// aufgelesen vol. (2)10 – „alte freunde“

mit neuen Büchern von John Niven, Robert Forster, Philipp Ther, Andreas Pflüger und Melinda Nadj Abonji. // Alle Fans des Kultautors John Niven bekommen in diesen Tagen ebenfalls Nachschub in literarischer Form. „Alte Freunde“ heißt das neue Buch des „Kill Your Friends“- und „Gott bewahre“-Autors und das hat es in sich. Im Mittelpunkt stehen dabei […]

mit neuen Büchern von John Niven, Robert Forster, Philipp Ther, Andreas Pflüger und Melinda Nadj Abonji.

// Alle Fans des Kultautors John Niven bekommen in diesen Tagen ebenfalls Nachschub in literarischer Form. „Alte Freunde“ heißt das neue Buch des „Kill Your Friends“- und „Gott bewahre“-Autors und das hat es in sich. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Schulfreunde namens Craig und Alan, die beide ganz verschiedene Lebenswege eingeschlagen haben. Craig war einst mal der charismatische Anführer zu dem alle aufschauten und der irgendwann zum Rockstar mutierte. Alan wiederum war der typische Mitläufer, der immer genau das machte, was die anderen von ihm erwartet haben. Gut dreißig Jahre später wiederum sieht die Geschichte dann allerdings schon ein bisschen anders aus. Während Alan als Autor überaus erfolgreich ist, treibt sich Craig als Obdachloser in den Londoner Straßen herum. Eines Tages schließlich treffen sie sich wieder und Alan versucht Craig wieder auf die Beine zu holen. Schnell allerdings müssen die beiden feststellen, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war und so treten sie eine wahre Lawine an Ereignissen los, bei denen man ihnen als Leser nur zu gerne über die Schultern schaut.

// Robert Forster wiederum hat es nie zu Weltruhm gebracht. Im Gegensatz zu anderen Kalibern wie Nick Cave oder Lou Reed war einen Go-Betweens nie der ganz große Wurf gelungen, für Millionen von Fans allerdings gehört die Gruppe trotzdem zu den allergrößten. Wenn es jemand seit jeher verstand Literatur in ein poppiges Format zu gießen, dann war es die Band rund um Robert und Grant McLennan, deren Musik einen auch heute noch eine Gänsehaut über den Körper jagt. In seinem Buch „Grant & Ich“ nimmt sich der Liedermacher nun noch einmal den Go-Betweens an und beleuchtet außerdem „Die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft“. Was ziemlich herzerwärmend anmutet, findet ein jähes Ende, als McLennan im Jahre 2006 plötzlich einem Herzinfarkt erliegt. Umso mehr freuen wir uns über dieses fantastische Buch, das wir nicht nur allen Fans der Band ganz innig ans Herz pressen möchten, sondern auch all jenen, die es in Zukunft noch werden wollen. Die Musik dieser Gruppe nämlich ist über alle Zweifel erhaben und hat bis heute nichts von ihrem Charme verloren. Wenn du also genaueres darüber wissen möchtest, wie es eigentlich zu den Songs kam, dann lass dir diese Lektüre nicht entgehen. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen.

// Vielleicht sollten all jene, die im Internet immer wieder hasserfüllte Reden schwingen, sich mal das aktuelle Werk von Philipp Ther zu Gemüte führen. Der 1967 geborene Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität in Wien macht sich in seinem Werk „Die Außenseiter“ nämlich noch einmal daran die Themen Flucht und Integration zusammen zu bringen. Die Flüchtlingskrise selbst sieht er dabei als ausschlaggebend für den Aufstieg von rechtspopulistischen Parteien und so wirft er diesbezüglich mal einen Blick auf die Geschichte, um deren Thesen zu widerlegen. Im Rahmen seines Buches wirft er dabei nicht nur einen Blick auf das Thema „Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa“, sondern legt auch dar, dass die Integration immer eine Bereicherung für die jeweiligen Länder darstellte. Es lohnt sich also mal reinzuschnuppern in dieses Werk, das einem die Augen öffnet für Gesamtzusammenhänge und abseits der gängigen Plattitüden von rechts wirklich fundiert daher kommt.

// Mit dem Gedanken konfrontiert, man würde 2 Millionen Dollar erben, würde wahrscheinlich jedem von uns ein breites Grinsen übers Gesicht huschen. Wenn die Kohle allerdings von deinem Todfeind stammt, sieht die Sache wahrscheinlich schon etwas anders aus. Andreas Pflüger widmet sich in seinem neuen Thriller „Niemals“ dabei einer begnadeten Polizistin namens Jenny Aaron, die allerdings mit dem Umstand leben muss, dass sie blind ist. Eines Tages wird sie dazu gedrängt sich wieder der geheimen Sondereinheit anzuschließen, bei der sie früher einmal tätig gewesen ist. Für sie würde das bedeuten, wieder einem adrenalingetränktem Job nachzugehen, doch sie stellt sich zunehmend die Frage, ob sie das eigentlich möchte. Als sich dann herausstellt, dass sie einen unglaublichen Betrag von ihrem Todfeind erben wird, muss sie nach Marrakesch reisen, wo sie mit ihrer größten Angst konfrontiert wird. Ob sie am Ende wieder heil aus der ganzen Geschichte heraus kommt. Es lohnt sich mal reinzuschnuppern in dieses rasante Werk voller Überraschungen.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf das neue Buch von Melinda Nadj Abonji. In ihrem Werk „Schildkrötensoldat“ widmet sich die serbische Autorin, die inzwischen in der Schweiz lebt, dem Leben eines gewissen Zoltán Kertész. Selbiger ist ein waschechter Träumer und lebt im zerfallenen Jugoslawien. Dort gilt er als Außenseiter, weil er seit einem Unfall in einer Scheune sitzt und dort Kreuzworträtsel löst. Als 1991 der jugoslawische Bürgerkrieg ausbricht, sehen die Eltern von ihm das erst einmal als Gelegenheit. Schließlich könnte in der Volksarmee doch noch was aus ihrem Sprössling werden. Aber Zoltán ist nicht unbedingt gewillt, sich dem Willsen der Obrigkeit zu beugen und passt überhaupt nicht in das System. Nachdem ein Soldat bei einem Marsch tot zusammenbricht, setzt er vollends auf Verweigerung und legt damit den Finger immer tiefer in die Wunde. Lass dich also ein auf diese spannende Geschichte über jemanden, der das System hinterfragt. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.