// zuckerbeat vol. (4)84 – „lotta sea lice“

mit neuer Musik von Destroy Degenhardt, DAF, Courtney Barnett & Kurt Vile, Fink, Guano Apes und The Movielife. // Degenhardt ist inzwischen bei den sympathischen Kollegen aus dem Hause „Audiolith“ angelangt und gibt gleich zu Beginn mal bekannt, dass es ihn eigentlich gar nicht gibt. Ganz im Gegenteil: nach dem gefeierten Terror-Vorgänger legt der Rapper […]

mit neuer Musik von Destroy Degenhardt, DAF, Courtney Barnett & Kurt Vile, Fink, Guano Apes und The Movielife.

// Degenhardt ist inzwischen bei den sympathischen Kollegen aus dem Hause „Audiolith“ angelangt und gibt gleich zu Beginn mal bekannt, dass es ihn eigentlich gar nicht gibt. Ganz im Gegenteil: nach dem gefeierten Terror-Vorgänger legt der Rapper nun unter dem Namen Destroy Degenhardt ein neues Album vor und schafft es uns damit abermals um den kleinen Finger zu wickeln. „Das Handbuch des Giftmischers“, so der Titel des Werkes, strahlt dabei ebenfalls diese so gelungene Kratzbürstigkeit aus, die wir schon am Vorgänger so liebten. Hier legt es keiner auf die breite Masse an, stattdessen wendet er sich den dunklen Seiten des Daseins zu und setzt sich intensiv mit diversen Kontrollverlusten und der Suchtproblematik auseinander. Es ist ein selbstzerstörerisches Werk, das der Musiker hier vorlegt, und doch möchte man den Startknopf immer wieder aufs Neue betätigen, um ihm bei seinem Abgang über die Schulter zu schauen. Zusammen mit Hiro MA, der für den Großteil der Beats verantwortlich ist, entsteht so eine einzigartige Melange aus düsteren Klängen und brachialen Tiefgang, der auch die letzten Platten von Prezident auszeichnete.

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// Ein Rundum-Glücklich-Paket bekommt ihr derweil von den altehrwürdigen Kollegen aus dem Hause DAF präsentiert. Die Elektro-Pioniere gelten nicht nur als Vorreiter der Techno-Szene, sondern hatten auch großen Einfluss auf die EBM und Elektro-Punk-Szene. Nun erscheint mit „Das ist DAF“ ein Karriere-umfassendes Gesamtwerk, das einem noch einmal vor Augen führt, warum diese Band in den Jahren 1980 bis 1982 so angesagt gewesen ist. Nicht nur in Deutschland, auch international konnten Gabi Delgado-López und Robert Görl große Erfolge einheimsen und so schwappte die Euphorie aus dem Dunstkreis des Ratinger Hofs in Düsseldorf schnell hinaus in die große weite Welt. Während das erste Album namens „Die kleinen und die Bösen“ dabei noch mit zahlreichen Live-Mitschnitten versehen gewesen ist, frönte die Band anschließend mit „Alles ist Gut“, „Gold und Liebe“ und „Für immer“ mal eben dem Hedonismus. Dass diese Platten nun von „Grönland“ nochmal eine Wiederveröffentlichung erfahren, ist längst überfällig und in dieser bezaubernden Form auch aller Ehren wert. Lass dir das Werk, das noch dazu mit Slipmat, einem 36-seitigen Booklet und einem Poster ausgestattet ist, also nicht entgehen. Es lohnt sich. Vor allem auf Vinyl und auch deshalb, weil eine fünfte Scheibe mit den „Reworks“ beiliegt, die noch dazu mit zwei brandneuen und bisher unveröffentlichten DAF-Tracks ausgestattet ist. Auch langjährige Fans dürfen also durchaus gespannt sein.

// Allein schon wegen dem sympathischen Sidekick auf „Courtney und Kurt“ verlieben wir uns gerade in das neue Album von Courtney Barnett & Kurt Vile, die uns auf „Lotta Sea Slice“ neun Songs vor den Latz knallen, die man am liebsten immer wieder von vorne hören möchte. Die Musik schleicht dabei so schön gemächlich vor sich hin, dass man schon nach wenigen Minuten in eine Art Paralleluniversum abtaucht. Es klingt ein bisschen nach einer spannenden Konversation unter Freunden, was die Beiden hier auf einen Tonträger konservieren und die erste Single namens „over Everything“ verschafft einem einen guten Eindruck davon, was einen erwartet. Ob Blues, Rock oder Indie, die Songs atmen allesamt den Sound der 90er Jahre und klingen so spröde und charmant zu gleich, dass man hinterher am liebsten mit der besten Freundin selbst eine Gitarrenplatte einspielen möchte. Wenn du also auf Slacker-Sounds stehst, dann lass dir dieses gewiefte Duo nicht entgehen.

// Der in Großbritannien geborene und inzwischen in Berlin lebende Musiker Fink beschert uns in diesen Tagen ebenfalls mal wieder ein neues Album und das geht einem im wahrsten Sinne des Wortes zu Herzen. „Resurgam“ ist in diesem Zusammenhang allerdings weit mehr als das Werk eines brillanten Künstlers. Zusammen mit Tim Thorton an Schlagzeug und Gitarre und Guy Whittaker, der sich für den Bass verantwortlich zeigt, hat der Künstler zusammen mit dem legendäre Produzenten Flood (U2, PJ Harvey) ein solch vielschichtiges Werk kreiert, dass es ein paar Durchläufe braucht, bis man die Musik als Hörer gänzlich erfasst. Die Songs geben von Durchlauf zu Durchlauf neue Facetten von sich Preis und für alle Fans von Finks Musik dürfte es ein überaus spannendes Unterfangen dieser Entwicklung beizuwohnen. Über zwei Monate hat sich der Musiker Zeit genommen für dieses atmosphärische Werk, dem man die Technik-Affinität des Protagonisten unmittelbar anmerkt und so können wir uns kaum einen besseren Soundtrack zum Herbst 2017 vorstellen.

// Tatsächlich bereits 20 Jahre ist es her, dass die Guano Apes ihren gefeierten Erstling „Proud Like A God“ aus dem Ärmel schüttelten und so bot es sich an nun noch einmal eine Neuauflage des alten Klassikers aus den Ärmeln zu schütteln. Das ursprünglich mal mit einer Gewinnerprämie eines Nachwuchswettbewerbs bezahlte Werk beinhaltet die größten Hits der Bandgeschichte. Songs wie „Open Your Eyes“ oder „Rain“ hört man heute noch auf jeder zweiten Crossover-Party und so schien es an der Zeit auch eine neue Generation an die Stücke heranzuführen. Dabei hat sich die Band zusätzlich neben einer neu gemasterten Variante auch dazu entschieden einige der Stücke noch einmal neu einzuspielen. So kommen wir in den Genuss einer 2017 Version von „Open Your Eyes“, bei der niemand Geringeres als Danko Jones mit am Start ist und auch „Rain“, „Crossing The Deadline“ und „Get Busy“ erhalten ein zeitgemäßes 2017er Update. Wenn du also auf rockige Partyplatten stehst, lass dir diese Neuveröffentlichung nicht entgehen.

// Zu guter Letzt außerdem noch der Hinweis auf das aktuelle Album von The Movielife. Die einst so gefeierte und sehnlich vermisste Emo-Band hat sich endlich dazu entschlossen ein neues Album einzuspielen und das hat es in sich. Unter dem Banner von „Rise Records“, wo auch At The Drive-In und Hot Water Music unter Vertrag genommen wurden, präsentiert die Band mit „Cities In Search Of A Heart“ den offiziellen Nachfolger ihres hierzulande leider weitestgehend untergegangenen Werks „Forty Hour Train Back To Penn“ aus dem Jahre 2003. Die neue Platte wurde aufgenommen in den Barber Shop Studios und von niemand Geringeren als den beiden Produzenten Brett Romnes (Prawn) und Zakk Cervini (blink-182) in Szene gesetzt. Bandleader Vinnie Caruana sah sich dabei mit der schwierigen Herausforderung konfrontiert zusammen mit seinen Bandkollegen eine Vorstellung davon zu bekommen, wie The Movielife wohl im Jahre 2017 klingen könnten und das Ergebnis ist bemerkenswert. Wir jedenfalls sind nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hin und weg von diesen zehn Songs, die einem im wahrsten Sinne des Wortes zu Herzen gehen. Worauf also wartest du noch? Schnapp dir das Album. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.