// vogelgezwitscher

Morgens halb 6 in Deutschland. Das Klingeln des Weckers ist noch in weiter Ferne, Sonnenstrahlen scheinen durch das ungeöffnete Fenster. Du schlummerst noch in deinen schönsten Träumen von Zuckerguß und Marzipan, als es langsam beginnt: Oskar, das Amselmännchen hat Gisela, das Amselweibchen, entdeckt. Gut schaut sie aus so grau in grau, denkt er sich und […]

Morgens halb 6 in Deutschland. Das Klingeln des Weckers ist noch in weiter Ferne, Sonnenstrahlen scheinen durch das ungeöffnete Fenster. Du schlummerst noch in deinen schönsten Träumen von Zuckerguß und Marzipan, als es langsam beginnt: Oskar, das Amselmännchen hat Gisela, das Amselweibchen, entdeckt. Gut schaut sie aus so grau in grau, denkt er sich und macht seine ersten Annäherungsversuche. Piep, Zwietscher. Noch schläfst du, aber sobald Gisela, sein schwarzes Federgewandt entdeckt und seine subtile und zarte Stimme hört wird sie hin und weg sein.

Und ja, sie antwortet, und weil es so schön ist antworten auch noch ein Paar mehr. So lieblich Vogelgesang generell ja sein mag, so schön es ist und so sehr sie damit den bevorstehenden Frühling ankündigen, umso wahnsinniger macht es einem um halb 6, wenn die Weckzeit noch mindestens eine Stunde weit entfernt ist oder auch nur 15 oder 5 Minuten denn die sind besonders,
Montagsmorgen lebensnotwendig.
Langsam erwacht man aus seinem morgendlichen Delirium und kann den unangenehmen Krachmacher noch nicht so ganz zuordnen, man versucht sich einfach umzudrehen und den Lärm zu ignorieren. Aber Oskar kommt jetzt erst so richtig in Fahrt als er merkt, dass Gisela nicht ganz von ihm abgeneigt ist. Also zieht man sich das Kissen über den Kopf, aber auch dieser Schalldämpfer hilft nur bedingt, wenn die ganze Verwandtschaft in das früh morgendliche Frühlings-Liebeskonzert miteinstimmt.
So viel Liebe und gute Laune auf leeren Magen zu ignorieren fällt also verdammt schwer, wenn sie so unsubtil und geräuscharm ist. Langsam wächst in einem der Wunsch, den Piepmätzen das über die Ohren gezogene Kopfkissen in den bewohnten Baum zu werfen um das Liebesduett zu unterbrechen. Doch noch ist man viel zu faul dazu, das Bett ist noch zu warm und zu gemütlich und eigentlich will man ihnen ja auch nicht den Sieg gönnen.
Also nochmal umdrehen. Aber wie es so ist, auch der Versuch scheitert. Jetzt wünscht man sich eine Katze die sich der Sache annimmt, und die beiden dazu bringt ihr Liebesspiel auf dem Baum, der am Besten am anderen Ende der Stadt steht, forzusezten oder zumindest nach drüben auf das Fensterbrett, deines Nachbar, den du sowieso nicht leiden kannst zu fliegen um wenigstens dem auf den Geist zu gehen, der es auch verdient hat.
Während man so da liegt und sich die besten „Verscheuchmethoden” einfallen lässt bekommt man nach einer Zeit doch latente Mordgelüste. Eine Waffe. Okay, wenn das hier ein Tierschützer liest bin ich dran, also dann bitte nur eine Betäubungspistole….Schnauze!! Oskar sie steht nicht auf dich oder Gisela nu‘ hab dich nicht so und sag ihm, dass du ihn auch liebst damit endlich Ruhe und Schicht im Schacht ist.
Die Uhr ist gnadelos, die Zeit bis zum eigentlichen Weckerklingeln nimmt stetig ab und die potentielle Schlafzeit somit auch, aber Oskar und Gisela gönnen dir keine Pause.
So viel Verliebtheit am frühen Morgen und das noch unter Umständen als Single, als solcher man eh schon von allen knutschenden Pärchen auf der Straße genervt ist und nun auch noch gleich Morgens daran erinnert wird, dass keiner neben einem im Bett liegt und sogar die Vögel mehr „Liebesaction” haben.
Das ist definitv kein guter Morgen und wer dann nach so einer Arie keinen Schlaf mehr gefunden hat oder dessen Schlafpensum unerreicht blieb, der wundert sich auch nicht mehr über das schleichend auftretende Phänomen der Frühjahrsmüdigkeit.

// von ella