// zuckerbeat vol. (4)12 – „minor“

mit neuer Musik von Rocky Votolato, Good Riddance, Passion Pi, Cafe Unterzucker, The Tallest Man On Earth, Janosch Moldau, Yael Naim und Mark Ronson. // Rocky Votolato fühlt sich schon seit Jahren sichtlich wohl in der Rolle des Underdogs. Er konzentriert sich einfach mehr auf seine Musik, als darum, irgendwelche Schlagzeilen zu generieren, und so […]

mit neuer Musik von Rocky Votolato, Good Riddance, Passion Pi, Cafe Unterzucker, The Tallest Man On Earth, Janosch Moldau, Yael Naim und Mark Ronson.

rocky-votolato// Rocky Votolato fühlt sich schon seit Jahren sichtlich wohl in der Rolle des Underdogs. Er konzentriert sich einfach mehr auf seine Musik, als darum, irgendwelche Schlagzeilen zu generieren, und so freut es uns umso mehr euch heute ein neues Album des begnadeten Künstlers vorstellen zu dürfen. „Hospital Handshakes“ hat dabei mal wieder all das, was ein gutes Indie-Rock-Werk ausmacht. Hymnische Melodien, melancholische Momente und zauberhafte Lyrics. Elf Songs lang geht das so und man fragt sich zunehmend, warum dieser Musiker nicht schon lange einer größeren Anzahl an Menschen bekannt ist. Mit den helfenden Händen von Produzent Chris Walla gelingt ihn ein emotionales und ebenso euphorisch-stimmendes Werk, das all jene in Richtung Glückseligkeit transferieren dürfte, die sich schon immer gewünscht haben, The Gaslight Anthem würden bei den Kollegen von The Arcade Fire ins Studio stolpern. „Hospital Handshakes“ ist schlicht und ergreifend: ganz großes Kino.

good-riddance// Good Riddance lassen in der Zwischenzeit ebenfalls mal wieder was von sich hören und schubsen uns zurück in Richtung 90er, als man noch hemmunglos mitgrölte, während der Schweiß von der Clubdecke tropfte. Im Grunde genommen hat sich seit damals nämlich nicht sonderlich viel verändert. Alle, die früher mal auf Bad Religion und Rancid standen, die werden in diesem Album einen treuen Begleiter finden. „Peace in Our Time“ ist kalifornischer Punkrock der Sonderklasse und man kann gar nicht glauben, das es ganze neun Jahre gedauert hat, bis die Platte endlich im Kasten gewesen ist. Hier klingt alles so spontan und euphorisierend wie eh und je und man ertappt sich schon nach wenigen Minuten dabei, wie man die neuen Songs hemmungslos mitgrölt. Dass dabei keiner der Songs die weieinhalb Minuten Grenze überschreitet, versteht sich von selbst. Da bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass auch die zugehörigen Live-Shows nicht allzu lange auf sich warten lassen.

passion-pit// Und auch, wenn sich der große Hype um Passion Pit inzwischen wieder ein wenig gelegt hat, möchten wir euch trotzdem deren aktuelles Album namens „Kindred“ ans Herz legen, das mit einer ganzen Reihe charmanter Indie-Pop-Perlen bestückt ist. Die Musik allerdings klingt diesmal noch wesentlich direkter und unmittelbar, als zuvor und man spürt schon nach wenigen Minuten, dass diese Musik hier aus dem Künstler raus musste – komme was wolle. Heraus kommt dabei das wohl beste Album der Gruppe bisher und auch der Protagonist gibt treffsicher zu Protokoll, dass es diesmal ein echtes Meisterwerk werden sollte. Mit weniger gibt man sich im hause „Passion Pit“ nämlich keineswegs mehr zufrieden und so taucht man als Hörer immer tiefer ein in den Kosmos von „Kindred“ und möchte direkt nach Verklingen des letzten Tons auch schon wieder die Repeat-Taste betätigen.

cafe-unterzucker// Dass Kinderlieder heutzutage auch bei Pop-Fans salon-fähig geworden sind, dazu haben nicht zuletzt die „Giraffenaffen“ ihren Teil beigetragen. Nun aber schubst das „Cafe Unterzucker“ das Niveau nochmal auf ein neues Level. Unter dem Titel „Bitte, Mammi, hol mich ab! Erscheint in diesen Tagen nämliche eine hübsche Sammlung knackiger Hymnen, die vom Jazz-Bereich über Ska und Italo-Schlager alle nur erdenklichen Sparten abdecken. Die Songs selbst sind ausdrücklich für Kinder und auch Nichtkinder geeignet und machen gute Laune ohne einem allzu schnell auf die Nerven zu gehen. Wenn du also noch einen passenden Soundtrack für den kommenden Sopmmerurlaub mit den lieben Kleinen suchst, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse und wirst schon in Kürze mit Ohrwürmern der Marke „Eis am Stecken“ oder „Sommerschwein“ beglückt, die dem lieben Nachwuchs ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürften. Worauf also wartest du noch? Schnapp dir diese CD mit „kindischen Urlaubs-, Reise- und Freiheitsliedern“. Es lohnt sich.

tallest-man-on-earth// The Tallest Man On Earth hat sich inzwischen in der Indie-Szene einen mehr als beachtlichen Ruf erarbeitet. Für den ganz großen Durchbruch hats zwar noch nicht gereicht, das aber macht gar nichts. Stattdessen werden in regelmäßigen Abständen neue Liedermacher-Perlen aus dem Arm geschüttelt, die einem die Sonne aus dem Arsch scheinen lassen. Auch diesmal kommen dabei wieder jede Menge Piano-Passagen und Synthies zum Zug, die Melodien werden aber immer wieder von lärmigen Episoden ad absurdum geführt. So bleibt „Dark Bird Is Home“ nicht nur über die volle Distanz spannend, die Scheibe entfaltet auch eine immense Sogwirkung, der man sich als Hörer nur sehr schwer zu entziehen vermag.

janosch-moldau// Elektro-Pop in seiner schönsten Form beschert uns in der Zwischenzeit Janosch Moldau auf seinem vierten Album namens „Minor“. Der Musiker hat sich inzwischen zu einer wahren Größe in der Szene gemausert und schafft es immer wieder, seine elektronsichen Songs mit einer melancholischen Note zu versehen. Das wiederum hat eine beinahe sakrale Wirkung und sorgt dafür, das man das Album am liebsten in einem Stück hören möchte. Die elf Songs sind so vormvollendet in Szene gesetzt, dass man die Welt um sich herum dabei auf Zeitlupe schnippt und abdriftet in Richtung Milchstraße, wo einem die funkelnden Sterne die Füße kitzeln. Soll heißen: diese Platte lässt dich im wahrsten Sinne des Wortes auf Wolke 7 schweben, du musst nur bereit sein, es dir zu dieser Musik gemütlich zu machen. Dann nämlich, wenn du ihr deine volle Aufmerksamkeit schenkst, bekommst du eine ganze Menge zurück.

yael-naim// Zur Musik von Yael Naim passt derweil eigentlich nur ein Wort. Sie ist schlicht und ergreifend aussergewöhnlich. Auf ihrem neuen Album macht sich die Musikerin nun daran ihrem großen Hit (auf Basis eines einschlägigen Werbeclips) ein paar weitere schlagende Argumente folgen zu lassen und die acht Jahre Wartezeit, die seither vergangen sind, haben sich gelohnt. „Older“ zeigt nicht nur eine Musikerin, die sichtlich gereift ist, sie ist auch immer noch so außergewöhnlich wie damals. Dabei verlässt sie sich gleich zu Beginn erst einmal nur auf ihre Stimme und gerade diese Unmittelbarkeit erzeugt Intimität. „Older“ ist ein Album, das einen regelrecht umschließt und all jene, die auf Chansons mit Widerhaken stehen, sollten sich dieses Werk auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Es lohnt sich.

mark-ronson// Besser spät als nie wollen wir euch heute außerdem nochmal auf das aktuelle Album von Mark Ronson hinweisen. Der hat sich ja inzwischen weitesgehend als Solo-Künstler etabliert, verlässt sich auf seiner neuen Platte aber dennoch auf den Charme zahlreicher Weggefährten, welche bei ihm im Studio vorbei schauten. Die gemeinsame Single mit Bruno Mars ist dabei nur eines von zahlreichen Argumenten, sich diesem Sammelsurium aus kuriosen Tracks noch einmal etwas intensiver zu widmen. Die Scheibe ist nämlich so herrlich arrangiert, dass man sofort mitzuwippnen beginnt. Ob dabei dann Andrew Wyatt, Mystikal oder Stevie Wonder zum Tanz gebeten werden, ist im Grunde genommen auch nicht weiter wichtig, denn Ronson gelingt es, das alles auf dieser Platte wie aus einem Guss klingt. Gib „Uptown Special“ also mal eine Chance. Es wird dich sicher sehr positiv überraschen.