// strichcode vol. 56 – „warte! mach keinen…“

mit den Bänden Dorothy und der Zauberer in Oz, Zeit des Bösen – Apokalypse & Soum, Before Watchmen: Silk Spectre, Das verräterische Herz, Entführt und Wo ist der Zombie? // Bereits zum dritten Mal entführen uns die Kollegen aus dem „Marvel“-Universum in das Wunderland von Oz, um uns mit der Geschichte von „Dorothy und der […]

mit den Bänden Dorothy und der Zauberer in Oz, Zeit des Bösen – Apokalypse & Soum, Before Watchmen: Silk Spectre, Das verräterische Herz, Entführt und Wo ist der Zombie?

oz// Bereits zum dritten Mal entführen uns die Kollegen aus dem „Marvel“-Universum in das Wunderland von Oz, um uns mit der Geschichte von „Dorothy und der Zauberer in Oz“ bekannt zu machen. Wie schon in den beiden Vorgänger-Bänden wird die Geschichte von L. Frank Baum in ein Tim Burton-mäßiges Paralleluniversum transferiert und von Eric Shanower und Skottie Young kongenial in Szene gesetzt. In diesem Zusammenhang begibt sich die kleine Dorothy abermals auf eine wundersame Reise, die eigentlich überhaupt nicht geplant gewesen ist. Im Rahmen eines verheerenden Erdbebens werden die Protagonistin und ihr Cousin von einem Spalt in der Erde verschluckt. Dort bekommen sie es mit einem Mangabus und einem unsichtbaren Bären zu tun und stehen anschließend einigen hölzernen Gargoyles im direkten Duell gegenüber. Als dann auch noch ein paar Drachenbabys auftauchen, scheint ihr Schicksal besiegelt. Dann aber erscheint plötzlich der Zauberer von Oz und die Dinge nehmen eine gänzlich unerwartete Wendung. Welche das ist? Am besten du schnupperst selbst mal rein in diese famose Graphic Novel-Adaption, genauso wie in die beiden Vorläufer, die ebenso liebenswert in Szene gesetzt worden sind.

zeit-des-bosen-1// Im „Cross Cult“-Verlag erscheinen in der Zwischenzeit zwei wirklich lesenswerte Werke aus der Feder von Luis Royo und Romulo Royo. Das erste namens „Soum“ stammt von dem spanischen Manga-Künstler Kenny Ruiz. Selbiger ist nicht nur gebürtiger Spanier, er gibt auch Comic-Unterricht in Madrid und wurde für seine Arbeiten schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In seinem aktuellen Buch, welches zu der Saga „Zeit des Bösen“ zählt, widmet er sich einer Protagonistin namens Soum, die sich ihren Weg durch die zerstörte Hauptstadt Japans bahnt. In diesem Zusammenhang handelt sie getreu der Devise: „Nichts zu beschützen, nichts zu verlieren“ und versucht sich an möglichst wenig zu binden. Aufgrund seiner Rasanz eignet sich „Soum“ ideal zum Einstieg in das „Zeit des Bösen“-Universum, wobei wir allen, die daran Gefallen finden, gleich noch einen weiteren Band der Reihe ganz innig ans Herz legen möchten. „Apokalypse“ ist nicht nur mit einem hochwertigen Hardcover-Einband versehen, der Comic beinhaltet auch eine exklusive DVD, die neben einem zeit-des-bosen-2Making Of auch noch eine sehenswerte Galerie beinhaltet. Die Macher haben sich wirklich Mühe geben, die sagenumwobene Welt in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. So werden wir inhaltlich mit einer Welt am Rande des Abgrunds konfrontiert. Das Jahr 2038 ist angebrochen und mit ihm die Apokalypse. Das gesellschaftliche Leben, wie wir es heute kennen, ist Geschichte und düstere Geschöpfe machen sich in den Trümmern breit. Dort bereiten sie sich auf eine finale Schlacht vor, welche ihnen endgültig die Vorherrschaft über den Planeten sichern soll. In den Konflikt hinein geraten auch Luz und Soum, welche in dem Kampf zwischen Menschen, Bestien und Monstern eine Schlüsselrolle einnehmen. Welche das ist? Am besten riskierst du selbst mal einen Blick in die atemberaubende Welt von Luis Royo und Romulo Royo. Dieses Endzeitszenario gehört nämlich zum faszinierendsten, was uns in diesem Jahr untergekommen ist.

silk-spectre// Die gefeierte Reihe „Before Watchmen“, die uns schon so zauberhafte Geschichten über die altehrwürdigen „Minutemen“ oder die Vergangenheit von Rorschach bescherte, geht nun bereits in die sechste Runde. Diesmal ist „Silk Spectre“ an der Reihe und entpuppt sich als echte Tyrannin. Um ihre Tochter auf das echte Leben vorzubereiten, greift sie immer wieder zu drastischen Mitteln, die in keinem Verhältnis zu den zu bewältigenden Herausforderungen stehen. Eines Tages flieht Laurie Juspeczyk (so der Name der Tochter) nach San Francisco, um sich von zu Hause abzusetzen. Dort sieht sie sich nicht nur mit jeder Menge Hippies und Drogenwracks, sondern auch mit der sexuellen Revolution konfrontiert, was ihr zunehmend den Blick fürs Wesentliche zu vernebeln droht. Schließlich erscheint auch noch der altehrwürdige Comedian auf der Bildfläche und die Dinge geraten zunehmend außer Kontrolle. Ob sich am Ende ein Ausweg findet, der für alle zufriedenstellend aussieht, ist ungewiss. Eisner Award-Gewinner Darwyn Cooke (auch für die wunderbare „Minutemen“-Saga verantwortlich) und Zeichnerin Amanda Conner betören einen stattdessen mit nostalgisch angehauchten Motiven und lassen den „Sommer der Liebe“ in ihrem Werk wieder aufleben.

poe// Für alle, die sich über literarische Rundumschläge in grafischer Form freuen, möchten wir bei dieser Gelegenheit auch auf ein gelungenes Werk aus dem „Knesebeck“-Verlag verweisen. „Das verräterische Herz und andere unheimliche Geschichten“ versammelt einige wirkliche schaurige Episoden aus dem Werk von Edgar Allen Poe. Der Illustrator Gris Grimley versteht es in diesem Zusammenhang sehr gekonnt, die bitterbösen Geschichten mit fiesen Motiven zu unterfüttern, die immer wieder schöne Erinnerungen an das Schaffen von Tim Burton wachrufen. Gerade zu Halloween eignet sich „Das verräterische Herz“ also ganz vorzüglich, um sich am Abend gemeinsam ein paar gruslige Geschichten zu erzählen. Diese wiederum drehen sich um ein ewig-schlagendes Herz, fragwürdige Heilmethoden und einem Hypnotiseur, der versucht den Lebenden die dunklen Geheimnisse über das Dasein nach dem Tod zu entlocken. Ob es ihm gelingt? Und wer sonst alles so auf der Strecke bleibt. Am besten du schaust mal rein. „Das verräterische Herz“ ist ein schaurig-schönes Werk voller düsterer Geschichten.

entfuhrt1// Eine Art Comic-Reportage stellt die Graphic Novel „Entführt“ dar, welche in diesen Tagen bei „Panini Comics“ erscheint. Das nachdenklich stimmende Werk aus der Feder von Hernán Migoya und Joan Marín erzählt eine Art autobiographische Fiktion, die auf Polizeiberichten und Zeugenaussagen fußt. In dem Werk wird die traurige Geschichte der Studentin Melina erzählt, die eines Tages aus ihrem Alltag gerissen wird. Vollkommen unvermittelt wird sie nach dem Verlassen ihrer Wohnung entführt und in einen kleinen Koffer gesteckt. Eigentlich wollte sie an dem Tag zur Universität, doch das Schicksal spielte ihr einen Streich. Nun sieht sie sich mit einer absoluten Extremsituation konfrontiert, welche das Äußerste von ihr verlangt. Dem Autoren-Duo gelingt es in diesem Zusammenhang sehr gut die Beweggründe und existenziellen Ängste der Protagonistin herauszuarbeiten, die immer wieder versucht mit ihren Peinigern in einen Dialog zu treten. Ob es ihr gelingt, sie von ihrem Vorhaben abzubringen? „Entführt“ fesselt einen und ist nichts für schwache Nerven. Noch dazu kommt die Graphic Novel im hochwertigen Hardcover-Outfit daher, was der Ausgabe ein wirklich edles Antlitz verleiht.

zombie// Wer zu guter Letzt nicht nur unterhalten, sondern auch ein wenig miträtseln möchte, der kommt in dem blutrünstigen Album „Wo ist der Zombie?“ auf seine Kosten. Das Werk von Illustrator Paul Moran ist ein so genanntes „Wimmelbuch… mit Zombies“ und keinesfalls für kleine Kinder geeignet. Die Vorgeschichte besagt, dass ein Experiment am Hart Labor fehlgeschlagen ist und dadurch der Wissenschaftler Joel Peters und seine Familie mit einem Zombie-Virus infiziert worden sind. Nun gilt es die umtriebige Horde (bestehend aus zehn Infizierten) zu identifizieren und hier kommt auch schon der Zuschauer ins Spiel. Der muss nämlich alle zehn Beißerchen (inklusive Hund und Katze) auf den großformatigen Motiven identifizieren, damit der Rest der Menschheit von dem Virus verschont bleibt. Ob dir das gelingt? Am besten du findest es selbst heraus und zerbrichst dir den Kopf, wo sich der wilde Haufen denn nur jetzt wieder versteckt hat. Gar nicht so einfach, das Ganze. Macht dafür aber verdammt viel Spaß und ist grade an Halloween ein gefundenes Fressen für alle Untoten-Freaks. Aber Vorsicht: lass dich nicht beißen. Bis zum nächsten Strichcode.