// zuckerbeat vol. (3)36 – „übelst #geilon“

mit neuer Musik von MC Fitti, Rose Windows, The Elwins, Lou Doillon, AlunaGeorge, Systemfehler, Defeater und Asking Alexandria. // Jetzt, liebe Leser, wird’s aber mal so richtig „#Geilon“. MC Fitti (Nein, das ist nicht der neue Burger von einer überaus bekannten Fast Food-Kette, sondern ein in der Szene durchaus renommierter Artist) versucht sich auf seinem […]

mit neuer Musik von MC Fitti, Rose Windows, The Elwins, Lou Doillon, AlunaGeorge, Systemfehler, Defeater und Asking Alexandria.

mcfitti// Jetzt, liebe Leser, wird’s aber mal so richtig „#Geilon“. MC Fitti (Nein, das ist nicht der neue Burger von einer überaus bekannten Fast Food-Kette, sondern ein in der Szene durchaus renommierter Artist) versucht sich auf seinem Debütalbum daran, in Selbstironie zu baden, ohne dabei abzusaufen. Das Ergebnis klingt beim ersten Durchlauf noch wie ein komplett hohles Atzen-Plagiat, entfaltet dann aber einen doppelbödigen Charme, den man dem Musiker gar nicht wirklich zugetraut hätte. Die Wahrheit ist nämlich: so hohl die Mucke des Typen, der von sich selbst behauptet, sein Bruder sei der andere von ZZ Top, zu Beginn auch anmutet, so wenig kann man sie am Ende ernst nehmen. In jedem zweiten Satz fallen angesagte Trend-Begriffe wie „Yolo“ und Konsorten, man dreht die Anlage aber trotzdem immer wieder ein kleines Stück lauter. MC Fitti hat ein Händchen für Hits. Wenn er in „30 Grad“ zum entspannten Abhängen einlädt oder sich in „Whatsapper“ auf den „Hotstepper“ beruft. Man hat den Scheiß noch Stunden später im Ohr und weil Fitti im Gegensatz zu vielen Kollegen neben etwas Humor auch noch eine gehörige Portion an Grips an den Tag legt, kann man sich hier auch als alteingesessener Fischmob- oder Deichkind-Fan niederlassen. Soll heißen: einfach #geilon, die Scheibe – auch wenn die ersten paar Durchläufe ein wenig schmerzen.

rose-windows// Dass die Verantwortlichen aus dem Hause „Sub Pop“ auch heute noch ein gutes Gespür für herausragende Musik haben, stellten sie in den vergangenen Jahren immer wieder unter Beweis. Nun erscheint das Debütalbum einer aufstrebenden Comco aus Seattle, dass man sich als Fan von zeitlosen Klassikern aus dem Hause The Doors oder Bob Dylan unbedingt zu Gemüte führen sollte. Die Gruppe Rose Windows vermischt auf ihrem Album „The Sun Dogs“ die unterschiedlichsten Stile und wandelt zwischen den Polen Americana, Indie, Psychedelic und World Music ohne dabei ins Straucheln zu geraten. Stattdessen bekommt man neun dymanische Songs um die Ohren gehauen, die in keine Schublade passen. Produziert wurde das Ganze von niemand Geringerem als Randall Dunn, der Fans der Gruppe (SunnO))) bereits ein Begriff sein dürfte. Nun holt er zusammen mit diesem siebenköpfigen Haufen zum großen Wurf aus. „The Sun Dogs“ klingt absolut einzigartig und lässt für die Zukunft noch auf weitere Großtaten dieses unverhofften Geheimtipps aus Seattle hoffen.

elwins// Wer auf Zuckerwatte-Pop der Marke Belle & Sebastian steht, der dürfte in Kürze ebenfalls eine neues Lieblingsband haben. The Elwins veröffentlichen nämlich in diesen Tagen ihr Debütalbum „And I Thank You“ und klingen darauf wie eine Melange aus den besten Momenten der Beach Boys und Zombies. Die Scheibe wurde produziert von Bill Moriartry (Blonde Redhead, Stephen Malkmus) und spult einen sofort 50 Jahre in der Zeit zurück. Hach, wie zauberhaft ist das denn: „Come On Out“ ist der wahrscheinlich schönste Opener der Saison und die Shins können sich jetzt schon einmal warm anziehen, wenn sie da mithalten wollen. Für uns jedenfalls haben die Elwins das bisher zauberhaftesteste Pop-Album des Sommers geschrieben und wir tanzen jetzt noch ein bisschen zu diesen Melodien durch den Mondschein und hoffen, dass diese Musik niemals verklingen möge…

lou-doillon// Wer auf französischer Liedermacher-Kunst steht, der hat bei uns schon reichlich Futter in Form diverser Compilations oder illustrer Acts präsentiert bekommen. Nun schickt sich die ambitionierte Künstlerin Lou Doillon an in die Fußstapfen von ihren illustren Kolleginnen zu treten und eine breite Fangemeinde um sich zu versammeln. Ihr aktuelles Album jedenfalls braucht sich hinter den den aktuellen Werken von Zaz und Vanessa Paradis keineswegs zu verstecken. „Places“ ist vielmehr ein packend produzierter Emotionalisierer, der von niemand Geringerem als Zdar (Phoenix & Cat Power) in Szene gesetz wurde. Wen schert es da schon, dass die Musikerin auch noch die Tochter von Jaques Doillon und Jane Birkin ist. Solches Name-Dropping hat diese Scheibe überhaupt nicht nötig. Die Musik spricht für sich selbst.

alunageorge// In den höchsten Tönen gelobt wird derweil auch das aktuelle Album von Aluna Francis und George Reid. Die beiden Finalisten des Critics’ Choice Award bei den diesjährigen Brit Awards geben sich unter dem Banner AlunaGeorge alle Mühe, ein zeitgenössisches R&B-Album aus dem Ärmel zu schütteln. Dass ihr Sound leicht schräg anmutet, sorgt dafür, dass sich immer wieder ein paar gelungene Dissonanzen in die Stücke einschleichen und die Musik über die volle Distanz spannend bleibt. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern in diesen angesagten Sound, der von der Times genauso gefeiert wird, wie von der Musikzeitschrift NME oder dem Modemagazin Glamour. Ist eben „Body Music“ in seiner reinsten Form. Also abtanzen bitte, solange der Scheiß noch heiß ist.

systemfehler// Wirklich bezaubernd ist auch die deutschsprachige Teenie-Band-Comedy „Systemfehler“, deren Soundtrack in diesen Tagen in den Handel kommt. Auf der Scheibe finden sich neben Songs der Gruppe selbst, die allesamt stark an die Musik von Kraftklub erinnern, auch noch schmissige Hymnen aus dem Hause Beatsteaks und Biffy Clyro. Und natürlich dürfen auch Madsen nicht fehlen, für die die Band im Rahmen des Films einen Support-Gig absolviert. Heraus sticht allen voran die Systemfehler-Single „Wenn Inge tanzt“, deren knalliger Refrain einem noch Stunden sopäter im Ohr herum schwirrt. Wer also mal wieder so richtig schön in nostalgischen Erinnerungen an die eigene Schulband-Zeit schwelgen möchte, der sollte unbedingt mal reinschnuppern. Noch dazu weil der Harald Schmidt-Studiomusiker Helmut Zerlett ebenfalls ein paar Takes beisteuert.

defeater// Alle, die auf emotionsgeladene Hardcore-Acts stehen, die sollten sich mal an das aktuelle Album der Gruppe Defeater heranwagen. „Letters Home“ erscheint auf „Bridge9 Records“ und knallt uns zehn knackige Songs vor den Latz, die einen schon nach wenigen Minten dazu anregen, die Regler der heimischen Stereoanlage auf Anschlag zu switchen. Ist schon bemkerenswert, wie enthusiastisch die Band hier zu Werke geht, vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich bei dem Werk um einen vertonten Briefroman handelt, der in den Jahren 1943 bis 1945 spielt. „Letters Home“ ist demnach also ein astreines Konzept-Album, das aber ähnlich wie die Platten von Coheed & Cambria auch funktioniert, wenn man es in seine Einzelteile zerlegt.

asking-alexandria// Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf das aktuelle Album der allseits beliebten Briten von Asking Alexandria. Die sind mit ihrem Debütalbum nicht nur in die Top 10 der amerikanischen Billboard-Charts gecrasht, sondern haben auch ein paar fulminante Live-Gigs im Rahmen der altehrwürdigen „Warped Tour“ absolviert. Nun legen sie mit „From Death To Destiny“ ein neues Album nach und sorgen hoffentlich auch hierzulande für eine ganze Menge an Aufsehen. Verdient hätte es das Werk, das vor euphorisch-stimmenden Krachern nur so strotzt und sich locker mit den Größen des Genres messen kann. Wenn du also auf emotionsgeladene Musik stehst, hör unbedingt mal rein. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.