// festivaltape 2009

Jetzt aber mal ehrlich. Der Frühling 2009 ist ein Arschloch. Eine Freundin aus Schweden meinte kürzlich zu mir: bei ihnen bestünde der Frühling nur noch aus einem Tag. Bei uns besteht der Frühling inzwischen aus gar keinem Tag mehr. Außer natürlich man steht auf Sprühregen-Wasserfälle und tiefschwarze Wolkenformationen. Eben deshalb läuten wir jetzt schon mal […]

Jetzt aber mal ehrlich. Der Frühling 2009 ist ein Arschloch. Eine Freundin aus Schweden meinte kürzlich zu mir: bei ihnen bestünde der Frühling nur noch aus einem Tag. Bei uns besteht der Frühling inzwischen aus gar keinem Tag mehr. Außer natürlich man steht auf Sprühregen-Wasserfälle und tiefschwarze Wolkenformationen. Eben deshalb läuten wir jetzt schon mal den Sommer ein – dann nämlich, wenn ihr leicht bekleidet über Blumenwiesen hüpft und euch gegenseitig die Lippen durchknetet. Genau dann solltet ihr diese Mucke hier hören. Viel Spaß mit unserem Gute-Laune-Tape für den Festival-Sommer 2009. Live nachzuhören bei Rock im Park, auf dem Taubertal-Festival und auf dem Highfield-Festival.

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01 Selig – „Schau schau“ (live bei Rock im Park)
Zum Auftakt wedeln wir gleich mal mit der Nostalgiekeule. Die Drogenbarone von Selig (erinnert sich eigentlich noch jemand an „Wenn ich wollte“ oder „Ohne dich“?) versalzen den Deutschrockfratzen der Gegenwart ordentlich die Suppe und injizieren dir mit ihrer Comeback-Single die ultimative Partydroge. Kurz gesagt: Dieser Song ist die perfekte Alternative zum Revolverhelden-Duell unterm Silbermond. Oder auch einfach nur der passende Medizin für erfolglose Radsportler: nach diesem Gitarrenmonster brauchst du keine Aufputschmittel mehr. Da drehst du durch, wie Windräder. (vom Album: „Und endlich unendlich“)

02 The Prodigy – „Thunder“ (live bei Rock im Park)
The Prodigy sind einfach nicht totzukriegen. Auch dieses Jahr gibt’s wieder neuen Stoff aus dem „Taka-Techno-Land“. Würde heutzutage allerdings kein Schwein mehr interessieren, hätten sie mit „Thunder“ nicht ein amtliches Brett im Gepäck, das klingt wie eine derbe Mischung aus „Firestarter“ und „Out Of Space“. Endlich mal wieder ein Prodigy-Track, der nicht klingt, als müsste man sich eine dritte Hand vors Gesicht schrauben, um das Gähnen zu unterdrücken. (vom Album „Invaders Must Die“)

03 Razorlight – „Hostage of Love“ (live bei Rock im Park)
Jetzt ist erstmal Durchatmen angesagt. Am besten mit den Hippies von Razorlight. Deren Sänger knutscht ja gerne mal den Bühnenboden ab und hat inzwischen einen so schlechten Ruf, dass man sich wünscht, Slayer würden mal vor ihm auftreten, um die Bühne mit allerhand Körpersäften anzufeuchten. Whatever. Dieses Stück hier ist die Wohlfühlballade des Sommers – der perfekte Soundtrack zum Lippen wund knutschen – ein Song, einfach zum dahin schmelzen schön. (aus dem Album „Slipway Fires“)

04 The Rifles – „Romeo & Julie“ (live bei Rock im Park)
Wenn euch die Kooks durch Dauerbeschallung schon zum Hals raus hängen, wie Spaghetti-Gerichte: Hier gibt’s Nachschub für die Zeltplatzparty. Einen so schmissigen Britpop-Stampfer habe ich seit „Naive“ nicht mehr gehört. Da stimmt einfach alles. Der Song ist die perfekte Arschbomben-Untermalung für den Sprung in den Badesee und dabei sogar für Tierfreunde geeignet: Hechtsprünge ins kühle Nass sorgen nämlich für den passenden Whirlpool-Effekt bei der (Bade)Entenfraktion. (aus dem Album „The Great Escape“)

05 Arctic Monkeys – „When The Sun Goes Down“ (live beim Highfield)
Kurz vor der Halbzeit noch ein (beinahe) Klassiker zum Versüßen des Festival-Alltags. Wie geschaffen fürs Händchen-Halten beim abendlichen Schlendern übers Festivalgelände. Wenn die Lichter der Gaskocher im Mondschein schimmern, wie Glühwürmchen. Wenn die Dixie-Klos anmuten, wie das letzte Aufbegehren der Menschheit gegen das Leben in einer zivilisierten Welt. Wenn sich am Boden Matsch und Kotze zu einem schleimigen Brei vermengen. Dann, ja dann wird dieser Track mit Sicherheit auf jeder zweiten Zeltplatzparty laufen.

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01 Maximo Park – „Wraithlike“ (live bei Highfield und Taubertal)
Seit Wochen liegt die neue Franz Ferdinand bei euch im Player. Ihr könntet wahrscheinlich sogar den Schlagzeugrhythmus mitsummen, wenn er denn eine Melodie hätte. Jetzt allerdings folgt die Wachablösung. Die Jungs von Maximo Park sind zurück. Das Schönste aber ist: den Song gibt’s umsonst auf http://maximopark.com. Sommer, ich komme. (aus dem Album „Quicken The Heart“)

02 Clueso – „Verlierer“ (live bei Highfield und Taubertal)
Man kann Clueso hassen für seine schmalzigen Songs. Man kann ihm vorwerfen, dass er sich vom begnadeten Reimer immer mehr zum Grönemeyer der Teenie-Fraktion entwickelt. Man kann ihn aber auch mit virtuellen Luftküssen überschütten für einen Song, wie „Verlierer“. Auf seinem anstehenden Livealbum klingt er in den besten Momenten wie ein Update von Rio Reiser. (aus dem Album: „So sehr dabei live“)

03 New Found Glory – “Listen To Your Friends” (live bei Rock im Park)
Du kannst immer noch nicht fassen, dass Blink 182 sich kürzlich reformiert haben. Du springst heute noch zu „All The Small Things“ durch die Disco, wie ein wild gewordener Flummi. Hier gibt’s die passende Zugabe. Ein Refrain, der dir bei Hagel und Sturm einen Sonnenschirm aufspannt. (aus dem Album: „Not Without A Fight“)
04 Scouting For Girls – „Keep On Walking“ (live bei Rock im Park)
Die Killers können einpacken. „I Keep On Walking ´Til The Sun Comes Up“. So lautet der neue Schlachtruf fürs Indie-Herz. Man muss schon ein Nachfahre von Dracula sein, um diesem sonnengefluteten Wohlfühlpop nicht zu verfallen. (aus dem Album „Scouting For Girls“)

05 Rise Against – Historia Calamitatum (live beim Highfield)
Billy Talent-Fans aufgepasst. Hier kommt eure neue Lieblingsband. Die Punkrockrecken von Rise Against blasen euch die Ohrenhöhler aus den Gehörgängen. Ein schweißnasses T-Shirt pro Song solltet ihr schon einplanen, wenn die Jungs aus Chicago ihre Hits aus dem Ärmel schütteln.

Rock im Park findet vom 5. bis 7. Juni 2009 auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg statt. Neben unseren Tipps treten auf: Slipknot, Mando Diao, Marilyn Manson, The Killers, Bloc Party, Placebo, Korn, Jan Delay & Disko No.1, Peter Fox, The Subways uvm.
Die Karten kosten 135 Euro.

Das Taubertal-Festival findet vom 7. bis 9. August 2009 auf der Eiswiese in Rothenburg ob der Tauber statt. Neben unsere Tipps treten auf: Die Toten Hosen, The National, Flogging Molly, The Duke Spirit, The Whip, Smoke Blow, uvm.
Die Karten kosten 82 Euro.

Das Highfield Festival findet vom 21. bis 23. August am Stausee Hohenfelden bei Erfurt statt. Neben unseren Tipps treten auf: Die Toten Hosen, The Wombats, Turbostaat, Baddies, Get Well Soon, Wilco, Panteon Rococo, uvm.
Die Karten kosten 84 Euro.

// alexander nickel-hopfengart