// ich lief einst eine straß‘ grad aus

Ich lief einst eine Straß‘ grad aus wollt suchen mir ein schönes Haus denn wo ich herkam gab es nichts für arme Leute so wie mich. Ich lebte karg von Wasser und Brot und war deshalb unglaublich froh als schließlich vor mir auf sich tat ein schönes großes buntes Plakat Es warb für Arbeit, gut […]

Ich lief einst eine Straß‘ grad aus
wollt suchen mir ein schönes Haus
denn wo ich herkam gab es nichts
für arme Leute so wie mich.

Ich lebte karg von Wasser und Brot
und war deshalb unglaublich froh
als schließlich vor mir auf sich tat
ein schönes großes buntes Plakat

Es warb für Arbeit, gut bezahlt
In großen Lettern ward gesagt:
Geld, Wohlstand. Größe, Macht
Kriegt der, der böse Sachen macht.

Ich war, meine Freunde, sofort dabei;
ich hörte nicht den stummen Schrei
von meiner Seele, die da sah
was nun mein neues Leben war.

Und Jahre gingen hin ins Land
bis heut im Traume mein Verstand
mich weckte, sagte: Sieh’s dir an!
Sieh uns und unsre Gierde an!

Verkauf dem Bettler ein goldenes Kalb
und hol’s dir woanders mit kalter Gewalt?
Der Mann verhungert; scheißegal
Nach dem Gesetz ist das legal

Es wird erst lästig wenn zum Schluss
die Straße leergefegt sein muss
von all den Opfern die da nicht
so kalt und grausam warn wie ich.

Wir streichen ihre Kohle ein
tun Leichen in die Tüten rein
wir bleichen unsre Wäsche fein
man will ja schließlich sauber sein

doch was passiert wenn irgendwann
der nette Mann von nebenan
erkennt dass er allein das Arschloch ist
das nichts als unsre Scheiße frisst

dann klopft er lieb wir machen auf
und kurz darauf ist er im Haus
er sagt er habe Hunger, Mann
fragt, ob man ihm nicht helfen kann

wir sagen nein geh weg wir checken nicht
dass wir hier nicht alleine sind
wir lassen spürn ihn unsren Hohn
und gehn zurück zu unsrem Thron

ihn kümmerts nicht er sagt bleib da
die Küche find ich dort, nicht wahr?
wir nicken stumm und merken nicht
dass unser Thron nicht essbar ist.

So könnt ihrs haben wenn ihr wollt
In hundert Jahrn dann findets Volk
ne alte Leiche und der rollt
vom Kopf hinab die Kron aus Gold

wenn euer Ziel ein andres ist
Charakter sich an Güte misst
und Frohsinn nicht nur Reichtum heißt
doch Frohsinn euer Leben speist

dann gebt umsonst was ihr nicht braucht
steht auf, und lauft und gebt nicht auf
streckt eure Fäuste in die Luft
umweht von eben jenem Duft

der jedem hier gehört und nicht
allein für teure Gärten riecht.
Beginnen könnten wir gleich hier,
ich werd dabei sein. Was ist mit dir?