// aufgelesen vol. (1)17 – „ich spule zurück“

mit Büchern von Fabian Hischmann, Jonathan Lethem, Graeme Simsion, Per Leo und Michael Fenske. // Ein wirklich bemerkenswertes Buch erscheint in diesen Tagen von dem Berliner Autor Fabian Hischmann. „Am Ende schmeissen wir mit Gold“ dreht sich um das Leben eines Mitt-Zwanzigers und stellt einen Protagonisten namens Max in den Mittelpunkt des Geschehens. Selbiger ist […]

mit Büchern von Fabian Hischmann, Jonathan Lethem, Graeme Simsion, Per Leo und Michael Fenske.

hischmann// Ein wirklich bemerkenswertes Buch erscheint in diesen Tagen von dem Berliner Autor Fabian Hischmann. „Am Ende schmeissen wir mit Gold“ dreht sich um das Leben eines Mitt-Zwanzigers und stellt einen Protagonisten namens Max in den Mittelpunkt des Geschehens. Selbiger ist seit kurzem Lehrer und doch gelingt es ihm nicht so recht, durch seinen Beruf ein erfülltes Leben zu leben. Stattdessen lungert er lieber motivationslos vor der Kiste herum und zieht sich Dokumentationen über Tiere rein. Als ihn eines Tages seine Eltern anrufen und ihn darum bitte, auf ihr Haus und den Hund aufzupassen, während sie im sonnigen Griechenland um die Häuser ziehen, hat er noch keine Ahnung davon, dass er schon mitten drin steckt im größten Abenteuer seines Lebens.

Welche Tragödien und irrwitzigen Situationen selbiges für ihn bereit hält? Was das Ganze mit Kreta und New York zu tun hat? Und warum dieses Buch so faszinierend ist, dass es kurzerhand für den Preis der diesjährigen Buchmesse in Leipzig nominiert wurde? Am besten du liest selbst mal rein in dieses melancholisch-leichte Debüt eines neuen literarischen Talents, von dem wir in den kommenden Jahren hoffentlich noch ein paar weitere Werke dieser Güteklasse vor den Latz geknallt bekommen.

lethem// Jonathan Lethem präsentiert uns in der Zwischenzeit einen packenden Mehrgenerationenroman, den man sich auch aufgrund der grandiosen Übersetzung von Ulrich Blumenbach unbedingt zu Gemüte führen sollte. „Der Garten der Dissidenten“ behandelt die Geschichte einer zerrissenen Familie. Mit einer gehörigen Portion an Humor und Detailreichtum widmet sich der Autor seinen Protagonisten und konfrontiert uns mit einer Frau namens Rose, die nach einer Affäre mit einem schwarzen Polizisten aus der kommunistischen Partei Amerikas ausgeschlossen wird. Ihr Ehemann, der sich ebenfalls nicht dem gesellschaftlichen System untergliedern wollte, wurde bereits vor geraumer Zeit in die DDR verbannt und doch beginnt Rose keinen Moment lang an ihren inneren Überzeugungen zu zweifeln. Ganz gleich welche Opfer sie auch bringen muss, sie will sich treu bleiben und so fühlt sich auch ihre Tochter Miriam zunehmend erdrückt von der übermächtigen Mutter. Die junge Dame wendet sich stattdessen der New-Age-Bewegung zu und erzieht ihren Sohn völlig anders, als ihre Eltern es bei ihr getan haben. Dass in diesem Zusammenhang Konflikte vorprogrammiert sind, dürfte klar sein und dennoch gelingt es dem Autor sehr differenziert die Beweggründe und Sichtweisen der einzelnen Charaktere herauszuarbeiten, so dass ihre Träume und Hoffnungen am Ende alle gleichberechtigt nebeneinander stehen. Wenn du also auf Literatur stehst, die davon zählt, wie es ist, anders zu sein oder anders zu fühlen, dann bist du bei Jonathan Lethem an der richtigen Adresse. Dem Autor gelingt nach seinen New York-Romanen „Motherless Babylon“ und „Chronic City“ mit „Der Garten der Dissidenten“ der nächste große Wurf.

rosie// Liebt ihr es Shelton Cooper aus der Comedy-Serie „The Big Bang Theory“ zuzusehen? Wenn ja, dann lacht und schmunzelt ihr auch über das Buch „Das Rosie-Project“ von Graeme Simsion. Der Pedant zu Shelton heißt hier Don(ald) Tilmann und ist Genetiker. Da Studien gezeigt haben, dass verheiratete Männer gesünder, länger und glücklicher leben steht es für den peniblen und sachlichen Professor außer Frage, dass er schleunigst heiraten sollte. Deshalb erfindet er das so genannte Rosie-Projekt. Mittels eines 16-seitigen Fragebogens sollen alle Raucherinnen, Veganerinnen, Unpünktliche oder Frauen mit einer Vorliebe für Aprikoseneis ausgeschlossen werden. Doch weil es im Leben immer ein wenig anders kommt, als man sich das anfangs vorstellt, läuft auch hier nicht alles rund – Don trifft nämlich im Rahmen seiner Suche auf eine gewisse Rosie. Eine unpünktliche, rauchende Barkeeperin, die ihren biologischen Vater finden möchte und ihn als Fachmann dafür aufsucht. Zwischen den beiden entwickelt sich eine besondere Beziehung ohne dass Don so richtig versteht, was da eigentlich vor sich geht. So schreiten die Ereignisse immer weiter voran und VORSICHT SPOILER!… am Ende gibt es ein Happy End, das nicht besonders kitschig ist und damit den positiven Gesamteindruck des Buches bestätigt. „Das Rosie-Projekt“ beinhaltet 352 Seiten mit ganz viel Humor, die man am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte. (verfasst von K. Reschke)

per-leo// In dem neuen Roman von Per Leo wird ein Historiker mit der eigenen Familiengeschichte konfrontiert und fördert dabei allerhand Unangenehmes zu Tage. „Flut und Boden“ erzählt die Geschichte eines Brüderbars, das in einer großen Stadtvilla an der Weser lebt. Friedrich und Martin sind auf den ersten Blick zwei völlig unterschiedliche Typen. Während Großonkel Martin sich eher als Goetheaner und Beobachter der Welt versteht, ist Pers Opa Friedrich ein Zuarbeiter für die SS. Als Abteilungsleiter im Rasse- und Siedlungshauptamt arbeitet er den Nazis zu und macht sich dadurch zahlloser Verbrechen mitschuldig. Dabei wird immer wieder die Frage aufgeworfen, wie jemand wie Friedrich eigentlich dem Nationalsozialismus verfallen konnte. Warum hat sich jemand, der es eigentlich besser wissen müsste, von solch blindem Hass leiten lassen. Per Leo gelingt es durch seine komplexen Protagonisten ein glaubwürdiges Bild der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu entwerfen und man kann jedem Fan von zeitgenössischer Literatur nur empfehlen, sich diesen „Roman einer Familie“ intensiv zu Gemüte zu führen.

beziehung// Rund um den Valentinstag bringt der „Groh Verlag“ das Buch „Beziehung ist, wenn man trotzdem liebt“ von Michael Fenske heraus. Auf 95 Seiten hilft uns der junge Ehemann, Vater und Werbetexter mit seinem amüsanten Beziehungsratgeber beim alltäglichen Beziehungswahnsinn. Das Werk enthält witzige Anekdoten und Kurzgeschichten aus den Bereichen Deins und Meins, Zusammenwohnen, Wir bauen uns ein Nest, Die lieben Verwandten, Du verstehst mich nicht!, Kochende Leidenschaft, Im Garten, Urlaub oder Auto? und Alle Jahre wieder. Schon beim Lesen der Kapitelüberschriften dürften jedem Lebensgefährten passende Dialoge aus der eigenen Beziehung einfallen und dies ist kein Zufall, denn Fenske hat seine eigenen Erfahrungen als Ehemann gesammelt und karikiert. Kleine Reibungspunkte die tagtäglich auftauchen und nur mit einer gehörigen Portion Liebe und Humor überstanden werden können, gibt es in jeder Beziehung. Ein tolles Büchlein mit Lesebändchen, das gerade in diesen Tagen sicher viele Freunde finden dürfte. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde. (verfasst von K. Reschke)