// kippen aus- die nächste runde

Der Kampf um das Rauchen in der Öffentlichkeit ist mal wieder voll entflammt. War ja klar, dass unsere lieben Politiker und die sympatischen Damen und Herren vom Nichtraucherschutzbund die momentanen Zustände so nicht akzeptieren würden. Mittlerweile wird ganz offiziell wieder in vielen Kneipen und Clubs geraucht, und da wo das nicht der Fall ist, fragen […]

_nic5967Der Kampf um das Rauchen in der Öffentlichkeit ist mal wieder voll entflammt. War ja klar, dass unsere lieben Politiker und die sympatischen Damen und Herren vom Nichtraucherschutzbund die momentanen Zustände so nicht akzeptieren würden. Mittlerweile wird ganz offiziell wieder in vielen Kneipen und Clubs geraucht, und da wo das nicht der Fall ist, fragen die Gäste zu später Stunde auch schon mal ganz ungeniert nach einem Aschenbecher (ich war dabei!). Diese Nischen sollen aber, wenn es nach der EU geht, demnächst ganz geschlossen werden. Wiederstand gegen den Vorstoß aus Brüssel kommt momentan nur aus Bayern. Das verwundert nicht wirklich. In dem Bundesland, das zunächst mit dem deutschlandweit schärfsten Gesetz gegen die Qualmerei vorgeprescht ist, herrscht in weiten Teilen das absolute Raucherchaos. Es hat ja nicht lange gedauert, bis nach der Einführung des Rauchverbots in öffentlichen Räumen, Kneipen, Gaststätten ect. die ersten findigen Wirte auf die glorreiche Idee mit den Raucherclubs gekommen sind. Mancher Kneipenbesitzer wurde gar richtig kreativ, um seinen Gästen auch nach dem 1. Januar 2008 den freien Rauch zu gewährleisten. Das ging soweit, dass ein Allgäuer Kneipenwirt seine Lokalität kurzerhand zu einer Theaterbühne erklärte, wo aus Gründen der Kunstfreiheit das Rauchen auch weiterhin erlaubt war, und seine Kunden ganz unverhofft zu Schauspielern wurden. Was die spielen dort? Wahrscheinlich das wahre Leben. Ist aber auch wurscht, hauptsache ist: Mit Kippe.

Irgendwie traurig. Auch wer in Würzburg zum Bierchen gerne eine qualmt muss nicht lange nach einem Raucherclub suchen. Spontan fallen mir ein: Nachtwächter, Reu, Pleicher Hof, der Biertümpel sowieso, und und und. In manchen (Klein-) Städten ist es mittlerweile soweit, dass eigentlich in allen Kneipen und Clubs wieder munter schmokiert wird. Wenn ich zu meinen Eltern ins fränkische Hinterland fahre ist mein Geldbeutel zum Beispiel immer gleich zwei mal so dick wie sonst- nur leider ist da dann kein Geld drinne, sondern gefühlte achtzig Raucherclub- Mitgliedskarten. Da sind dann halt auch alle Nichtraucher Mitglieder in den diversen Clubs, weil sie sonst abends nirgendwo mehr reinkommen. Nicht, dass da jemals eine Kontrolle gewesen wäre, aber muss ja alles seine Ordnung haben.
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Eigentlich ist es doch gar nicht so schlecht, so wie es momentan läuft. Mal von den extremen Fällen abgesehen gibt es doch überall trotzdem mehr als genug Nichtraucherbetriebe, man hat also die Wahl, und das ist es doch, was wir immer wollen. Wieso muss sich da jetzt Europa auch noch einmischen? Ja, natürlich ist es auch für einen Raucher möglich, mal einen Abend lang nur vor der Tür zu rauchen, und keiner, der gerne irgendwo hingehen will macht das davon abhängig, ob man da rauchen darf oder nicht. Den meisten von uns geht es doch eh so: Wir sind eigentlich ganz froh darüber, dass solche Geschichten wie ausversehen beim Weggehen zwei Schachteln zu qualmen nicht mehr so oft passieren bzw. wir es gezielt vermeiden können. Dadurch, dass wir in eine Nichtraucherkneipe gehen. Im Grunde unseres Herzens zweifeln wir doch schon lange daran, ob uns rauchen wirklich cooler macht. Und mit dreißig ist dann eh Schluss. Ja, dreißig…so lange ist dass auch nicht mehr hin. Rauchen macht Falten, ist für die Kondition eher nicht so förderlich, und an Lungenkrebs will doch ernsthaft auch keiner erkranken. Für alle Nichtraucher sind wir einfach nur schwach, und wenn das so weiter geht, werden wir Raucher alle noch völlig in den Wahnsinn getrieben, weil die Nichtraucher nämlich wollen, dass wir uns selber Hassen. Denen sei hier mal eines gesagt: Ihr seid nicht willensstärker, schlauer oder generell besser als wir, ihr hattet nur verdammt viel Glück nicht mit dem Scheiß angefangen zu haben.

Rauchen ist für uns schon lange kein Lebensgefühl mehr, sondern ein Laster. Aber wir arbeiten daran. Und solange, wollen wir einfach nur eines: Wir wollen unsere Ruhe. Ihr braucht uns nicht ständig vollzutexten mit eueren schlauen Sprüchen, und euere bösen Blicke, wenn der Rauch unserer Zigarette doch mal aus versehen in euere Richtung, zieht könnt ihr euch auch sparen. Wir wissen schon, dass ihr die Guten seid. Also Klappe jetzt.
Das können sich ruhig auch mal die Damen und Herren in Regierenden zu Herzen nehmen. Wir möchten nämlich nicht, dass ständig über uns geurteilt wird, als wären wir grenzdebile Selbstmörder auf Raten, die sich am liebsten eine anstecken, wenn gerade möglichst viele Asthmatiker und Kleinkinder um sie herum versammelt sind. Es gibt wohl kaum eine rücksichtsvollere Gesellschaftsschicht wie uns verschämte Raucher. Wir finden es gut, dass an Schulen, in Krankenhäusern und im Büro nicht mehr geraucht wird, und auch immer weniger Jugendliche damit anfangen. Aber wir haben halt den Absprung noch nicht geschafft! Wenn auch nur eine Regierung in Europa so drastisch gegen die Fettsucht vorgehen würde wie gegen die Nikotinsucht- ich denke da an Haxen nur noch in speziellen Fettclubs und böse Blicke beim Verzehr einer Currywurst- würde ein Aufschrei durch die Bevölkerung gehen. Diskriminierung würden alle schreien. Und die Fülligen würden sich direkt an den Pranger gestellt fühlen und Hella von Sinnen und Dirk Bach müssten die ganze deutsche Talkshowlandschaft abackern und dort fröhlich verkünden, dass sie sich pudelwohl fühlten und jederzeit einen Marathon laufen könnten. Sämtliche Fettsteuerbeführworter könnten daraufhin ihre politische Karriere direkt in die Tonne kloppen und wären den Rest ihres Lebens generell nicht mehr salonfähig. Wir dagegen haben nur Helmut Schmidt, und der darf ja komischerweise fast überall rauchen.
Also so kommen wir auf jeden Fall nicht weiter. Nikotin war die Massendroge des letzten Jahrtausends, und mit einem strengen Jugendschutzgesetz, das es ja schon gibt, wird sich das Problem irgendwann ganz von alleine lösen. Bis dahin könnten die Raucher, solange sie Nichtraucher nicht vorsätzlich belästigen,doch einfach in Ruhe gelassen werden. Ihr Nichtraucher habt eure Kneipen, und wir haben unsere. Ab und zu können wir euch ja mal besuchen- dann bleibt die Kippe auch aus. Versprochen.