// zuckerbeat vol. (5)03 – „nackt“

mit neuer Musik von Dicht & Ergreifend, Erdmöbel, Liebe Frau Gesangsverein, Young Fathers und Fishbach. // Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie man Blasmusik eigentlich formvollendet mit Rap-Musik kombiniert, der kommt beim aktuellen Album von Dicht & Ergreifend auf seine Kosten. „Ghetto Mi Nix O“ ist dabei schon das zweite Werk der sympathischen […]

mit neuer Musik von Dicht & Ergreifend, Erdmöbel, Liebe Frau Gesangsverein, Young Fathers und Fishbach.

// Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie man Blasmusik eigentlich formvollendet mit Rap-Musik kombiniert, der kommt beim aktuellen Album von Dicht & Ergreifend auf seine Kosten. „Ghetto Mi Nix O“ ist dabei schon das zweite Werk der sympathischen Crew, die noch dazu in Mundart rapt, was dem ganzen Unterfangen nochmal einen wirklich außergewöhnlichen Flair verleiht. Dass die eigentlich aus Niederbayern stammenden Lef Dutti und George Urkwell inzwischen in Berlin sesshaft geworden sind? Geschenkt. Sie klingen trotzdem noch genauso authentisch wie eh und je und schaffen es mit ihren Bläsern, Akkordeoneinsätzen und hintersinnigen Texten immer wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht des Zuhörers zu setzen.  Zusammen mit DJ Splitt an den Plattentellern schaffen sie es dabei auch immer wieder das Tanzbein des Hörers anzusprechen und so freuen wir uns über ein rundum gelungenes Album der Mundart-Rapper aus Süddeutschland, das ihre Fanbase sicherlich noch weiter vergrößern dürfte.

// Bereits dem Charme der Vorabsingle „Hoffnungsmaschine“ zusammen mit der ehemaligen Wir Sind Helden-Sängerin Judith Holofernes konnte man sich kaum entziehen. Der Song unterstreicht die Bodenständigkeit dieser Kapelle namens Erdmöbel so sehr, dass sich andererseits aber wahrscheinlich auch so mancher schon wieder entnervt abgewendet hat. Diese Band hier nämlich spaltet gerade deshalb, weil sie sich dazu entscheidet, das Besondere im Alltäglichen zu suchen. Dabei wirken sie mit ihren Strickpullovern wie die sympathischen Nachbarn von gegenüber, bei denen alles immer in geregelten Bahnen zu verlaufen scheint. Das neue Album namens „Hinweise zum Gebrauch“ ist in diesem Zusammenhang also auch diesmal wieder ein Album, das es den Fans der Gruppe überaus leicht machen dürfte, sie auch weiterhin ins Herz zu schließen. Ob sie dabei mit einem astreinen Popsong oder einem Reggae-Rhythmus um die Ecke biegen. Geschenkt. Erdmöbel bleiben sich treu und erweitern ihren Back-Katalog um ein weiteres fantastisches Album. Also viel Spaß damit.

// Ein wirklich beeindruckendes Debüt legen derweil die sympathischen Menschen aus dem Hause Liebe Frau Gesangsverein vor. Mit Sängerin Ricarda Giefer schafft es die Band dem angestaubten Deutschrock-Genre neues Leben einzuhauchen, indem sie immer wieder (post-)punkige Momente einstreuen. Allerdings sind es in diesem Zusammenhang vor allem die Texte, welche die Band aus der breiten Masse herausstechen lassen. Das liegt vor allem daran, dass diese Musik hier direkt im echten Leben fußt. Die Songs sind wuchtig und hintersinnig zugleich und schon nach wenigen Durchläufen bekommt man sie nicht mehr aus dem Kopf. Immer dann, wenn man meint, gleich würde es zu schmalzig zugehen, schafft es die Band einen Spritzer Ironie aus der Zitrone zu pressen, der dafür sorgt, dass einem über die volle Distanz von zehn Stücken nie langweilig wird. Wenn du also mal wieder ein beeindruckendes Pop-Album in deutscher Sprache genießen möchtest, dann lass dir „Nackt“ nicht entgehen. Es lohnt sich.

// Die Gruppe Young Fathers hatte nicht zuletzt durch ihre gelungenen Beiträge auf dem Soundtrack des zweiten „Trainspotting“-Streifens auf sich aufmerksam gemacht. Nun steht auch ihr neues Album in den Regalen und das Trio rund um Alloysious Massaquoi, Graham Hastings und Kayus Bankole weiß auch auf Albumdistanz zu begeistern. „Cocoa Sugar“ nennt sich die Scheibe der sympathischen Crew und die 12 Songs sind allesamt bereits im Jahre 2017 im heimischen Kellerstudio entstanden. Darüber hinaus wurden für das Artwork eine so renommierte Künstler-Kollegin wie Julie Noni mit ins Boot geholt, was der Platte einen ganz besonderen Flair verleiht. Wenn du also auf britische Popmusik mit Widerhaken stehst, dann bist du bei den Young Fathers genau an der richtigen Adresse. Also komm schon. Lass dich begeistern von diesem kratzbürstigen Trio, dessen direkte Songs dir deinen Mund sicher ganz weit offen stehen lassen.

// Bereits im Januar 2017 schaffte es die Musikerin Fishbach mit ihrer Musik in ihrer Heimat Frankreich für Furore zu sorgen. Nun möchte sie es auch hierzulande wissen und veröffentlicht ihr Debütalbum „À Ta Merci“, welches aus 12 Songs besteht, die einem regelrecht den Atem rauben. Die Songs sind so vielseitig arrangiert, dass einem nicht eine Minute langweilig wird, wenn die Platte hier läuft. Kein Wunder, dass die androgyn-anmutende Sängerin in ihrer Heimat schon jetzt als eines der größten Talente ihrer Generation gefeiert wird. Die Musik selbst wiederum kann man wohl am Ehesten als experimentelle Popmusik beschreiben. Das verwundert auch deshalb nicht, weil die Musikerin schon früh angefangen hat zuhause an ihrem iPad Musik zu kreieren. Nun allerdings scheint die Zeit reif für den Sprung auf die europäischen Bühnen und wir wünschen ihr dabei jetzt schon viel Glück.