… but I do also love you. Du bist in einem Rockschuppen mit deinesgleichen, ich habe davon gewusst und dich verfolgt. Sie haben mich komisch angeschaut mit ihren Nietengürteln und ich ohne, sagten: du bist unerwünscht, doch ich blieb, verborgen, und nun sehe ich dir zu.Es ist so erbärmlich. Du trinkst Bier, bist laut, asozial und völlig gleichgültig gegenüber allem wichtigem in der Welt. Langsam wirst du besoffen, und du gehst auf die Tanzfläche, rempelst sie alle um und zeigst, wen du hier für den größten hältst. Dabei weiß ich genau, dass wenn du alleine bist, kein Macho aus dir spricht. Jetzt versuchst du anders zu sein, so wie alle hier, und alle hier versuchen anders zu sein als wir. Ihr seid verliebt in diesen Gedanken, schreit ihn aus euch heraus, we who are not as others, und beweist doch gleich das Gegenteil: Fuck you, I won‘t do what you tell me, tönt es aus den Lautsprechern, und alle tut ihr, was der Sänger von euch verlangt, ihr springt herum und glaubt im Ernst, ihr wäret frei.Erschöpft schleppst du dich nach dem Lied an die Theke, dort steht ein blondes Mädchen, das du ohne Umschweife ansprichst. Sie lächelt dich an, sie steht auf deinen Style; mir wird schlecht, und ich drücke mich aus dem Laden nach draußen, durch die kalte Nacht nach Hause. Dort liegt auf dem Schreibtisch neben dem Bett ein Seminarschein, mit einer Note darauf, von der du höchstens träumen kannst. Na wie fühlt sich das an, denke ich mit bitterer Verachtung, wie fühlt es sich an, ein ewiger Versager zu sein? Ist mir scheißegal, sagst du mir in mein geistiges Gesicht, dem BaföG-Amt reicht auch ne vier. Ein Feind bist du für mich und meine Gesinnung, Gift in den Adern der anständigen Gesellschaft, die höhnisch grinsende Fratze eines Verräters, der sich schon als Sieger glaubt.Doch was bin ich? Hadernd wickle ich mich in die Bettdecke, und Angst überkommt mich, ohne zu wissen wovor. Nur ein Zahnrad, würdest du sagen, nur ein winziges, völlig beliebiges Zahnrad. Aber was ist schon schlecht daran, denke ich hoffnungsvoll, so viele Menschen sind so, und sicher sind die meisten von ihnen glücklich…Jetzt, da mich vollkommene Stille umgibt und kein Geräusch an mich dringt außer jenes, das ich selbst erzeuge, fällt es mir schwer, dich mir vorzustellen, zu sehen, wie du tanzt, lachst, trinkst, wie du vielleicht auch bloß matt auf dem Sofa sitzt und von der Schwere des Alkohols in ein tiefes Loch gezwungen wirst, oder wie du vielleicht das blonde Mädchen küsst.Gott, ich hasse dich!Unmerklich hatte ich diese Worte nicht nur gedacht, sondern gesprochen. Erschrocken öffne ich meine Augen, noch immer vor mir die Wand, und keiner im Raum außer mir. Mich überkommt etwas christlich anmutendes Mitleid mit mir selbst; nach dem Leben wird der bessere Mensch belohnt. Danach, ich weiß nicht wann, schlafe ich ein.Nun liege ich mit dem Kopf in deinem Schoß auf einer Wiese. Verträumt blinzle ich, geblendet vom hellen Licht der fröhlich strahlenden Sonne, zu dir hinauf. Mit schiefem Kopf und leisem Lächeln schaust du den Schmetterlingen zu. Wogegen hast du nur die ganze Zeit gekämpft, frage ich dich. Hm, antwortest du. Frage ich mich ehrlich gesagt auch. Und glücklich und zufrieden streichelst du durch meine Haare. Ohne dass es jemand aussprechen müsste, wissen wir beide: Endlich bist du angekommen.Plötzlich:Lautes Lachen und krachendes Stampfen im hölzernen Treppenhaus, das deine Wohnung von meiner trennt. Gröhlend vernehme ich deine Stimme, lallend beschmutzt du rücksichtslos ein wunderschönes Lied, zu dem auch ich schon oft getanzt habe: My, my, hey, hey: Rock and Roll is here to stay! Dazwischen mischt sich helles Kichern, und schließlich schlägst du achtlos die Türe zu. Für mich, als sei sie direkt vor meiner Nase, und für dich, als gebe es überhaupt keinen anderen Menschen auf der Welt.// von dirk böhler
// i hate you
… but I do also love you. Du bist in einem Rockschuppen mit deinesgleichen, ich habe davon gewusst und dich verfolgt. Sie haben mich komisch angeschaut mit ihren Nietengürteln und ich ohne, sagten: du bist unerwünscht, doch ich blieb, verborgen, und nun sehe ich dir zu.Es ist so erbärmlich. Du trinkst Bier, bist laut, asozial […]
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