// zuckerbeat vol. (4)22 – „go“

mit neuer Musik von Chefket, Klee, Boy, Lydia Daher & Tataful, The Chemical Brothers, Paul Kalkbrenner, K.Flay und Rob Moir. // Einer der begandesten Rap-Künstler Deutschlands biegt in diesen Tagen mit einer Art Comeback-Album um die Ecke. Chefket hat zwar schon ein Album und eine gelungene EP aus dem Ärmel geschüttelt und dennoch fühlt sich […]

mit neuer Musik von Chefket, Klee, Boy, Lydia Daher & Tataful, The Chemical Brothers, Paul Kalkbrenner, K.Flay und Rob Moir.

chefket// Einer der begandesten Rap-Künstler Deutschlands biegt in diesen Tagen mit einer Art Comeback-Album um die Ecke. Chefket hat zwar schon ein Album und eine gelungene EP aus dem Ärmel geschüttelt und dennoch fühlt sich sein neuester Wurf namens „Nachtmensch“ wie ein Debüt an. Der Enthusiasmus, mit dem der Künstler hier zu Werke geht ist ansteckend und die Platte klingt so herrlich schön zurückgelehnt, dass man sich schon nach wenigen Sekunden in diesem Sound verliert. „Rap & Soul“ gibt dabei die Richtung vor und man bekommt eine spannende Mischung aus Gesangseinlagen und brillanten Rap-Parts um die Ohren gehauen, die einen so schnell nicht mehr loslassen. Diese Platte hier schert sich einen feuchten Dreck um gegenwärtige Trends und die Produktion von Farhot ist ebenfalls grandios. So bekommt man am Ende zwölf spannende und in sich stimmige Songs präsentiert, die auch nach dem x-ten Durchlauf nicht langweilig werden. Da freuen wir uns jetzt schon auf die anstehenden Live Dates (unter anderem in Nürnberg am 5. Oktober / Stereo).

klee// Lange nichts gehört hat man zwischenzeitlich auch von der Gruppe Klee, die sich nun mit einem echten Sommer-Pop-Album auf der Bildfläche zurück meldet. So beschwingt hat man die Gruppe um Suzie Kerstgens bis dato nur selten gehört und es macht einfach nur verdammt viel Spaß sich zu diesen Songs in eine Wiese voller Gänseblümchen plumpsen zu lassen. „Hello Again“ ist dabei allerdings nicht direkt ein neues Album der Gruppe, sondern vielmehr ein Cover-Werk a.k.a. ein Überblick über die von den Bandmitgliedern heiß geliebten Künstler aus dem Schlager-Umfeld, die sie zu ihrer Musik inspirierten. Heraus kommt ein bunter Strauß poppiger Remixe im Bossa Nova-Gewand von Udo Lindenberg bis Reinhard Mey. Wenn du also noch nach einem passenden Soundtrack zum Seele baumeln lassen suchst, schnupper doch mal rein.

boy// Ebenfalls zurück melden sich in diesen Tagen die beiden Mädels von der Gruppe Boy, die versuchen mit ihrem neuen Album an den großen Erfolg des Vorgängers anzuknüfen. „We Were Here“ ist dabei vor allem eine Platte auf dem zweiten Blick. Während auf „Mutual Friends“ noch alles schimmerte und leuchtete, begeben sich die beiden Damen diesmal auch in abseitigere Gefilde und fügen den akustischen Sounds ein paar synthetische Breitseiten hinzu. Trotzdem klingt auch diesmal wieder vieles locker und fluffig und die Refrains regen schon nach wenigen Durchläufen zum Mitsingen an. Wer die Gruppe also bisher begeistert umarmt hat, darf auch diesmal wieder zahlreiche Luftküsse in Richtung des Duos abfeuern. „We Were Here“ ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als zauberhafte Popmusik, die sich niemandem anbiedert.

lydia-daher// Wer es lyrisch mag, der kommt schon seit geraumer Zeit bei Lydia Daher auf seine Kosten. Nun hat die Poetry-Slammerin zusammen mit Tataful aus Algerien ein neues, überaus spannendes Werk kreiert, das sich über gängige Konventionen konsequent hinweg setzt. „Algier“ heißt die Scheibe, die durchaus als das Ergebnis einer Fahrt nach Algerien bezeichnet werden kann. So vermengen sich hier maghrebinische Rhythmen mit der poetischen Stimme der Protagonistin und heraus kommt ein formvollendetes Kunstwerk, das man sich nicht nur als Fan des „Weltmusik“-Genres unbedingt mal zu Gemüte führen sollte.

chemical-brotehrs// Diskutiert wird in der Zwischenzeit auch über das aktuelle Album der Chemical Brothers. Während zahlreiche Fans der Band innig ergeben sind, mehren sich auch diesmal wieder die Stimmen, die der Gruppe fehlenden Innovationsgeist unterstellen. Und zugegeben: auf ihrem neuen Album findet sich viel von dem, was man auch schon in der Vergangenheit von dem Duo vor den Latz geknallt bekam. Schlecht ist „Born In The Echoes“ deshalb aber beileibe nicht. Dafür sorgen schon die illustren Features von Q-Tip und Beck, die den Sound der Jungs mit ihren Stimmen veredeln und ein paar echte Chartbreaker aus den Ärmeln schütteln. Ansonsten legt die Scheibe mit ordentlich viel Tempo los und wird dann zunehmend psychedelischer und verspulter. Wem bei einem solchen Mix das Wasser im Munde zusammen läuft, der sollte also mal einen Durchlauf riskieren.

paule// Und zugegeben. Nach dermaßen vielen Releases, wie Paul Kalkbrenner sie auf dem Buckel hat, da kann man den Albumtitel dann auch gerne mal auf eine Zahl reduzieren. Schlicht „7“ heißt das neue Werk des „Berlin Calling“-Tüftlers und das Negative gleich mal zu Beginn. Die wunderbaren Songtitel der Vergangenheit, die immer ein wenig verschroben anmuteten, machen einer gewissen Nüchternheit Platz. In musikalischer Hinsicht allerdings bleibt auch auf dem neuen Album alles beim Alten. Songs wie „Cloud Rider“ und „Shuffleface“ haben außerdem das Potenzial auch abseits der Diskotheken für jede Menge euphorische Momente zu sorgen. Paul Kalkbrenner ist demnach also endgültig angekommen im Charthimmel und man kann es ihm nur umso höher anrechnen, dass er sich dafür nicht allzu sehr verbogen hat. „7“ ist ein ebenso stimmiges wie locker-flockiges Sommer-(Pop)-Album, das man sich am Liebsten via Kopfhörer zu Gemüte führen sollte.

kflay// Kristine Flaherty alias K.Flay aus San Francisco schickt sich mit ihrem Debütalbum ebenfalls an, zahlreiche Szene-Anhänger von sich zu überzeugen. „Life Is A Dog“ atmet den Spirit von Macklemore bis Liz Phair und versteht sich als famoser Stilmix, den man sich als Indie-Pop-Fan auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Die Scheibe mixt Indie, HipHop und Electronica auf stilsichere Art und Weise und lässt das Ganze dabei trotzdem niemals aus dem Ruder laufen. Ganz im Gegenteil, diese Platte hier ist nämlich nicht nur der nächste Party-Banger für die heimische Studentenparty, sondern auch mit tiefsinnigen und vielschichtigen Lyrics versehen, was „Life Is A Dog“ zu einem echten Spektakel avancieren lässt. Wenn du also auf hintersinnige Musik stehst, dann gib dieser 29jährigen Künstlerin mal eine Chance.

rob-moir// Ein „Adventure Handbook“ präsentiert uns der kanadische Liedermacher Rob Moir zum Abschluss unserer heutigen Ausgabe und die Musik des Punk-Poeten sollte man sich auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Der erzählt nämlich nicht nur herzerwärmende Geschichten, die einen so schnell nicht mehr loslassen, sondern er hat in den vergangenen Jahren auch reichlich Bühnenerfahrung in Europa, seiner Heimat und in Australien sammeln können. Eine Fahrradtour durch die Niederlande hat er ebenfalls bereits absolviert und mit seinem Mix aus Folk, Punk- und Rock-Elementen wird er allen Fans von Frank Turner und The Gaslight Anthem das Herz öffnen. Wenn du also mal wieder so richtig schön laut mitgrölen möchtest, dann schnapp dir dieses bemerkenswerte Songwriter-Album. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.