig, entfaltet aber mit zunehmender Lauflänge durchaus seinen Charme, der irgendwo zwischen Endzeit-Kirmes und Zirkus-Manege andockt. Wer auf Rapmusik steht, die sich über jegliche Stilgrenzen hinwegsetzt, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

allah-las// Die Allah-Las wiederum klingen, als hätten sich die Stone Roses mit Kasabian und Kula Shaker im Studio getroffen und der Sache mit der Musik einfach mal freien Lauf gelassen. Das gleichnamige Album der Amerikaner strahlt diesen psychedelischen Charme aus, der einen sofort dazu einlädt, alles um sich herum zu vergessen. Man fühlt sich auf der Stelle fünfzig Jahre in der Zeit zurückversetzt und wandelt durch einen Schleier aus bunten Lichtern und nebligen Schwaden. Die Allah-Las haben mit ihrem selbst betitelten Album ein durch und durch bezauberndes Werk aus dem Ärmel geschüttelt, das wir euch hiermit noch mal innig ans Herz legen möchten. Wer auf die Musik von den Raveonettes steht, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren.

andy-burrows// Irgendwie entgangen ist uns im vergangenen Jahr auch das wunderbare Album „Company“ aus der Feder von Andy Burrows. Die Scheibe ruft nicht nur schöne Erinnerungen an das Schaffen von Sean Lennon wach, man verliert sich auch sofort in der Stimme des Protagonisten. Es sitzt einfach jeder Ton auf diesem 10-teiligen Songbook, das einen immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagt, wenn sich die Stimme des Sängers in höchste Höhen aufschwingt. Mit chart-kombatiblen Konsensrock der Marke Coldplay hat das gar nichts zu tun, keine Sorge. Burrwos hat sich dazu entschieden, echte Gefühle zu transportieren und liefert mit „Company“ das wohl gelungenste Liedermacher-Album der vergangenen Monate ab.

handguns// Es lohnt sich außerdem in diesen Tagen mal wieder im Emo-Regal ihres Vertrauens vorbei zu schauen. Forever Came Calling zum Beispiel wagen sich auf ihrem aktuellen Album „Contender“ daran, den Kollegen von Misser und The Story So Far nachzueifern. Die Band zeichnet aus, dass ihr über die volle Distanz von zehn Songs nicht die Puste ausgeht. Stattdessen wird man vom forever-came-callingunermüdlichen Beat des Schlagzeugers immer wieder nach vorne gepusht und lässt sich von dem Song „I´ll Be Better, I Promise“ zwischenzeitlich sogar mal in Richtung Tanzfläche entführen. Ebenfalls sehr partytauglich ist das aktuelle Album von I Call Fives geraten. Deren gleichnamiges Werk zeigt auf, wo der Weg von Fall Out Boy hätte hingehen können, wenn sich die Jungs nicht dazu entschieden hätten, in Bubble Gum-Pop-Gefilde abzudriften. Schenkt man der Scheibe ein paar Durchläufe, stellt sich schon nach wenigen Runden dieses Gefühl ein, dass einen damals beim ersten Aufeinandertreffen mit „Take This To Your Grave“ übermannt hat. i-call-fivesDen Spitzenplatz in unseren Herzen erreichen allerdings die Haudegen von Handguns, welche (wie auch die vorab genannten Bands) ebenfalls bei „Pure Noise Records“ unter Vertrag stehen. Die Band aus Harrisburg wandelt auf den Spuren von New Found Glory und Midtown und hat mit „Stay With Me“ und „The War At Home“ zahlreiche Knaller im Gepäck, die einem noch Stunden später im Kopf herum schwirren. „Angst“ jedenfalls brauchen die Jungs überhaupt keine zu haben, im gegenwärtigen Pop Punk-Sumpf zu ertinken. Dazu hat ihr gleichnamiges Album einfach zu viel Potenzial.

ti// Der Südstaaten-Rapper T.I. beschränkt sich auf seinem Album wiederum auf das Wesentliche und schüttelt ein paar potenzielle Chartbreaker für die einschlägigen Großraumdisco-Tanzflächen aus dem Ärmel. Die Überrschaungsmomente auf „Trouble Man: Heavy Is The Head“ sind zwar äußerst rar gesäht, dafür macht die Scheibe aber trotzdem viel Spaß. Die zahlreichen Features von André 3000, Lil Wayne (legt mit „Ball“ einen der Knaller des Albums hin) und A$ap Rocky sorgen dafür, dass die Platte über die volle Distanz nicht langweilig wird und spätestens wenn dann Cee-Lo Green Engelsstimme (in „Hello“) erklingt, ist man endgültig verzückt. Wer auf zeitgenössische Rapmusik mit großen Melodien steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.