// zuckerbeat vol. (4)74 – „lights out“

mit neuer Musik von Ride, den Blutjungs, alt-j, dem Soundtrack zu „Baby Driver“, Royal Blood und Big Boi. // Nachdem zuletzt schon Slowdive ein gelungenes Comeback-Album vorlegten, sind nun die Kollegen von Ride an der Reihe und auch die machen ihre Sache verdammt gut. Die 11 Songs auf „Weather Diaries“ klingen jedenfalls als wären die […]

mit neuer Musik von Ride, den Blutjungs, alt-j, dem Soundtrack zu „Baby Driver“, Royal Blood und Big Boi.

// Nachdem zuletzt schon Slowdive ein gelungenes Comeback-Album vorlegten, sind nun die Kollegen von Ride an der Reihe und auch die machen ihre Sache verdammt gut. Die 11 Songs auf „Weather Diaries“ klingen jedenfalls als wären die 20 Jahre zuvor nur einen Wimpernschlag entfernt. Die Band tut gut daran, ihren Sound nicht von Grund auf umzukrempeln, sondern macht einfach da weiter, wo sie einst vor 27 Jahren auf „Nowhere“ begonnen hat. Zusammen mit Produzent Erol Alkan und Mischer Alan Moulder, der bereits beim Debütalbum mit am Start war, erschaffen sie ein rundum-gelungenes Showgaze-Album, das den Vergleich mit den alten Klassikern nicht zu scheuen braucht. Wenn du also mal wieder in schönen Erinnerungen an die verstrahlten Tage der 90er schwelgen möchtest, dann lass dir dieses Comeback-Album hier nicht entgehen. Es lohnt sich. Und dürfte der Band ganz sicher auch noch ein paar neue Fans bescheren.

// Schon eine gefühlte Ewigkeit haben wir nichts mehr von den altehrwürdigen Blutjungs gehört und so freuen wir uns nur umso mehr, dass in diesen Tagen endlich ein neues Album der Horrorcore-Band aus Aschaffenburg erscheint. Seit nun bereits über 20 Jahren machen sich die Jungs daran mit sympathischen Hits im Grenzgebiet von den Ärzten aus „Ab 18“-Zeiten und dem „Neuruppin“-Humor von K.I.Z. uns schmissige Hits um die Ohren zu hauen, die man noch Stunden später vor sich her summt. Auf „Saufpferdchen“ finden sich passend dazu nicht nur treibende Synthie-Punk-Riffs, sondern auch Power-Pop und Country-Anleihen. Sogar an schlagereske Klänge und an „A(ggro)-Capalla“-Songs wagen sich die Jungs heran. Die Texte dazu sind gewohnt provokant und doch sind die Songs so herrlich mitreißend arrangiert, dann man schon nach wenigen Minuten lautstark mitgrölt, wenn Hits wie „Teppichmesser“ oder „Harry Potter“ aus den Boxen ballern. Wenn du also noch nach einem wirklich gelungenen Splatter-Pop-Album suchst, dann lass dir diese bösen Buben hier nicht entgehen. Es lohnt sich.  Genauso wie ihre Live-Auftritte, im Rahmen derer sie am 8.4. (Irish Pub) und am 27.8. (Stadtfest) auch in Aschaffenburg auf der Bühne stehen.

// alt-J waren die Kritiker ja bis dato immer wohlgesonnen. Mit „Relaxer“ hat sich das nun ein wenig geändert, wobei wir nicht ganz verstehen möchten, warum. Die 40-minütige Odyssee nämlich weiß von der ersten Sekunde an zu beeindrucken und beschert uns eben jenen Stilmix, der bereits die Vorgängerplatten so faszinierend machte. Es ist zugegeben nicht einfach nach den mit Preisen überhäuften Vorgängern noch einen drauf zu setzen, aber Songs wie „In Cold Blood“ oder „3WW“ funktionieren dennoch ganz prächtig und schmieren uns vertrackte Melodien ums Maul, die noch dazu zum sofortigen Abtanzen anregen. Im Anschluss geht die Band dann zwar etwas kratzbürstiger zu Werke, erschafft aber eine psychedelische Grundstimmung, die einen in einen regelrechten Sog der Emotionen reißt. „Relaxer“ ist dementsprechend auch ein Befreiungsschlag und gerade deshalb so gelungen, weil die Band so manche Idee auch mal ins Leere laufen lässt. Bisweilen hat man sogar das Gefühl, ihr im Proberaum über die Schulter schauen zu können, was dem gelungenen Gesamteindruck allerdings nicht abträglich ist. Wenn du dich also gerne von Musik herausfordern lässt, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse.

// Heute haben wir außerdem mal wieder eine Soundtrack-Empfehlung für euch. „Baby Driver“ kommt zwar erst Ende des Monats ins Kino, aber die beigesteuerten Songs machen jetzt schon verdammt viel Lust auf den Streifen. Auf zwei Cds finden sich dabei 30 Knaller-Songs, die als wirklich gelungenes Mixtape fungieren. Der Hot Fuzz-Regisseur Edgar Wright hat nicht nur auf der Leinwand ganze Arbeit geleistet, er hat auch einen wirklich guten Musikgeschmack und so kommen wir neben alten Klassikern von den Commodores oder Blur auch in den Genuss von Smash Hits aus dem Hause Danger Mouse, Run The Jewels und Ex-Outkast Member Big Boi. Letzterer ist übrigens sogar im Film in einer Nebenrolle zu sehen, genauso wie Killer Mike von Run The Jewels. Zusammen kreieren sie einen atemlos stimmenden Cocktail aus angesagten Tracks von so unterschiedlichen Künstlern wie Queen, Sky Ferreira und den Beach Boys. Dass das alles so wunderbar zusammenpasst, grenzt an einem kleinen musikalischen Wunder und so dürft ihr euch jetzt schon auf den wohl schönsten Mix des Sommers freuen.

// Royal Blood wiederum tauchen die Welt auf ihrem aktuellen Album mal eben in schwarzweiß und wissen zum wiederholten Mal mit ihren knackigen Riffs zu überraschen. „How Did We Get So Dark?“ ist nämlich keinesfalls der verkopfte Zweitling, den man erwarten durfte, sondern ein überaus schmissiges Rock-Album, das auch allen Fans der White Stripes ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte. Schon die erste Single „Lights Out“ mit ihrem euphorisierenden Videoclip schubst einen direkt rein in den nächsten Club und lässt dort Schweißperlen von der Decke purzeln. Was die Band hier in Brüssel zusammen mit Produzent Jolyon Thomas (M83 & British Sea Power) aus dem Ärmel schüttelt ist so dermaßen mitreißend, dass man sofort die Luftgitarre auspacken möchte. Irgendwo zwischen den Polen Garage-Rock und Blues haben Royal Blood ihre eigene Nische besetzt und bescheren uns zehn neue Volltreffer, die auf keinem 2017er Mixtape fehlen dürfen.

// Big Boi, der früher mal bei Outkast aktiv gewesen ist, bringt in diesen Tagen ebenfalls ein neues Album an den Start und hat sich dafür reichlich Unterstützung mit ins Boot geholt. Neben Gucci Mane, Killer Mike und Pimp C, gibt auch Adam Levine im Song „Mic Jack“ ein kleines Stelldichein und sorgt für einen veritablen Radiohit. Der Rest des Albums macht ebenfalls sehr viel Spaß. Die Scheibe ist sehr abwechslungsreich in Szene gesetzt und der Gastauftritt von Snoop Dogg sorgt für überaus gute Laune. Wenn du also noch nach einer passenden Sommer-HipHop-Platte suchst, bist du im „Boomiverse“ von Big Boi genau an der richtigen Adresse. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.