// zuckerbeat vol. (3)22 – „unser platz“

mit neuer Musik von James Blake, Tyler, The Creator, Prinz Pi, Depeche Mode, Carla Bruni, David Lemaitre, Milo Greene und Harper Simon. // Vor zwei Jahren hat James Blake mit seinem Debütalbum eingeschlagen wie eine Bombe. Das lag vor allem daran, dass sich hier endlich mal jemand traute, die Leerstellen in seiner Musik in den […]

mit neuer Musik von James Blake, Tyler, The Creator, Prinz Pi, Depeche Mode, Carla Bruni, David Lemaitre, Milo Greene und Harper Simon.

james-blake// Vor zwei Jahren hat James Blake mit seinem Debütalbum eingeschlagen wie eine Bombe. Das lag vor allem daran, dass sich hier endlich mal jemand traute, die Leerstellen in seiner Musik in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Auf seinem Debüt ging es vor allem um die Momente zwischen den Zeilen, wenn plötzlich alles im Nichts zu versinken drohte und man unweigerlich in Richtung Stereoanlage blickte, ob vielleicht der Silberling kratzt. Nein: James Blake hat sich in der heutigen Pop-Welt inzwischen den Ruf eines Visionärs erarbeitet und versucht sich auf dem zweiten Album an der Zuspitzung seines Sounds. Wie schon beim Vorgänger wirft er mit zauberhaften Melodien um sich, sorgt aber auch dafür, dass die Songs genug Luft zum Atmen haben. In diesem Zusammenhang klingt „Overgrown“ auch ein bisschen zugänglicher als der Vorläufer, das tut der Qualität der einzelnen Stücke aber keinen Abbruch. James Blake dürfte mit diesem Album endgültig zum Popstar einer neuen Zeit avancieren. Jedenfalls denkt man genau an diese Art von Musik, wenn man sich die Pop-Welt von Morgen vorstellt.

tyler// Tyler, The Creator macht auch auf seinem neuen Solo-Album mal wieder alles richtig. Lullt er einen zu Beginn noch mit schönen Harmonien ein, geht’s anschließend so richtig zur Sache. So bekommt man ein buntes Sammelsurium an zeitgenössischen Rap-Tracks vor den Latz geknallt, die einem noch Stunden später im Ohr herum schwirren. Zur Unterstützuung hat sich der ODD-Future-Member außerdem einige bekannte Kollegen(innen) wie Hodgy Beats, Frank Ocean, Pharrell, Earl Sweatshirt und Erykah Badu ins Studio eingeladen. In diesem Zusammenhang springen nicht nur ein paar knackige Hits wie „Jamba“ und „Bimmer“ dabei heraus, sondern auch jede Menge verdrehte Wortspiele, die zum Frischesten gehören, was derzeit so auf dem Markt ist. Schön zu sehen ist außerdem, dass sich der Künstler auch diesmal nur in Nuancen dem Mainstream annähert. „Wolf“ ist vielmehr die lang ersehnte Alternative zu all den glatt produzierten Chart-Breakern da draußen. Also mehr davon, bitte!

prinz-pi// Wurde ja auch Zeit, dass Prinz Pi mal wieder mit einem neuen Album um die Ecke biegt. Nach seinem Band-Versuch ist er nun wieder voll in seinem Element. So entstanden 13 neue Tracks, die sich vor allem auf Vergangenes konzentrieren. Ob im Opener „Fähnchen im Wind“ oder der Single „100x“. Prinz Pi blickt zurück auf sein bisheriges Dasein und orientiert sich auch soundtechnisch am Klang des Vorgängers „Rebell ohne Grund“. Wahrscheinlich klang bisher noch keine Platte des Rappers so vielschichtig wie diese. Hier muss niemand mehr etwas beweisen. Prinz Pi macht einfach dort weiter, wo er aufgehört hat und landet damit hoffentlich auch in chart-technischer Hinsicht an der Spitze. Verdient hätte er es ja schon seit einigen Jahren, dementsprechend liebe Casper und Konsoreten-Fans: feiert dieses Werk. Prinz Pi hat auf „Kompass ohne Norden“ genau die Hymnen im Gepäck, auf die ihr alle gewartet habt.

depeche-mode// Depeche Mode sind eine Band, die scheinbar schon immer da gewesen ist und trotz ihrer endlosen Bandkarriere noch nie ein wirklich schlechtes Album aufgenommen hat. Auch auf ihrem 13. Studioalbum namens „Delta Machine“ hat sich daran nicht viel geändert. Es gehört wahrscheinlich sogar zu den besseren Platten der zweiten Hälfte ihrer Bandkarriere. Depeche Mode haben nämlich auch heute noch ein gutes Gespür für Hits. Dass sie dabei nicht altbacken klingen, liegt daran, dass der Sound der Gruppe von Beginn an in Richtung Zukunft schielte. So knallen sie einem auch diesmal minimalistische Beats gepaart mit packenden Melodien vor den Latz, die eine einzigartige Atmosphäre erschaffen. Wenn dann hin und wieder sogar eine Blues-Gitarre aus dem elektro-affinen Dickicht dringt, sorgt das für den nötigen A-Ha-Effekt und natürlich sind mit „Alone“ und „Heaven“ auch diesmal wieder zwei Anwärter für die nächste DM-Best Of-Compilation mit drauf. Depeche Mode sind eben auch heute noch eine bemerkenswerte Band und „Delta Machine“ ein Album, auf das die jüngere Kollegen ein wenig neidisch sein dürften.

carla-bruni// Während der Frühling noch etwas auf sich warten lässt, versüßt uns Carla Bruni die Wartezeit schonmal mit ihrem vierten Album. „Little French Songs“ steckt voller melancholisch-beschwingter Liedermacherperlen, die man sich am Liebsten auf Endlosschleife zu Gemüte führen möchte. Man kann regelrecht den Tulpen beim Spriesen zusehen, wenn „Mon Raymond“ das Soundsystem flutet und möchte sich hinterher auf der Stelle in eine watteweiche Blumenwiese plumsen lassen. In musikalischer Hinsicht hat sich dabei im Gegensatz zum Vorgänger eigentlich nicht besonders viel geändert, macht aber nichts: genau dieses Album hatten wir von Carla Bruni erwartet und sie tut uns den Gefallen. Nett, oder? Genau wie dieses WErk. Also schnuppert mal rein.

lemaitre// Nachdem uns bereits vor Kurzem der herzallerliebsten John Grant ein gelungenes Werk im Grenzgebiet von Folk und Elekto vor den Latz knallte, macht sich nun der Bolivianer und Wahl-Berliner David Lemaitre daran, es ihm gleich zu tun. Bemerkenswert an seinem Album „Latitude“ ist dabei aber nicht nur die Instrumentierung der einzelnen Tracks, sondern auch das tiefsinnige Songwriting, das einen immer wieder zum Nachdenken anregt. Kein Wunder, dass schon Musiker wie Get Well Soon und Jose Gonzales auf ihn aufmerksam geworden sind und ihn als Supoort mit auf Tour schleppten. Nun aber ist David Lemaitre vollends auf sich allein gestellt und meistert diese Herausforderung überaus elegant. Da dürfen auch Fans von Sufjan Stevens und Bodi Bill mal einen Durchlauf riskieren.

milo-greene// Die Cinematic-Popper von Milo Greene haben in der Zwischenzeit ebenfalls ihr Debüt-Album aus dem Ärmel geschüttelt. Die Scheibe strotzt in diesem Zusammenhang nur so vor atmosphärischen Momenten, es hacken sich aber schon nach wenigen Durchläufen zahlreiche Melodien im Ohr des Hörers fest. Dabei bewegt sich die Band auf dem schmalen Grad zwischen dem Folk-Rock der Mumford & Sons und den Watteweich-Pop der Kollegen von Fun. Das schönste an Milo Greene ist aber, dass dem Quintett über die volle Distanz von 36 Minuten und 36 Sekunden niemals die Luft ausgeht. Ganz im Gegenteil: Man fragt sich immer wieder, wo die Band nur all ihre Ideen hernimmt. Soll heißen: Lass dich einfach mal wieder verzaubern, Milo Greene haben den passenden Soundtrack dazu.

harper-simon// Wer auf bodenständige Liedermacher-Klänge der Marke Beck steht, sollte mal in das aktuelle Album von Harper Simon hinein hören. Auf „Division Street“ wandelt der ehemalige Folk-Rocker nicht nur auf den Spuren von Velvet Underground und Konsorten, sondern ruft auch hin und wieder schöne Erinnerungen an das breite Schaffen von Großmeister Elliott Smith und John Lennons Sohn Sean wach. Darüber hinaus kommen dem Musiker auf seinem neuen Album auch noch ein paar illustre Kollegen von den Strokes, Bright Eyes und Pete Thomas von der Elvis Costello-Backing-Band The Attractions zu Hilfe. Na, wenn das mal kein Grund zum Abfeiern ist. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.