// strichcode vol. 51 – „wie nennen wir sie?“

mit den Bänden Saga, Sweet Tooth, Hipster Hitler, der Peanuts Werkausgabe, The Last Of Us: American Dreams und Buddha. // Ein wirklich hochkarätiges Werk erscheint in diesen Tagen auch hierzulande. Der renommierte „Cross Cult“-Verlag hat sich ein knappes Jahr nach der Erstveröffentlichung daran gemacht, die Graphic Novel „Saga“ auch für die hiesige Leserschaft verfügbar zu […]

mit den Bänden Saga, Sweet Tooth, Hipster Hitler, der Peanuts Werkausgabe, The Last Of Us: American Dreams und Buddha.

saga// Ein wirklich hochkarätiges Werk erscheint in diesen Tagen auch hierzulande. Der renommierte „Cross Cult“-Verlag hat sich ein knappes Jahr nach der Erstveröffentlichung daran gemacht, die Graphic Novel „Saga“ auch für die hiesige Leserschaft verfügbar zu machen. Nun steht der erste Band (kurz und knapp betitelt mit: „Eins“) in den Regalen und man kann Autor Brian K. Vaughn und Künstlerin Fiona Staples nur ein riesengroßes Kompliment machen. Was sie hier auf Paiper gezaubert haben, gehört zum Besten, was uns in diesem Jahr zwischen die Finger gekommen ist. Die Story selbst dreht sich um eine noch sehr junge Familie, die sich daran macht, das Universum auf einen Platz zum Verweilen abzugrasen.

Blöderweise handelt es sich bei dem Pärchen allerdings um die Mitglieder zweier verfeindeter Kriegsparteien, was das gewagte Unterfangen nicht gerade einfacher macht. Zusammen trotzen sie trotzdem den Gefahren, die mit ihrer Liebe einhergehen und versuchen ihr neugeborenes Kind irgendwo in Sicherheit zu bringen. Ob das am Ende gut geht? Den Autoren gelingt es den klassischen Stoff mit jeder Menge zauberhafter Charaktere zu versehen, so dass man schon nach wenigen Seiten aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Wenn du also auf Sci-Fi-Unterhaltung der gehobenen Sorte stehst, schau doch mal rein. Für uns jedenfalls ist „Saga“ jetzt schon einer der „Newcomer“ des Jahres im Comic-Bereich. Da bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass auch die kommenden Bände das hohe Niveau dieses Erstlings zu halten vermögen.

sweet-tooth-4// Bereits im vergangenen Jahr haben wir begeistert auf die ersten Veröffentlichungen in Sachen „Sweet Tooth“ reagiert. Die Reihe hat durchaus das Potenzial unseren Spitzenreiter „The Walking Dead“ zumindest auf Augenhöhe zu begegnen, vor allem dann, wenn sie das bisherige Niveau über die volle Distanz zu halten vermag. Im vierten Band nimmt sich Schöpfer Jeff Lemire weiter den bewegten Ereignissen um Gus (einer Kreatur halb Mensch halb Tier) und seinem Helfer Jeppard an. Obwohl das Unrecht der Vergangenheit (mehr dazu in Band 1) noch nicht gesühnt ist, raffen sich die Beiden wieder zusammen und entschließen sich für einen Marsch in Richtung Norden, wo sie ein Heilmittel für die mysteriöse Krankheit zu finden hoffen, die Millionen Menschen umbrachte und für die Mutation der Tiermenschen verantwortlich war. Ob es den Beiden gelingt? Ob Gus dem lieben Jeppard nochmal sein Vertrauen ausspricht? Ob das am Ende die richtige Entscheidung ist? Der vierte Band namens „Bedrohte Arten“ strotzt nur so vor Spannung und zeigt differenzierte Charaktere, deren wahre Beweggründe nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Soll heißen: „Sweet Tooth“ ist mit das Beste, was derzeit im Comic-Bereich zu haben ist und strotzt nur so glaubwürdigen Charakteren, die durch ein endzeitlich-angehauchtes Paralleluniversum wandeln.

hipster-hitler// Hitler der Lächerlichkeit Preis zu geben, wird ja in der Zwischenzeit immer öfter versucht. Das Ergebnis ist mal mehr, mal minder erheiternd. Ist eben immer ein Spagat sich dem größenwahnsinnigen Nazi auf humoristische Weise zu nähern. Das Web-Comic „hipsterhitler.com“ schlägt ebenfalls in diese Kerbe und erfreut sich seit geraumer Zeit imposanter Klick-Zahlen. Nun erscheint das Comic um den hassenswertesten „Hipster“ der Vergangenheit auch in regulärer Form und lädt zum Schmunzeln ein. Garniert mit einer gehörigen Portion an unveröffentlichtem Material, machen sich die beiden Schöpfer James Carr & Archana Kumar daran, nicht nur Reihenweise ironische Verweise auf die irrwitzigen Hitler-Tagebücher vom Stapel zu lassen, sondern funktionieren die Figur des Führers auch noch zum prototypischen „Club Mate“-Trinker um. Das Ergebnis ist ein kunterbunter Mix aus schrägen Motiven, die sich mit so dringlichen Fragen auseinander setzen, wie: als was geht Hitler an Fasching? Oder: auf was für Art von Filmen steht Hitler eigentlich? Ob das Ganze auch für dich funktioniert? Am besten du findest es selbst heraus. „Hipster Hitler“ ist auf jeden Fall mal einen Blick wert und umschifft gekonnt die typischen Fettnäpfchen, die sich bei einer solch schwierigen Thematik fast zwangsläufig vor einem auftun.

peanuts3// Absolut begeistert sind wir in der Zwischenzeit auch von der hochwertigen Werkausgabe der „Peanuts“, welche seit geraumer Zeit bei „Carlsen Comics“ erscheint. Im dritten Buch (der insgesamt 25-teiligen Reihe!) haben die Charaktere inzwischen eine gehörige Portion an Tiefgang erhalten. Außerdem bekommt man die ersten Worte von Linus präsentiert, sowie eine gelungene Snoopy-Tieranimations-Geschichte, die mit zum Besten gehört, was wir in den vergangenen Jahren von den Peanuts vor den Latz geknallt bekamen. Ebenfalls lobenswert ist, dass hier zum ersten Mal zahlreiche Zeitungs-Strips versammelt sind, die es bisher noch nie im Rahmen einer hiesigen Veröffentlichung zu begutachten gab. Fans kommen also auch diesmal voll und ganz auf ihre Kosten und Schöpfer Charles M. Schulz unterhält einen auf gewohnt hohem Niveau. Die „Peanuts“ haben außerdem, obwohl die Geschichten des Buches bereits über 50 Jahre auf dem Buckel haben (die Comics stammen allesamt aus den Jahren 1955 und 1956), keineswegs an Kraft verloren. Ganz im Gegenteil: man wird sogar richtig nostalgisch, wenn Charlie Brown immer wieder einen von Lucy gehaltenen Football verfehlt. Als ob das noch nicht genug wäre, gibt’s auch noch ein ausgiebiges Stichwort-Register und eine Einführung von Simpsons-Mastermind Matt Groening oben drauf. Na, wenn das kein Grund zur Freude ist, dann weiß ich auch nicht.

last-of-us// Wer auf den sagenhaften Game-Hit „The Last Of Us“ steht, der bekommt nun noch einmal ordentlich Futter von Seiten des „Cross Cult“-Verlages nachgereicht. Der veröffentlicht nämlich in diesen Tagen die Vorgeschichte des Spieles und die hat es ordentlich in sich. „American Dreams“ wurde verfasst von Neil Druckmann, der sich hier daran macht, die Atmosphäre des Videospieles zusammen mit Faith Erin Hicks (Zeichnungen) und Kolorist Rachelle Rosenberg auf Papier zu transferieren. Das gelingt dem Trio mit einer spannenden Geschichte sehr ordentlich. In düsteren Motiven folgen wir dem Treiben in einer Militärschule in Boston, wo eine groß angelegte Schutzzone errichtet wurde. Neunzehn Jahre ist es inzwischen her, dass die seltsame Pilzinfektion normale Menschen zu wildgewordenen Bestien mutieren ließ. Nun gilt es so etwas wie Normalität widerherzustellen, was gar nicht mal so einfach ist, wenn schon direkt um die Ecke ein paar lebende Tote auf einen warten. Wer „The Last Of Us“ also noch nicht kennt und sich schon mal auf das fulminante Spielerlebnis einstellen möchte, sollte mal reinspitzen in dieses Werk. Es wird einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.

buddha-6// Schon seit Längerem weisen wir in regelmäßigen Abständen auf die Neuauflage des wunderbaren Manga-Klassikers „Buddha“ hin, der nun bereits in die sechste Runde geht. Die Geschichte selbst dreht sich um das bewegte Leben des weltberühmten Buddhismus-Begründers und ist dermaßen spannend erzählt, dass man sie am liebsten in einem Rutsch durchschmökern möchte. Im sechsten Band namens „Die Erleuchtung“ widmet sich die Zeichner-Legende Osamu Tezuka der Entwicklung des jungen Siddhartha zum Fürstensohn Siddhartha Gautama Buddha. Der Protagonist erkennt im Laufe seines Lebensweges, dass alles auf der Welt miteinander verwoben ist. Alles steht in einem direkten Zusammenhang zueinander und so lässt sich jedes Handeln nur unter Berücksichtigung des großen Ganzen betrachten. Der Moment der „Erleuchtung“ ist in diesem Zusammenhang nicht nur großartig in Szene gesetzt, man bekommt auch als Nicht-Buddhist einen interessanten Einblick in die Welt-Religion, zudem spart auch dieser Band nicht mit humoristischen Passagen, so dass man auch als Laie durchaus ins Schmunzeln gerät, während die Handlung voranschreitet. Wer sich also mal wieder an einen echten Manga-Klassiker heranwagen möchte, der sollte mal in „Buddha“ hinein schnuppern. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.