// zuckerbeat november

Musik verlangt ja immer ein passendes Ambiente. Bei Deichkindeignet sich dafür perfekt eine alte Hütte, die am nächsten Morgen abgerissen wird. Alternativ tuts aber auch eine Einweihungsparty bei verhassten Kollegen oder das Büro des Chefs – auf jeden Fall sollte ein Presslufthammer drin stehen. Schließlich möchte man zu diesem Elektrogewitter alles in Schutt und Asche […]

Musik verlangt ja immer ein passendes Ambiente. Bei Deichkinddeichkind.jpgeignet sich dafür perfekt eine alte Hütte, die am nächsten Morgen abgerissen wird. Alternativ tuts aber auch eine Einweihungsparty bei verhassten Kollegen oder das Büro des Chefs – auf jeden Fall sollte ein Presslufthammer drin stehen. Schließlich möchte man zu diesem Elektrogewitter alles in Schutt und Asche legen. „Arbeit nervt“ – und das ohne Ende. Und auch wenn von der Ursprungscrew auf dem neuen Album nicht mehr viel übrig ist, hat man mit Ferris MC den perfekten Ersatz gefunden, um die Revolution als fette Bierdusche zu tarnen. Nachdem wir das System dann von innen zerstört haben, geht’s weiter auf den Friedhof der Kuscheltiere. Da treffen wir die nicht minder aufregenden los campesinos!. Deren Zweitling „We Are Beautiful, We Are Doomed“ setzt loscal.jpggenau dort an, wo der Erstling aufhört. Melodiebeseelter, zweistimmiger Indie-Sing-Sang, der so herrlich vor sich hinkreischt, dass man mit einer Kettensäge ein Massaker am Kuscheltierhaufen anrichten möchte. Diese Platte ist wie eine Kissenschlacht unter Vollmond, in der sich Mädchen und Junge so lange gegenseitig aufschaukeln, bis daraus ein bissiges Tanztheater entsteht. Also einfach mal durchdrehen. Und dann auf zum nächsten Pub. Denn little man tate sind auch auf „Nothing Worse Having Comes Easy“ die beste Post-Libertines Combo, die Carl und Pete nie gegründet haben. Der Opener „Money Wheel“ gibt die Richtung vor. Die schrammelnden Gitarren tanzen. Die Meute tobt. Und dann liegen sich plötzlich alle im Arm. Anschließend stolpert man dann kopfüber in die nächste Pfütze aus Kaiser Chiefschen-Melodien und lässt sich nur littleman.jpgzu gerne von dieser Melange aus jugendlichem Leichtsinn und überschwänglicher Euphorie besudeln. Am nächsten Morgen folgt dann allerdings der Kater. Also Kiste einschalten und MTViva-Stangenware schauen. Heute im Programm: The Next Big Thing called 
Hawthorne heights. Weniger Kajal geschwängert als die Kollegen hüpfen die Jungs durch die sterile Produktion ihres 3. Albums „Fragile Future“ und versuchen der Zielgruppe einzutrichtern, dass ihre Songs mehr sind, als das karge Nichts einer leeren Fabrikhalle. Manchmal gelingt ihnen das ganz gut: In „Rescue Me“ fühlt man sich sogar ertappt, sie für die besseren Simple Plan zu halten. Leider bewegen sich die Songs, die mit tollen Hooklines gesegnet sind, textlich aber genau an dem Einheitsbrei entlang, der Emo weltweit in Verruf gebracht hat. Da chill ich dann doch lieber eine Runde in der Sonne. Ist zugegeben etwas schwhowthorneheights.jpger, wo sich die Temperaturen gerade dem Nullpunkt nähern. Aber mit 
rise againstkriegen wir das schon hin. Also Badesachen aus dem Schrank gekramt, Planschbecken aufgeblasen und dann ab auf die Wiese. Und vielleicht noch schnell rein springen, bevor das Wasser zufriert. „Appeal To Reason“ jedenfalls ist der Soundtrack für die nächste Festival-Saison. Neben den runderneuerten Green Day aus „American Idiot“-Zeiten, dürfte es derzeit keine Band geben, die so gekonnt den Brückenschlag zwischen Glaubwürdigkeit und Mainstream verkörpert. Also Faust ballen, die hymnischen Songs mitsingen und der letzten Billy Talent endlich mal ne Pause gönnen. Was jetzt zum Glück noch fehlt? das bo natürlich – der dekliniert auf „Dumm aber schlau“ seine Karriere vom Rapgott zum Partyrapper durch. Immer wieder stellt er dabei gekonnt unriseagainst.jpgter Beweis, was er wortspieltechnisch alles drauf hat – schwingt aber auch die nervtötende Partykeule, die er nach „Türlich Türlich“ besser abgelegt hätte. Die einen nennen das dann obergeil. Die anderen sehnen sich spontan nach früher zurück. Und ich steh irgendwo zwischen 21(!) ballernden Sylvesterraketen und lasse Das Bo einfach mal Bo sein. Denn das kann er am besten. Und deswegen werden sie ihn auch anno 2009 noch lieb haben – ob sie das Album nun gut finden oder nicht. Also guten Rutsch. Bis zum nächsten Zuckerbeat.

// von alexander nickel-hopfengartdasbo.jpg