// music: parts & labor

Auf der Homepage von Parts & Labor regnet es bunte Pixel. Ebenso farbefroh und überdreht präsentiert sich ihr aktuelles Album „Mapmaker“. All diejenigen, die auf gradlinige Songstrukturen stehen, können jetzt schon mal kacken gehen. Hier knirscht und poppt es nämlich, als ob jemand Konfetti unterm Geschenkpapier versteckt hat. Vertrackt, wie Gefängnis-Gebäude, ballern sich Parts & […]

Auf der Homepage von Parts & Labor regnet es bunte Pixel. Ebenso farbefroh und überdreht präsentiert sich ihr aktuelles Album „Mapmaker“. All diejenigen, die auf gradlinige Songstrukturen stehen, können jetzt schon mal kacken gehen. Hier knirscht und poppt es nämlich, als ob jemand Konfetti unterm Geschenkpapier versteckt hat. Vertrackt, wie Gefängnis-Gebäude, ballern sich Parts & Labor ihren Weg in Richtung Ausgang frei.

Mit Salto vorwärts in die S-Bahn eingestiegen, kutschiert uns die Combo aus Brooklyn direkt ins nächste Einkaufszentrum, um dort alle Straßenmusikanten mit einem amtlichen Gitarrenbrett mundtot zu machen.
Danach wird die Süßigkeiten-Abteilung gestürmt und die ganze angepasste Weihnachtseinkäufer-Fraktion mit Pralinen beworfen. Und zwar so lange bis sie endlich aus der Fassade ihrer Jacken kriecht und lauthals zurück schreit. Stille Nacht war gestern. Was wir brauchen, ist Panik! Dabei darf natürlich auch mal hymnisch im Takt gegrölt werden. Aber auf keinen Fall mit dieser berechnenden Attitüde, von der sie einem immer erzählen, dass das jetzt zum Erwachsen werden dazu gehört. Da kann man ja sonst gleich Bon Jovi hören. Scheiß „Bed Of Roses“ und so. Ich meine, wer fällt heute schon noch in ein Rosenbett und schmalzt sich dann so eine „I Wanna Lay You Down“-Scheiße zwischen den Zähnen hervor. Da muss man aufschreien. Und zwar laut. Weil einem die verkackten Dornen gerade den Rücken zerkratzen. Also noch mal: Die Welt von Parts & Labor ist ein Spielplatz. Sie verleitet dazu, nicht den ganzen Tag nur herum zu sitzen und sich den Kopf über passende Weihnachtsgeschenke zu zerbrechen. Stattdessen reißt man lieber Pflastersteine aus dem Asphalt und zerbricht ein paar Schaufensterscheiben mit spießbürgerlicher Weihnachtsbeleuchtung. Das hat wenigstens was kreativ Destruktives.

„Mapmaker“ ist ein Soundtrack gegen den Erstickungstod. Dekonstruiert diese Welt und macht sie besser, macht sie anders. Aber macht verdammt noch mal irgendwas mit ihr. Denn genau darum geht’s bei dieser Musik: Ums Ausprobieren. Diese Stücke sollte man einfach mal auf einer Einkaufsmeile abspielen. Danach gäbs dann keine scheiß Einkaufsmeile mehr. Wie sagte Textor von Kinderzimmer Productions mal so schön? „Erst mäh ich deinen Teppich und dann fress ich eure Weihnachtsbäume!“ Wer heute noch einen Grund zum Aufschreien sucht. Hier hat er ihn.

Parts & Labor spielen am 4.12. im Jugendkultrhaus Cairo in Würzburg.

Parts & Labor
„Mapmaker“
(Jagjaguwar / Brah)

// text: alexander nickel-hopfengart