// zuckerbeat vol. (3)57 – „heartbreaker“

mit neuer Musik von Rika, Angel Olsen, Mogwai, Mutual Benefit, Thomas D, Kid Ink, The Lumineers und The Anna Thompsons. // Wer auf die Musik von Slut und Velojet steht, der sollte mal das neue Album von Rika in seine Stereoanlage schubsen. „How To Draw A River, Step By Step“ ist ein bezaubernden Indie-Pop-Werk, das […]

mit neuer Musik von Rika, Angel Olsen, Mogwai, Mutual Benefit, Thomas D, Kid Ink, The Lumineers und The Anna Thompsons.

rika// Wer auf die Musik von Slut und Velojet steht, der sollte mal das neue Album von Rika in seine Stereoanlage schubsen. „How To Draw A River, Step By Step“ ist ein bezaubernden Indie-Pop-Werk, das einen gleich zu Beginn mit einer schwelgerischen Piano-Ballade um den kleinen Finger wickelt. „Port Dover“ ist anschließend genau der Song zu dem man nachts um drei der besten Freundin ins Ohr flüstern möchte, wie gerne man sie hat. Rika verstehen es ganz vorzüglich einen mit ihrer Musik in ein alternatives Universum zu kicken, nostalgische Erinnerungen an The Electric Club und Miles werden wach und am Ende wird sich auch der eine oder andere Fan von Bon Iver mit dieser Platte ins Nebenzimmer schleichen. Man möchte Rika einfach gerne haben, dafür, dass sie sich mit ihren manchmal spröden Songs niemals dem Mainstream anbiedern – diese vier Wahl-Österreicher sind einfach sie selbst. Und das ist verdammt nochmal gut so.

angel-olsen// Angel Olsen stand schon gemeinsam mit Bonnie „Prince“ Billy auf der der Bühne. Nun steht ihr aktuelles Solo-Album namens „Burn Your Fire For No Witness“ in den Regalen, das einen mit charmantem Lo-Fi-Liedermacher-Pop um den kleinen Finger wickelt. Mit ihrer akustischen Gitarre werden gleichermaßen Erinnerungen an alte Cat Power-Songs und Nirvana-Demo-Sessions wach. Angel Olsen wickelt einen mit ihrer Musik um den kleinen Finger und ehe man sich versieht, ist man der Platte auch schon hoffnungslos verfallen. Fans von Ben Kweller und Rivers Cuomos Solo-Sachen könnten ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Genauso wie Anhänger von The Velvet Underground und Mazzy Star. Soll heißen: die Spannbreite ist immens. Angel Olsen aber gelingt es all ihre musikalischen Einflüsse zu etwas Einzigartigem zu vermengen. Uns so sind wir begeistert und schreien schon beim Ende des zweiten Songs hemmungslos mit. Ein wahrhaft mitreißendes Werk.

mogwai// Nachdem ihr Soundtrack zu der grandiosen, französischen Mystery-Serie „Les Revenants“ hierzulande leider etwas untergegangen ist (hört da bitte nochmal rein, das Album ist an Atmosphäre nicht zu überbierten), erscheint nun schon wieder ein neues Werk von Mogwai. Das inzwischen achste Studioalbum der Band führt Selbige auf zu neuen Ufern. „Rave Tapes“ weist in diesem Zusammenhang schon mit seinem Titel darauf hin, wo die Reise hingeht. Man bekommt zwar nach wie vor zauberhafte Piano-Klänge mit atmosphärischem Überbau präsentiert, dazu gesellen sich aber immer wieder elektronische Anleihen, die das Schaffen der Band auf ein höheres Level schubsen. Man braucht erstmal ein paar Runden, bevor man sich mit diesem Album versöhnt, dann aber wächst es einem immer weiter ans Herz und ruft im abschließenden „The Lord Is Out Of Control“ sogar schöne Erinnerungen an die erste Platte von Air wach.

12 Jacket (3mm Spine) [GDOB-30H3-007}// Gerade mal acht Songs befinden sich auf dem aktuellen Album von Mutual Benefit. Die Gruppe um Sänger Jordan Lee allerdings versteht es dennoch einen mit ihrer Musik spielend um den kleinen Finger zu wickeln. Das Dabütalbum „Love´s Crushing Diamond“ ist wie geschaffen für die kalte Jahreszeit und punktet mit melancholischem, äußerst abgedrehten Post-Folk-Pop, welcher aber auch den Fans von Mumford & Sons oder Passenger gefallen dürfte. Mutual Benefit ist einer dieser Geheimtipps, denen man Großes zutraut. Nachdem zuvor bereits unzählige Digital-Veröffentlichungen erschienen sind, gelingt es der Band nun ihre Stärken zu bündeln und einen nahezu unverwechselbaren Sound zu generieren. Die angesagtesten Online-Portale jedenfalls laufen schon heiß und mit etwas Glück reicht es auch hierzulande zu etwas mehr als nur einem Achtungserfolg. Wir jedenfalls sind wild entschlossen die Karriere der Gruppe um Jordan Lee, seiner Schwester Whitney Lee, Gitarrist Mike Clifford, Bassist Marc Merza, Klavierspieler Jake Falby, and Gitarrist Dillon Zahner auch weiterhin zu verfolgen.

thomas-d// Ende des vergangenen Jahres hat Thomas D mal wieder ein Lebenszeichen in Form eines neuen Albums aus dem Ärmel geschüttelt. „Aufstieg und Fall des Tommy Blank“ macht in diesem Zusammenhang nicht den Fehler, in monotone Gefilde der Marke „Lektionen in Demut“ abzudriften, sondern erweist sich als äußerst vielseitiges Album, das sich erst nach mehreren Durchläufen entfaltet. Dass die Scheibe ein Konzeptalbum ist, merkt man den einzelnen Songs zwar immer an, sie funktionieren aber auch abseits des konzeptionellen Überbaus. Dazu hat sich der Typ von den Fantas eine ganze Reihe an illustren Gaststars ins Studio geholt, die dafür sorgen, dass das Ganze auch über die volle Distanz spannend bleibt. Mit dabei sind unter anderem Samy Deluxe, Alin Coen und Moses Pelham, aber auch der Nachwuchs kommt in Form von Kaas, Chefket und Exclusive zum Zug. Dass Herbert Grönemeyer auch noch mit auf der Scheibe drauf ist, mag zwar ebenfalls für eine gehörige Portion an Aufmerksamkeit sorgen, die Zügel hält aber immer der Protagonist (ist das jetzt Thomas oder Tommy?) in der Hand und so dürfte der „Aufstieg und Fall des Tommy Blank“ allen Fans des Klassikers „Solo“ ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern.

kid-ink// Ziemlich poppig geht’s auf dem aktuellen Album von Kid Ink zu. Schon der Opener „Hello World“ bläst die letzte Regenwolke vom Firmament und leitet einen raptechnischen Rundumschlag ein, der sich gewaschen hat. „My Own Lane“ ist eine äußerst vielseitige Rap-Platte. Der kalifornische Musiker legt nach seinem Debütalbum keinerlei Ermüdungserscheinungen an den Tag. Ganz im Gegenteil. 18 Tracks knallt er uns um die Ohren und krallt sich dabei immer wieder in den Gehörgängen fest. Musikalisch kann man das Ganze wohl noch am Ehesten mit Mac Miller und Wiz Khalifa vergleichen, wobei auch Fans von Pusha T und A$ap Ferg mal einen Durchlauf riskieren sollten. Die sind hier nämlich neben zahlreichen weiteren ebenfalls als Feature-Gäste mit dabei. Soll heißen: „My Own Lane“ ist das perfekte Album um das Rap-Jahr 2014 stilgerecht einzuläuten.

lumineers// Wer sich in das letztjährige Album von The Lumineers verliebt hat, der kommt nun in den Genuss einer opulent ausgestatteten Bonus-Edition, die nicht nur mit fünf Bonus-Tracks, sondern auch mit einer hübschen DVD versehen ist. Darauf findet sich nicht nur ein gelungenes Special namens „On The Road with The Lumineers“, sondern auch die beiden Videos zu „Ho Hey“ und „Stubborn Love“. Abgerundet wird das ganze von einem 28-seitigen Booklet, das wirklich sehr stilsicher in Szene gesetzt worden ist. Die Original-Scheibe wiederum ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Bei Songs wie „Classy Girls“ und „Flowers In You Hair“ hat man fast das Gefühl in einer verrauchten Kneipe beim Soundcheck Mäusschen spielen zu dürfen. Das Trio aus Denver versteht es ganz hervorragend klassische Folk-Klänge mit einer düsteren Note zu versehen. Da heißt es zuschlagen und sich parallel dazu die Interviews via Monitor zu Gemüte führen. Wenn du die Scheibe also noch nicht dein eigen nennst, nutze die Gelegenheit. Es lohnt sich.

anna-thompsons// Wenn du auf Garage-Rock stehst, dann kommst du beim aktuellen Album von The Anna Thompsons auf deine Kosten. Das gleichnamige Werk der Wahl-Berlinerinnen strotzt nur so vor Rafinesse und Stilvielfalt. Man kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus, während die Scheibe auf dem Plattenteller hurtig ihre Runden dreht. Ambika Thompson, Karen Thompson, Ana Catalá und Kirsten Munchheimer gelingt es mit Sythesizern, verzerrten Bassläufen und einer Portion Rock´n´Roll ein wirklich enthusiastisch-stimmendes Werk aus dem Ärmel zu schütteln, welches man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Also schnuppert mal rein. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.