// zuckerschock für den mai 2016: prezident – „limbus“

// Prezident macht es uns wirklich nicht einfach. Und das meine ich im Zusammenhang mit seinem aktuellen Album „Limbus“ ausdrücklich positiv. Die Scheibe schickt einen im wahrsten Sinne des Wortes in Richtung Vorhölle und gleich zu Beginn kriegen all die Gleichgeschalteten da draußen erst einmal ordentlich ihr Fett weg. Es wäre in diesem Zusammenhang durchaus […]

prezi// Prezident macht es uns wirklich nicht einfach. Und das meine ich im Zusammenhang mit seinem aktuellen Album „Limbus“ ausdrücklich positiv. Die Scheibe schickt einen im wahrsten Sinne des Wortes in Richtung Vorhölle und gleich zu Beginn kriegen all die Gleichgeschalteten da draußen erst einmal ordentlich ihr Fett weg. Es wäre in diesem Zusammenhang durchaus möglich schon allein dem Opener des Albums mit dem passenden Titel „Der ewige Ikea“ eine Review zu widmen, weil da so viele Deutungsebenen übereinander liegen, dass sich das wahre Anliegen erst scheibchenweise erschließt. Das allerdings macht „Limbus“ über die volle Distanz auch so bemerkenswert, denn an dierser Scheibe muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes festbeissen. An-griffs-fläche bietet in diesem Zusammenhang zu Beginn vor allem das treibende „Feiern wie sie Fallen“, bei dem auch die liebgewonnenen Kamikazes wieder mit am Start sind. Und ja, auch „Halb so wild“ thematisiert auf spannende Weise, was denn so mit dem Menschen passiert, wenn er eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der abgedrehten Welt um sich herum entwickelt hat. Im anfangs bereits angeschnittenen „Der ewige Ikea“ wiederum setzt sich Prezident mit dem Schwachsinn auseinander, dem einige Menschen nacheifern, weil sie aufgehört haben, die Dinge zu hinterfragen. Als Künstler ist ihm genau dieser Weg des geringsten Widerstandes oder sagen wir – dieses Suhlem im Mittelmaß – ein Graus und so hebt er sich nicht nur vom Sound her, sondern auch von den Inhalten von den meisten Künstlern der hiesigen Szene ab. Nicht nur, dass man seine Lyrics oftmals erst nach xDurchläufen durchschaut, es gelingt ihm auch noch eine schlüssige Geschichte zu generieren, wenn er die Medienhörigkeit mit einer philosophisch-angehauchten Geschichte aus längst vergangenen Zeiten vermengt. „Limbus“ ist demnach also genau der Ort, an dem wir verweilen, wenn wir uns nicht mehr wehren wollen gegen die allgegenwärtige Gleichschaltung und Gleichmacherei. Ein Platz aus dem es auszubrechen gilt und das ist oftmals eben auch eine Kopfsache. Prezident allerdings gelingt mit „Limbus“ nicht nur ein nachdenklich-stimmendes Werk, Nach dem absoluten Nullpunkt und der Konfrontation mit den falschen Götter, denen viele nachzujagen gedenken (siehe „Doktor Eisenstirn / Kaffee hilft“, das passend dazu auch noch auf jegliche Art von Beat verzichtet), reißt er das Ruder noch einmal herum und legt eben jenes „Feiern wie sie fallen“ nach, das den Akku wieder auflädt und diese Platte in Folge dessen mit hintersinnigen Tracks „Was glaubt die Welt denn, wer sie ist?“ und „“Rosa Blume“ zu einem der besten Releases der jüngeren Rap-Geschichte avancieren lässt. Soll heißen: ich maße mir zum jetzigen Zeitpunkt und nach gefühlten 40 Durchläufen bestimmt nicht an, „Limbus“ allumfassend zu verstehen. Eins aber weiß ich genau: diese Scheibe hier wird es wert sein, sich in den kommenden Monaten noch sehr viel intensiver mit ihr auseinanderzusetzen.