// zuckerbeat vol. (3)59 – „libertatia“

mit neuer Musik von Broken Bells, Ja, Panik, Samantha Crain, Left Boy, CEO, Neneh Cherry, Ansa und Run The Jewels. // Sehnlichst gewartet haben wir auf das neue Album von James Mercer und Danger Mouse. Zusammen sind sie mit ihrem Alter Ego Broken Bells in Indie-tronischen Gefilden aktiv und legen nun ihr zweites Werk „After […]

mit neuer Musik von Broken Bells, Ja, Panik, Samantha Crain, Left Boy, CEO, Neneh Cherry, Ansa und Run The Jewels.

broken-bells// Sehnlichst gewartet haben wir auf das neue Album von James Mercer und Danger Mouse. Zusammen sind sie mit ihrem Alter Ego Broken Bells in Indie-tronischen Gefilden aktiv und legen nun ihr zweites Werk „After The Disco“ vor. Im Gegensatz zur Hauptband von Mercer (den Indie-Pop-Darlings von The Shins) klingt die Musik von Broken Bells sehr viel verspielter und exerimentierfreudiger. Die neuen Songs überfordern einen deshalb auch beim ersten Durchlauf ein wenig. Dann aber schält sich die zauberhafte Hookline von „Holding On For Life“ nach vorne und man hebt ab in Richtung Erdumlaufbahn, wo man den Sternschnupen beim Leuchten zusieht. Wenn du auf experimentierfreudigen Pop mit hintersinnigen Texten stehst, der noch dazu mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt worden ist, dann bist du bei diesem Album an der richtigen Adresse.

ja-panik// Ja, Panik erzählen auf ihrem neuen Album von einem mysteriösen Land namens „Libertatia“, auf dem alle Menschen „befreit von jeder Nation“ leben können. Bemerkenswert daran ist, dass ihnen nach dem sperrigen Vorgänger ganz problemlos die Hinwendung zum hymnischen Pop-Song gelingt, ohne auch nur einen Hauch von Tiefgang in Sachen Lyrics einzubüßen. Bringen wir es doch mal auf den Punkt: „Libertatia“ ist eine astreine Hitschleuder, die man am Liebsten zwanzigmal am Tag hören möchte. Der Titeltrack stellt in diesem Zusammenhang zwar die größte Hymne dar, aber auch „Dance The ECB“, „Post Shakey Time Sadness“ und „Chain Gang“ dürften problemlos auf dem Tanzboden der örtlichen Indie-Disco funktionieren. Dazu gesellen sich Texte, die nur so sehr strotzen vor Querverweisen. Jedenfalls reibt man sich selbst nach dem x-ten Durchlauf noch die Augen und versucht dieses verschachtelte System aus Anspielungen und Zitaten zu durchdringen, welches Ja, Panik hier aus dem Ärmel schütteln. Auf diesem lyrischen Niveau bewegen sich derzeit nur wenige Bands aus hiesigen Gefilden und so dürfte sich „Libertatia“ in den kommenden Monaten zum heißen Anwärter auf die 2014er Jahrescharts mausern. Dieses Album hier scheint einfach alles zu können: es lädt gleichermaßen zum Tanzen und Nachdenken ein und macht mit jedem weiteren Durchlauf noch ein bisschen mehr Spaß. Schlicht bemerkenswert, diese Band.

samantha-crain// Die in Oklahoma aufgewachsene Musikerin Samantha Crain hat sich in den vergangenen Jahren einen guten Ruf als Live-Künstlerin erspielt. Beeinflusst von der Musik zahlreicher Trommelgruppen macht sie sich schnell daran die Plattenkisten ihres Vaters zu durchwühlen und stößt dort unter anderem auf die Musik von Neil Young und The Greatful Dead. Die 26jährige, welche viele auch als „Die Kleine“ bezeichnen (weil sie so jung aussieht), nimmt in ihren Songs Bezug auf all die Menschen, die sie während ihrer Reisen rund um den Globus getroffen hat. Die Produktion von John Vanderslice, dessen Alben wir auch schon mehrmals wohlwollend besprochen haben, tut ihr Übriges, um einen als Hörer ein breites Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Wenn du also mal wieder in einem zauberhaften Liedermacher-Werk versinken möchtest, dann bist du bei Samantha Crain an der richtigen Adresse.

left-boy// Wer im vergangenen Jahr die Gelegenheit hatte, hierzulande einem der rar gesäten Auftritte von Left Boy beizuwohnen, der wurde beschert mit einer multimedialen Attacke, die sich gewaschen hat. Dazu turnten zahlreiche Kids auf dem Bühnenboden herum, die zauberhafte Tänze hinlegten und man konnte als Zuschauer schon einmal heftig ins Schwärmen geraden. Anschließend stieß man auf der Homepage des Künstlers auf ein großes Sammelsurium an Tracks, das man sich für umme zu Gemüte führen konnte. Nun erscheint nach der gefeierten Vorab-Single „Get It Right“ endlich das erste reguläre Werk des MCs, Sängers und Produzenten und überzeugt über die volle Distanz. Wenn das letzte Stück (und wahrscheinlich beste der Platte) namens „Left Boy´s Coming“ verklungen ist, möchte man „Permanent Midnight“ sofort wieder von vorne hören. Wenn du also auf Raop mit einer gehörigen Portion Elektro-Appeal stehst, dann schnupper mal rein. Left Boy hat den Sound der Stunde für dich!

ceo// Der schwedische Pop-Musiker Eric Berglund alias CEO veröffentlicht in diesen Tagen ebenfalls sein zweites Album. Nachdem er bereits mit der Gruppe „Tough Alliance“ für Furore in den Blogs sorgte, macht sich der Betreiber des Labels „Sincerly Yours“ nun daran, seine Pop-Tracks mit elektronischen Beats aufzupäppeln. Dabei werden nicht nur schöne Erinnerungen an so illustre Kollegen wie Vampire Weekend und MGMT wach, mach beginnt auch schon nach wenigen Sekunden hemmungslos mitzuwippen, wenn der Beat einsetzt. „Wonderland“ ist eine wirklich packende Platte, die wie geschaffen ist, um das heimische Wohnzimmer in einen Tanztempel zu verwandeln. Wenn du also auf treibenden Indie-Pop mit viel Experimentierfreude stehst, dann schnupper mal rein. Es lohnt sich nicht nru wegen der bereits einschlägig bekannten Single „Whorehouse“.

neneh-cherry// Nach ihrem Cover-Album aus dem Jahre 2012, macht sich Neneh Cherry nun daran, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen. Unter dem Namen „Blank Project“ wagt sie sich an „Beat-Poetry“ der elektrifizierten Sorte. Die reduzierte Instrumentierung trägt dazu bei, dass man schon nach wenigen Sekunden im Takt wippt. Die Musikerin hat kein Interesse daran, irgendwelchen Ansprüchen und Erwartungen gerecht zu werden, stattdessen werden hübsche Harmonien mit rohen Vocals vermengt und anschließend in avandgardstische Gefilde abgedriftet. Björk dürfte wahrscheinlich grün vor neid werden, wenn sie dieses Album hören wird. Die Dringlichkeit, die Experimentierfreude, die Liebe zur Musik. All das atmen diese Songs und so sollte man Neneh Charry anno 2014 durchaus noch einmal ein paar Durchläufe schenken.

ansa// Aus Österreich stammt der Rap-Künstler Ansa, der bereits mit seiner Crew Die Vamummtn von sich Reden machte. Knallbonbons wie „Slang hern“ kleben uns noch heute im Ohr, aber jetzt wird auch solo aufs Gaspedal getreten. „Richtig realer Rapshit“ legt die Latte gleich zu Beginn ziemlich hoch an und sorgt dafür, dass man schon nach wenigen Sekunden vom Kopfnicker zum Pogotänzer mutiert. Dieser Künstler hier ist „Ansa unta Millionan“ und es wird Zeit, dass man auch hierzulande Notiz von ihm nimmt. Die 18 Songs der neuen Platte stehen seinem Kollabo-Album mit Moz („Niedaschlog“ aus dem Jahre 2011) in keiner Weise nach und führen formvollendet vor Augen, was heutzutage möglich ist, wenn man elektrifizierte Beats mit diskussionswürdigen (manchmal aber auch bewusst grenzwerdigen) Textzeilen vermengt. Wer auf österreichischen Rap steht, kommt an Ansa fortan nicht mehr vorbei. Und bekommt mit „Mei Level“ auch gleich noch den Party-Rap-Hit des Frühlings dazu geliefert.

run-the-jewels// Ein kleines, aber feines Werk erscheint in diesen Tagen unter dem Banner Run The Jewels. Dahinter verstecken sich der Produzent EL-P und der MC Killer Mike aus Atlanta, der bereits im Outkast-Umfeld für Furore sorgte. Nun liegt endlich das erste Album über „Big Data“ vor, welches man sich als Rap-Fan auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Fans von Roots Manuva und Konsorten kommen hier schonungslos auf ihre Kosten und mit Big Boi hat das Duo auch noch einen äußerst imposanten Feature-Gast am Start. Die kurze Lauflänge der Scheibe, die aus gerade mal zehn Tracks besteht, sorgt außerdem dafür, dass man sofort nach dem verklingen von „A Christmas Fucking Miracle“ wieder auf Repeat drücken möchte, um sich dieses Feuerwerk an packenden Punchlines noch einmal von vorne zu Gemüte zu führen. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wäre für heute. Also genießt die Musik. Bis zum nächsten Zuckerbeat.