// aufgelesen vol. (1)97 – „aufleuchtende details“

mit neuen Büchern von Marc-Uwe Kling, Jo Nesbo, Margaret Atwood, Péter Nádas und dem Hörspiel „Die weiße Lilie“. // Der Name Marc-Uwe Kling dürfte den meisten Lesern ja bereits durch seine „Känguru“-Trilogie ein Begriff sein. Nun macht er sich im Rahmen seines neuen Werkes namens „Qualityland“ daran seine Fans in eine nicht allzu ferne Zukunft […]

mit neuen Büchern von Marc-Uwe Kling, Jo Nesbo, Margaret Atwood, Péter Nádas und dem Hörspiel „Die weiße Lilie“.

// Der Name Marc-Uwe Kling dürfte den meisten Lesern ja bereits durch seine „Känguru“-Trilogie ein Begriff sein. Nun macht er sich im Rahmen seines neuen Werkes namens „Qualityland“ daran seine Fans in eine nicht allzu ferne Zukunft zu entführen. Dort läuft im Grunde genommen alles rund. Die Algorithmen erleichtern den Menschen das Leben und die Menschheit wurde zusehend optimiert. Ein selbstfahrendes Auto bringt dich genau dorthin, wo du hin möchtest und bei „TheShop“ bekommt man alles, was das Herz begehrt einfach zugeschickt. Man braucht dazu nicht einmal mehr den „Bestellbutton“ zu drücken, der Shop weiß auch so genau was man möchte. Schließlich wurde alles bereits von der Maschine durchgerechnet und so ist kein Mensch mehr dazu verdammt, sich für irgendetwas entscheiden zu müssen. Der Maschinenverschrotter Peter hat mit dieser Welt trotzdem so seine Probleme. Irgendetwas fühlt sich nicht richtig an für ihn und das hat auch damit zu tun, dass er selbst immer mehr wie eine Maschine funktioniert, die Roboter allerdings immer mehr menschliche Züge annehmen. Wo das wohl hinführt? Lass dich ein auf diese spannende Zukunftssatire, die uns mal eben vor Augen führt, wohin die Digitalisierung noch führen könnte.

// Passend zum Kinostart bekommt ihr derzeit auch eine Neuauflage des Jo Nesbo-Klassikers „Schneemann“ in einer kostengünstigen Taschenbuch-Variante präsentiert. Die Geschichte des vielleicht besten Werks des Autors dreht um einen Serienmördern, der zu den fiesesten seiner Gattung zählt. Er ermordet nicht nur seine Opfer auf bestialische Weise, er hat auch noch eine Vorliebe für junge Mütter, was wiederum den altehrwürdigen Harry Hole auf den Plan ruft. Er begibt sich auf die Jagd nach dem unheimlichen Typen, der sich „Schneemann“ nennt und muss sich mit einer ganzen Horde an Verdächtigen herumschlagen. Immer wieder führen seine Nachforschungen in eine Sackgasse und schon bald gerät der Kommissar selbst ins Visier des Killers. Ob er am Ende lebend aus der ganzen Geschichte heraus kommt? Lass dich ein auf dieses nervenzerfetzende Psycho-Duell, das man sich als Fan von Serienkiller-Romanen auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen sollte.

// Margaret Atwood hatten wir euch ja bereits in unserer letzten Ausgabe vorgestellt. Die Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat allerdings in der Vergangenheit schon jede Menge mehr Bücher veröffentlicht, als das inzwischen von Netflix verfilmte „The Mandmaid´s Tale“. Im „Piper“-Verlag werden nun zahlreiche ihrer Werke neu aufgelegt und jemand, der die Schriftstellerin bisher noch nicht kennt, dürfte überrascht sein, wie düster es in ihren Büchern bisweilen zugeht. Die beiden Bücher „Das Jahr der Flut“ und „Die Geschichte von Zeb“ zum Beispiel konfrontieren uns mit einer bitterbösen Zukunftsvision. Eine todbringende Pandemie hat die Menschheit heimgesucht und es gibt nur wenige Überlebende, die hoch über den Dächern der Stadt ein weitestgehend Sorgen-befreites Dasein fristen. Die sogenannten Gottesgärtner nehmen derweil die robuste Toby und die Prostituierte Ren bei sich auf und versuchen ihr Leben zu retten. Ausgangspunkt für die Misere der Menschheit ist das Gewinnstreben der Großkonzerne, die immer verantwortungsvoller handelten und so leistet die Autorin mit ihrem Werk auch einen wichtigen Beitrag in Bezug auf die fortschreitende Globalisierung. Auf faszinierende Art und Weise verwebt Atwood dabei so unterschiedliche Stile wie Love Story und Abenteuerroman zu einer spannenden Melange, die man sich als Fan von gesellschafskritischer Literatur auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

// An gleich zwei unterschiedliche Orte entführt uns das Hörspiel „Die weisse Lilie“, dessen erste Staffel nun als schicke CD-Box erhältlich ist. Im Kongo treffen wir auf einen Auftragskiller namens Daniel Porter, der im Rahmen seines Jobs nichts dem Zufall überlässt. In Boston wiederum schauen wir den introvertierten Detektiv Henry Miles über die Schulter, dem ein junger Akademieabsolvent namens Sam Haden als Partner zugeteilt wird. Im Rahmen der Geschichte treffen die beiden zwar anfangs nicht aufeinander, aber doch spielen die beiden Figuren eine Schlüsselrolle in der Geschichte um einen kriminellen Geheimbund. In einer Art Mix aus Politkrimi und Actionthriller werden wir dabei auch mit einem brillanten Soundtrack versorgt, der eigens für die einzelnen Episoden kreiert wurde. Mit Synchronsprechern wie Martin Sabel (bekannt aus „Dragonbound“) und Sascha Rotermund (der deutsche Spreche von Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch) ist die Reihe zudem hervorragend besetzt und es bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass wir nicht allzu lange auf die zweite Staffel der Reihe warten müssen. „Tödliche Stille“ jedenfalls hält einen von der ersten bis zur letzten Sekunde bei der Stange und gehört jetzt schon zu den spannendsten Hörspielen des Herbstes.

// Das neue Werk von Péter Nádas möchten wir euch an dieser Stelle natürlich ebenfalls nicht vorenthalten. In seiner neuen epischen Erzählung namens „Aufleuchtende Details“ widmet sich der begnadete Budapester Schriftsteller, der bereits mit seinen 2012 ins Deutsche übersetzten „Parallelgeschichten“ für Furore sorgte, seinen eigenen Lebenserinnerungen. Es geht um die Zeit seine Jugend und sein bewegtes Leben und spiegelt in Nuancen dabei gleichzeitig das Dasein von uns allen im 20. Jahrhundert. Ausgangspunkt der Geschichte ist der 14. Oktober 1942. An jenem Tag wird Nádas von seiner Mutter entbunden, während gleichzeitig ein Einsatzkommando das Ghetto von Misotsch auslöscht. Was das Ganze mit Anne Frank und Jan Karski zu tun hat? Dem Schriftsteller gelingt es mit seiner Erzählung sehr gekonnt die unterschiedlichen Ereignisse miteinander in Verbindung zu setzen und legt gleichzeitig offen, dass alles im Innersten irgendwie miteinander zusammenhängt. Dabei geht Nádas mehr assoziativ als chronologisch vor und reißt den Leser mit seinen Worten in einen regelrechten Sog der Emotionen. Wenn du also mehr erfahren möchtest von einem der größten Autoren unserer heutigen Zeit, dann schau mal rein in „Aufleuchtende Details“. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.