// zuckerbeat vol. (3)61 – „beginnings“

mit neuer Musik von Livy Pear, Marissa Nadler, Temples, Mortis, Xiu Xiu, Drive-By Truckers und Joan As Police Woman. // Einen wohl gehüteten Geheimtipp stellt derzeit noch das Duo Livy Pear um die beiden Musiker Olivia und Lukas dar. Die versuchen sich seit geraumer Zeit daran die poetischen Aspekte eines Kinderklaviers mit der Dringlichkeit einer […]

mit neuer Musik von Livy Pear, Marissa Nadler, Temples, Mortis, Xiu Xiu, Drive-By Truckers und Joan As Police Woman.

livy-pear// Einen wohl gehüteten Geheimtipp stellt derzeit noch das Duo Livy Pear um die beiden Musiker Olivia und Lukas dar. Die versuchen sich seit geraumer Zeit daran die poetischen Aspekte eines Kinderklaviers mit der Dringlichkeit einer elektrischen Gitarre verschmelzen zu lassen und dabei auf elegante Weise so Themen wie Heimweh, Stillstand und Sehnsucht zu thematisieren. Auf den beiden bisher erschienen EPs namens „Beginnings“ und „Come And Go“ bekommt man bezaubernden Neo-Folk präsentiert, der einen immer wieder den Mund weit offen stehen lässt. Livy Pear machen Gänsehautmusik für die verrückten Momente im Leben. Sie nehmen einen mit Songs wie „Tag im Juli“ oder „Not this Time“ mit auf eine bezaubernde Reise, von der man sich wünscht, sie würde niemals zu Ende gehen. Wenn du also noch vor dem großen Durchbruch mal wieder einen echten Geheimtipp ganz für dich alleine entdecken möchtest, dann schnapp dir die beiden Eps, bevor es zu spät ist. Du wirst diese Band schon nach wenigen Minuten innig ins Herz schließen und anschließend nie wieder hergeben wollen.

mariss-nadler// Nachdem sich die Musikerin vor kurzem noch in der Hölle wähnte, geht auf ihrem neuen Album leider wieder nicht die Sonne auf. Marissa Nadler hat zwar den „July“ in den Mittelpunkt ihres neuen Machwerks, gerückt aber ansonsten wird man auch diesmal wieder von einer düsteren Stimmung übermannt, wenn die Songs des neuen Albums das Soundsystem fluten. Das sechste Werk der Ausnahmemusikerin ist in den „Avast Studio“ in Seatlle entstanden und wurden von Randall Dunn produziert, der bereits die Musik von so illustren Acts wie Earth, Sunn O))) und Wolves in the Throne Room ins treffende Licht zu rücken vermochte. Die Scheibe selbst wiederum lebt von der prägnanten Stimme der Protagonistin, die einen auf verstörend-hintersinnige Weise einlullt. Wenn du also auf vielschichtigen Pop mit emotionalen Momenten stehst, dann schnpper mal rein.

temples// James Bagshaw (Gesang), Tom Warmsley (Bass), Sam Toms (Drums) und Adam Smith (Keyboard) sind die Gruppe Temples. Die britische Band aus Kettering in England hat sich bereits im vergangenen Jahr einen Namen in ihrer Heimat gemacht und legt nun ein famoses Debütalbum vor, das den frühen Singles wie „Shelter Song“ und „Colours To Life“ in keiner Weise nachsteht. Ganz im Gegenteil: ein Song wie „Mesmerise“ ist genau der Hit, den man nachts um Zwölf auf der prall gefüllten Tanzfläche der örtlichen Indie-Diskothek um die Ohren gehauen bekommen möchte. „Sun Structures“ ist ein Album voller Hits und das verdankt die Band vor allem ihrem Sänger, der sich neben seiner Rolle als Frontmann auch gleichzeitig noch als Proudzent der Scheibe versuchte. Am Ende entsteht auf diese Weise ein packender Mix aus Pop und psychedelischen Klängen, der schöne Erinnungen an die Musik der Byrds wachruft.

mortis// Und nachdem deutscher HipHop in den vergangenen Jahren immer wieder an die Spitze der Charts gerauscht ist, kriechen nun zahlreiche Nachwuchsmusiker aus den Löchern und bekommen die Chance sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Der Rapper Mortis stammt aus dem Südharz und zog mit 18 nach Hannover, wo er sich langsam aber sicher einen Namen als versierter Künstler machte. Mit „Der goldene Käfig“ legt er nun seine erste EP vor und die hat es ganz schön in sich. Sieben Tracks haben es auf den Silberling geschafft und die wurde ziemlich emotional in Szene gesetzt. Hin und wieder werden Erinnerungen an Olson und Muso wach und so klingt die Musik auch frisch und am Puls der Zeit. Auf diese Weise entstehen kleine aber feine Hits wie „Zuhause“ oder „Engelsstaub“ und zu guter Letzt schaut auch noch Marteria für einen kleinen Gastauftritt im Studio vorbei. Wenn du also auf bodenständigen Rap mit jazzigem Unterbau stehst, dann hör dir die Scheibe mal an. Es lohnt sich.

xiu-xiu// Xiu Xiu widmen sich auch auf ihrem aktuellen Album mal wieder der dunklen Seite unseres menschlichen Daseins. Mit verstörenden Klängen macht sich die Band um Mastermind Jamie Stewart daran, die Grenzen des musikalisch Möglichen auszuloten, ohne dass man als Zuhörer die Nerven verliert. Ganz im Gegenteil: „Angel Cuts: Red Classroom“ fordert einen heraus, überfordert einen aber nicht. Die Scheibe thematisiert die direkte Umgebung des Protagonisten und erzählt Geschichten von den Gangs in der Umgebung und den Leichnamen, die immer wieder aus dem Wasser gezogen werden. Dabei gelingt es dem Musiker immer wieder sich musikalisch auf das Wesentliche zu fokussieren und den Hörer auf eine gleichsam spannende wie waghalsige Reise mitzunehmen. Wenn du auf grenzüberschreitende Musik stehst, dann bist du bei Xiu Xiu an der richtigen Adresse.

drive-by-truckers// 18 Jahre haben die altehrwürdigen Drive-By Truckers inzwischen auf dem Buckel. Und Ende Februar erscheint nun schon wieder ein neues Album von den Jungs aus Athens, die seit Jahren eine stetig wachsende Fangemeinde mit geeredeten Rocksongs versorgt. Anhänger von The Hold Steady und Frank Turner werden auch an „English Oceans“ wieder ihre helle Freunde haben. Die Band um Sänger Patterson Hood und Mike Cooley schütteln 13 schmissige Alternative-Country-Songs aus dem Ärmel, die allesamt äußerst leidenschaftlich anmuten. Die Gruppe legt auch auf ihrem zwölften Studioalbum keinerlei Ermüdungserscheinungen an den Tag und präsentiert uns eine ganze Reihe feiner Country-Hits, die man auch als Rock-Fan nur zu gerne gerne durch das Soundsystem im Wohnzimmer jagt.

joan-neu// Ein neues Album erscheint guter Letzt auch noch von der herzallerliebsten Wahl-New Yorkerin Joan Wasser alias Joan As Police Woman. Nachdem sie sich im Jahre 2011 noch dem Soul-Aspekt ihres künstlerischen Schaffens widmete, geht sie diesen Weg auf „The Classic“ gnadenlos weiter und knallt uns ein herzergreifendes Liedermacher-Werk vor den Latz, das einen in einem geradezu beseelten Zustand versetzt. „The Classic“ bündelt zehn hinreißende Songs, die allesamt sehr persönlich geraten sind. Zusammen mit dem Komiker Reggie Watts und dem Songwriter Joseph Arthur gelingt der Musikerin auf diese Weise ein intimes Indie-Pop-Werk, das ihren zahllosen Fans sofort das Herz öffnen sollte. Es lohnt sich also mal reinzuhören und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.