// auf der couch mit heike…(ein interview)

Die langen, künstlichen Wimpern der Hildegard Knef hatte sie abgelegt. Sie wirkt überaus natürlich, bezaubert durch ihr Lächeln und verpackt ihre Gedanken in wohlüberlegte Worte: Heike Makatsch. Wir trafen uns, um über ihren neuen Film „Hilde”, über die Knef und ihre Liebe zur Musik zu plaudern. Bist Du das erste Mal in Würzburg? Nein, ich […]


Die langen, künstlichen Wimpern der Hildegard Knef hatte sie abgelegt. Sie wirkt überaus natürlich, bezaubert durch ihr Lächeln und verpackt ihre Gedanken in wohlüberlegte Worte: Heike Makatsch. Wir trafen uns, um über ihren neuen Film „Hilde”, über die Knef und ihre Liebe zur Musik zu plaudern.

Bist Du das erste Mal in Würzburg?
Nein, ich war schon einmal hier bei einem Konzert von Tomte.

Ich hab mich gefragt, kommt sie wohl zu spät, die Heike…
Ich bin immer pünktlich.

Immer pünktlich? Du hast also keine divenhaften Allüren?
Ich bin immer pünktlich. (lacht) Nein. Ich würde mich überhaupt nicht als eine Diva beschreiben. Ich weiß auch gar nicht genau, was eine Diva ist. Insofern würde ich das Wort auch gar nicht benutzen. Im Zusammenhang mit mir erst recht nicht.

Du hast Dich sehr intensiv auf die Rolle vorbereitet und hast speziell dafür Schauspielunterricht genommen. Was waren die Gründe?
Ich fand es gut, jemanden zu haben, der mich von außen betrachtet. Ich sehe meine Schauspielarbeit vor der Kamera immer als einen internen Prozess an. Hier hatte ich aber das Gefühl, dass die Wirkung nach außen nicht unwichtig ist, weil man jemanden darstellt, den andere Menschen auch in Erinnerung behalten haben. Mir war wichtig, dass ein paar prägnante Eckpunkte übereinstimmen. Und da jemanden zu haben, der mir die Sorge nimmt, ob es zu viel ist oder zu wenig, das tat mir ganz gut. Es hat mir das Vertrauen gegeben, dass all die Vorbereitung und mein Bild, dass ich mir von Hildegard Knef gemacht habe, seinen Platz in mir gefunden hatte und dass ich das jetzt loslassen kann – und einfach spielen kann.

Wie gut kanntest Du Hildegard Knef vor den Dreharbeiten?
Ich kannte Hildegard Knef nicht gut vor den Dreharbeiten und habe sie erst entdeckt und lieben gelernt durch die Arbeit an dem Film.



Ist noch etwas von der Knef in Dir oder kannst Du ganz gut loslassen?

Sie als Figur loszulassen ist kein Problem. Aber die lange, intensive Zeit, die man verbracht hat, und die Menschen, mit denen man zusammengearbeitet hat, all das loszulassen, das könnte ein schmerzhafter Prozess sein. Aber dass ich jetzt noch Hilde in mir habe, nein, das kann man nicht sagen.

Gibt es die ein oder andere Parallele zwischen Dir und Hildegard Knef?

Man füllt ja letztlich die Figur mit einem selbst. Insofern muss ich die Rolle für mich emotional verständlich machen, damit ich sie spielen kann. Aber ob das wirklich Überschneidungen sind oder einfach Projektionen meinerseits, das könnte ich nicht sagen. Ich hab mich dann irgendwann ihr nahe gefühlt, aber das hat vielleicht weniger mit Hildegard Knef zu tun als mit meinem Versuch sie interpretieren zu können.

Was findest Du an dem facettenreichen Charakter von Hildegard Knef am interessantesten und faszinierendsten?
Ich mochte an ihr, dass sie – obwohl sie den Wunsch hatte, von vielen Menschen geliebt zu werden – ihre Authentizität nie aufgeben konnte und dass sie letztendlich immer ihre Ecken und Kanten hervorgestellt hat, fast um den Beweis zu bekommen, auch dafür geliebt zu werden. Und dass sie nie versucht hat, gefällig zu sein, das war es wohl, was sie so interessant gemacht.

Und was schätzt Du über ihre Authentizität hinaus an ihr?
Ich schätze sie sehr als Künstlerin und wie sie mit Sprache umgehen kann. Auch in ihrer Leidenschaftlichkeit schätze ich sie sehr. Denn ich hab das Gefühl, dass sie eine sehr leidenschaftliche Frau war – im Guten und im Schlechten.

Was war die größere Herausforderung: der Gesang oder die Rolle einer Frau, die sehr polarisierte und sehr viele Facetten hatte?
Beides war eine sehr große Herausforderung. Und ich hatte in beiden Fällen, das Ziel, es zu meistern. Aber ich dachte nie: O Gott, ist das schwierig! Sondern eher: Ja, wir sind auf dem Weg. Wir hatten viel Zeit und konnten die Zeit nutzen, um sicherer zu werden – in jeder Hinsicht. Und als wir anfingen zu drehen, da war schon eine Sicherheit da. Zwar dauert es dann noch etwas bis man sich findet, aber das ist immer so, egal ob die Figur Hildegard Knef ist oder eine andere. Und dann nach zwei Wochen sitzt man dann wirklich im Sattel.

Noch mal zur Musik: Du hast ja auch schon in früheren Filmen gesungen. Wie kam diese Affinität zur Musik?
Meine Liebe zur Musik war schon immer da: Popmusik und alles was dazugehört. Popkultur war für mich immer von größtem Interesse. Ich glaube, ich hätte mich immer gerne als Sängerin einer Band gesehen, aber es sollte nicht sein. Mein bester Freund und ich, wir haben immer in seinem Zimmer Musik gemacht. Aber in erster Linie haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie wir unsere Band nennen.

Du bist aber doch ein musikalischer Mensch und singst auch mal im Auto oder unter der Dusche?

Ja, aber musikalisch würde ich das nicht nennen.

Aber Dir macht es Spaß?
Mir macht es Spaß, ja. Und wenn ich mir Zeit und Mühe gebe und mich ein paar Leute dabei unterstützen, dann kann auch etwas dabei herauskommen.

Könntest Du Dir vorstellen, dass es in 50 Jahren einen Film mit dem Titel „Heike“ gibt?
Nein, ich glaube bis dahin sind Biopics nicht mehr in Mode. Biografien werden dann sicher auch irgendwann abgenutzt sein.

// text: stefan jakob & ella
// fotos:
© 2009 Egoli Tossell Film/ MMC Independent