// aufgelesen vol. (2)04 – „good news“

mit neuen Büchern von David LaChapelle, Volker Kutscher, Heidi Benneckenstein, Thich Nhat Hanh und Carmen Korn. // Zwei hochwertige Werke von David LaChapelle erscheinen in diesen Tagen beim renommierten „TASCHEN“-Verlag. Mit seinen hyperrealen Fotografien gelingt es dem Künstler immer wieder, einem ein breites Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Seine Kunst lässt einen eintauchen in eine […]

mit neuen Büchern von David LaChapelle, Volker Kutscher, Heidi Benneckenstein, Thich Nhat Hanh und Carmen Korn.

// Zwei hochwertige Werke von David LaChapelle erscheinen in diesen Tagen beim renommierten „TASCHEN“-Verlag. Mit seinen hyperrealen Fotografien gelingt es dem Künstler immer wieder, einem ein breites Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Seine Kunst lässt einen eintauchen in eine Art Parallelwelt und schon fühlt man sich wie in ein schillerndes Wunderland versetzt. Der Mode- und Celebrity-Fotograf erlebte seinen Durchbruch im Rahmen der Arbeiten für die Zeitschrift „Interview“, außerdem gilt er als enger Freund des altehrwürdigen Andy Warhol. Im Anschluss passierte dann alles wie von selbst. Große Magazine wie das „New York Times Magazine“, der „Rolling Stone“ oder die „Vanity Fair“ klopften an seine Pforten und baten ihm formvollendete Pop-Art-Meisterwerke zu schaffen, die vor humorvollen Querverweisen nur so strotzen. Man taucht tatsächlich in ein kunterbuntes Universum ein, wenn man die beiden Bände „Lost & Found“ und „Good News“ durchblättert. Hinter den hochwertigen Box-Sets verstecken sich großformatige Alben, die immer wieder den schönen Schein zu hinterfragen scheinen. Kein Wunder also, dass auch Britney Spears, Lady Gaga und Kanye West neben vielen anderen vor der Linse Platz nahmen, um sich von dem Künstler verewigen zu lassen. Die nun insgesamt auf fünf Bände angelegte Reihe der „David LaChapelle-Anthologie“ erschein nun nach rund zehn Jahren erstmals im „TASCHEN“-Verlag und schon die ersten beiden Bücher lassen einem den Mund ganz weit offen stehen. Das liegt nicht nur an den zahlreichen, wirklich hintersinnigen und ebenso schillernden Motiven, sondern auch daran, dass die Werke noch nie in Buchform zu bekommen gewesen sind. Lass dich also ein auf diesen bunten Mix aus Porno, Pop, Relgion und apokalyptischen Motiven gepaart mit jeder Menge Zitaten, die sich oft erst beim erneuten Studium des Werkes offenbaren. Wenn du also auf glitzernde Phantasien in Foto-Form stehst, dann lass dir diesen Künstler nicht entgehen.

// Volker Kutscher, der heute in Köln lebt, und im Jahre 1962 das Licht der Welt erblickte, hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht. Mit „Der nasse Fisch“ gelang ihm aus dem Stand ein gefeierter Bestseller und so versetzte uns der Autor mit seinen vier weiteren Büchern der Reihe kurzerhand ins Berlin der 30er Jahre zurück. Nun steht Roman Nummer 6 namens „Lunapark“ in den Startlöchern und abermals finden wir uns im Jahre 1934 wieder. Die Begeisterung für Hitlers Regime ebbt langsam ab und die SA gewinnt an Macht. Zunehmend unberechenbar dem Terrorregime ausgesetzt leben die Menschen in Angst und Schrecken und müssen damit rechnen jederzeit überfallen oder verhaftet zu werden. Dabei gerät Gereon Rath dann ausgerechnet noch mit den Braunhemden und der Berliner Unterwelt aneinander. Als nämlich zwei SA-Männer tot aufgefunden werden, scheint alles auf eine Mordserie hinzudeuten. Währenddessen wird die politische Weltlage immer angespannter und schon bald liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Wenn du also auf zeitgeschichtliche Werke gepaart mit einer spannenden Kriminalgeschichte stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen, dessen vorherige Bände inzwischen auch im TV unter dem Titel „Berlin Babylon“ zu sehen sind.

// Wie das so ist, als junge Frau zwischen Nazis groß zu werden, davon versucht uns Heidi Benneckenstein in ihrem Buch „Ein deutsches Mädchen“ einen Eindruck zu vermitteln. „Mein Leben in einer Neonazi-Familie“ umreißt dabei ihr Leben in den 90ern. Sie wird in einem idyllischen Ort bei München groß und schon als kleines Mädchen auf ein Ferienlager geschickt, wo sie einem nahezu paramilitärischen Drill ausgesetzt ist. Später nimmt sie schließlich an Aufmärschen der Neonazis ein und prügelt auf Fotografen ein, die sie der „Lügenpresse“ zuordnet. Ihr Weltbild kommt erst ins Wanken, als sie einen gewissen Flex kennenlernt, der sich als Liedermacher rechten Themen annimmt, aber innerlich zur Szene auf Distanz geht. Mit neunzehn schließlich entscheidet sich die junge Frau den Kontakt zu ihrer Familie endgültig abzubrechen und landet in einem Aussteiger-Programm. Wie es ihr damit geht und wie sie auf ihre zwei so grundverschiedenen Leben zurückblickt? Wag dich heran an diesen spannenden Aussteiger-Roman, der deutlich macht, mit welchen Abgründen junge Menschen in einer regelrechten Parallelwelt so konfrontiert sind.

// Carmen Korn entführt uns derweil im zweiten Teil ihrer „Jahrhundert-Trilogie“ ins Jahre 1949. Der Krieg ist vorbei und wir treffen auf vier Freundinnen namens Henny, Käthe, Ida und Lina, die allesamt aus unterschiedlichen Verhältnissen stammen. Alle vier wurden wir im Hamburger Stadtteil Uhlenforst groß und schon seit Jahrzehnten teilen sie ihre größten Ängste und intensivsten Hoffnungen miteinander. Im Zuge des Wirtschaftswunders geht es dabei für Henny erst einmal aufwärts. Ihre Tochter bekommt einen Job als Ärztin, ihr Sohn Klaus landet beim Rundfunk. Lina wiederum entschließt sich dazu eine Buchhandlung zu gründen und auch Ida scheint endlich ihre Berufung gefunden zu haben. Lediglich Käthe ist nach wie vor verschwunden und keiner weiß, was im Krieg mit ihr passiert ist. Ob sie sie wiederfinden werden? „Zeiten des Aufbruchs“ versetzt einen 70 Jahre in der Zeit zurück und zeichnet das Bild von vier Frauen, die einfach zu sehr am Leben hängen, um es einfach so wegzuwerfen. Lass dir diese literarische Großtat also auf keinen Fall entgehen.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf ein Werk von Thich Nhat Hanh, dem ihr mal ein wenig von eurer Aufmerksamkeit schenken solltet. In dem Buch des Meditations-Lehrers und Zen-Meisters dreht sich alles um das spannende Dasein des Mönchs aus Vietnam. In den vergangenen 70 Jahren hat er sich unermüdlich für Frieden und soziale Gerechtigkeit eingesetzt und ist weit über buddhistische Kreise hinaus bekannt. In seinem Buch namens „Mein Leben ist meine Lehre“ wendet er sich selbst noch einmal den wichtigsten Momenten in seinem Leben. Schon als junger Mensch wollte er eben jene Gelassenheit erlernen, wie sie Buddha auf einer Zeitschrift ausstrahlte und so entschied er sich seinem Leben dem Buddhismus zu verschreiben. Er durchlebt dabei nicht nur den Krieg in Vietnam, sondern gründet auch die „Bewegung des Engagierten Buddhismus“. Von niemand Geringerem als Martin Luther King jr. wurde er für den Nobelpreis vorgeschlagen und so solltet ihr euch diese spannende Lebensgeschichte auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Sie lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.