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„DIE ÜPPIGKEIT DES NICHTS“ Das Nichts, vom dem Hubert von Goisern berichtet, gleicht einem Zustand mentaler Schwerelosigkeit. „Du sitzt da und wartest und alles rund um dich erreicht dich nicht.“ Es ist das Warten auf den Moment, da sich Gedanken und Ideen zu Liedern formen. Es sind die Phasen, die von außen betrachtet ein Nichts, […]

„DIE ÜPPIGKEIT DES NICHTS“
Das Nichts, vom dem Hubert von Goisern berichtet, gleicht einem Zustand mentaler Schwerelosigkeit. „Du sitzt da und wartest und alles rund um dich erreicht dich nicht.“ Es ist das Warten auf den Moment, da sich Gedanken und Ideen zu Liedern formen. Es sind die Phasen, die von außen betrachtet ein Nichts, eine Leere darstellen. „Du tust ja eh nichts“, sagen dann die, die ihm in solchen Phasen begegnen. Zu nichts zu gebrauchen. Nicht greifbar. Und auch nicht wirklich erklärbar. Hubert von Goisern aber sind diese Phasen das Größte und Bedeutendste, das Inhaltsvollste – „außer der Liebe“.

Die Songs auf „S’Nix“ überwältigen – egal ob als Rocknummer oder Ballade – durch ihre Dichte. Und sie überraschen durch den Mut, sich gerade bei den rockigen Nummern weit hinaus aus dem bisher bekannten Kosmos zu lehnen. Niemals aber geht auch in den richtig lauten, harten Momenten jene Subtilität verloren, die Hubert von Goiserns Werk auch dieses Mal örtlicher wie zeitlicher Zuordnung entzieht. Ortlosigkeit war auch die Quelle dieser Songs. In vielen Phasen werden sie bestimmt von der Art, wie auf einem Schiff gereist wird. Gelassenheit verlangt eine solche Reise, weil sie manchmal zäh dahingeht. Aber ohne Etappen der Ungeduld, des genervten Wartens, würde diese Gelassenheit nicht so ein intensives Erlebnis ergeben.

Alle Songs lassen sich Zeit. Sie walzen sich – inhaltlich und formal – teils jeder für sich, aber jedenfalls in ihrer Gesamtheit breit aus. Dabei aber verlieren sie aber nie ihre Richtung. Beispielhaft – schon allein wegen ihrer Länge – sind das achtminütige „Regen“ und das neunminütige „Siagst as“. Bei „Siagst as“ begegnen wir – von Xavier Naidoo begleitet – zunächst einer Ballade über eine Gewissheit: „Nach jeder langen Nacht / Kommt irgendwann wieder des Licht“. Von einer sehnsüchtigen Trompete wird zunächst ein weicher, seelenvoller Soundteppich dominiert. Immer wieder entwickelt sich dieser Song auf ein Ende hin, um dann doch nur Geschwindigkeit der Musik und Intensität der Stimmen zu ändern. Drängen und Durchatmen oder Warten und Weiterfahren oder Hoffen und Bangen. Hier wird die Schiffsfahrt des Goiserers, seine wichtigste, aktuelle Inspirationsquelle, hörbar. Sie wird fühlbar in der Undurchdringlichkeit, mit der die Band als dichte Einheit zusammen spielt, aber auch in der Wechselbeziehung zwischen gelassener Zuversicht und ungeduldiger Ungewissheit: „Siagst es“ ist ein Song, der aus dem Nichts zu erhabenen Schönheit wächst, der bei aller Nachdenklichkeit die wilde Sogkraft eines Wasserstrudels entwickelt.
KONZERT SAMSTAG 04.04.2009 IM CONGRESSZENTRUM UM 20 UHR