// aufgelesen vol. (1)40 – „california“

mit Büchern von Alina Simone, Clemens J. Setz, Edan Lepucki und den Hörspielen „Gruselkabinett“ (Folge 98 & 99) und Sherlock Holmes (Folge 18). // Alina Simone machte in den vergangenen zehn Jahren bereits als Straßenmusikerin auf sich aufmerksam. Nun wechselt sie ins literarische Fach und schüttelt einen packenden Roman aus den Ärmeln, der unter dem […]

mit Büchern von Alina Simone, Clemens J. Setz, Edan Lepucki und den Hörspielen „Gruselkabinett“ (Folge 98 & 99) und Sherlock Holmes (Folge 18).

einhorner// Alina Simone machte in den vergangenen zehn Jahren bereits als Straßenmusikerin auf sich aufmerksam. Nun wechselt sie ins literarische Fach und schüttelt einen packenden Roman aus den Ärmeln, der unter dem sympathischen Titel „Ich wollte Einhörner“ um die Ecke biegt. Das Werk selbst dreht sich um ihre eigene Geschichte als Musikerin. Anfangs berichtet sie dabei noch von zahlreichen, gescheiterten Versuchen sich in der Indie-Szene zu etablieren, dann aber richtet sie den Blick immer weiter nach innen und sieht sich plötzlich am Anfang einer großen Reise stehen, die sie zurück zu ihren Ursprüngen führt. Bei ihren Fahrten in Richtung Ukraine und Sibirien beschäftigt sie sich auch mit der Geschichte von Janka Djagilewa, einer sowjetischen Sängerin, deren Songs sie einst gecovert hat und die inzwischen leider verstorben ist. Wenn du dich also für spannende Geschichten aus dem Leben einer Musikerin interessierst, dann lass dir dieses Werk auf keinen Fall entgehen. Es lohnt sich, nicht nur wegen den zahlreichen witzigen und gleichsam melancholischen Momenten, die hier miteinander ringelreih tanzen. Die Autorin hat darüber hinaus auch noch eine packende Geschichte über Identitätssuche und Fernweh zu erzählen.

clemens-j-setz// Clemens J. Setz bechert uns in der Zwischenzeit ebenfalls ein spannendes Werk namens „Glücklich wie Blei im Getreide“, das aus zahlreichen sogenannten „Nacherzählungen“ besteht. Der Grazer Autor, der bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist, hat sich dazu auch noch den Berliner Zeichner Kai Pfeiffer mit ins Boot geholt, der dafür sorgt, dass die einzelnen Geschichten auch schön mit den dazu passenden Illustrationen versehen werden. Das Buch selbst beinhaltet in diesem Zusammenhang übrigens zahlreiche Geschichten, die der Autor bereits als Neunzehnjähriger zu Papier brachte. Auf diese Weise kommen wir nun in den Genuss von sage und schreibe 45 verschiedenen Kurzgeschichten, die nur selten den Rahmen einer Buchseite sprengen. Dabei erfahren wir nicht nur spannenden Dinge über den „Stylit und den Wolkenkratzer“, sondern auch einige Hintergründe zu „Fleischmanns Trauer um einen verrückt gewordenen Kirschbaum“. Ihr seht also schon, hier geht’s ziemlich verrückt zu und genau das macht diese Geschichtensammlung so einzigartig und liebenswert, dass man sie sofort all seinen Freunden innig ans Herz legen möchte.

california// Kalifornien lies den Blick vieler Zuhörer in der Vergangenheit sehnsuchtsvoll in Richtung Ferne schweifen. In Edan Lepuckis neuem Buch allerdings wohnt dem Ort so gar nichts Romantisches mehr inne. Stattdessen liegt das Land weitestgehend brach. Diejenigen, die noch am Leben sind, fliehen in Richtung Wildnis und so treffen wir schon nach kurzer Zeit auf das Pärchen Calvin und Frieda, das Unterschlupf bei einer Kommune zu finden versucht. Deren Bewohner allerdings haben es faustdick hinter den Ohren und hüten noch dazu ein dunkles Geheimnis, das auch auf das ungeborene Kind von Frida unmittelbaren Einfluss hat. „California“ ist in diesem Zusammenhang nicht nur ein packender Endzeit-Thriller, sondern es führt auch vor Augen, wozu Menschen in der Lage sind, wenn es plötzlich um das eigene Überleben geht. Ob hier also alles gut ausgeht, darf durchaus bezweifelt werden und wir können allen Lesern unserer Rubrik nur dringend raten, sich dieses spannende Debüt nicht durch die Lappen gehen zu lassen.

grusel-98// Zu guter Letzt wagen wir dann auch mal wieder einen Abstecher in den Hörspielbereich und widmen uns noch einmal den dunklen Seiten der menschlichen Existenz. Die Reihe „Gruselkabinett“ geht nämlich mit großen Schritten auf Folge 100 zu, bevor es aber soweit ist, biegen die Macher nochmal mit zwei imposanten Episoden um die Ecke, die alte Meisterwerke in ein neues, überaus atmosphärisches Licht rücken. Den Auftakt macht diesmal der „Schimmelreiter“ von Theodor Storm, grusel-99der sich um einen Deichgrafen namens Hauke Haien dreht. Selbiger hat einen wunderschönen Schimmel, der allerdings ein unheimliches Geheimnis mit sich trägt. So jedenfalls vermuten es die Dorfbewohner und beginnen schon bald sich vor dem Ross und seinen Reiter zu fürchten. Anschließend wagen wir uns dann an die Geschichte „Die Toten sind unersättlich“ heran, die Mitte des 19ten Jahrhunderts von Leopold von Sacher Masoch verfasst worden ist. Selbige transferiert uns in Richtung Karpaten und schickt uns zurück ins Jahr 1880. Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei ein halbverfallenes Schloss, das ziemlich unheimlich anmutet. sherlock-18Der Reiz des Unbekannten bringt dabei immer wieder junge Männer dazu, sich der Ruine zu nähern, ob das allerdings eine gute Idee ist, darf durchaus bezweifelt werden. Uns jedenfalls ist im Laufe der Geschichte immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken gekrochen und so möchten wir zu guter Letzt auch noch auf den altehrwürdigen „Sherlock Holmes“ verweisen, der es in der 18ten Folge aus dem Hause „Titania Medien“ mit dem „Mann mit der entstellten Lippe“ zu tun bekommt. Die reihe wurde in diesem Zusammenhang nicht nur dem „Blauen Karfunkel“ der „Deutschen Sherlock Holmes-Gesellschaft“ ausgezeichnet, sie führt auch treffsicher vor Augen, welch ungeahnte Folgen ein Besuch in einer Opiumhöhle nach sich zu ziehen vermag. Wenn du also auf die Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle stehst, dann lass dir die neueste Folge auf keinen Fall entgehen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.