// zuckerbeat vol. (1)16 – mystery of the disappearing rabbit

Field Music haben hierzulande leider nie den Sprung auf die große Bühne geschafft. Mit „(Measure)“ dürfte sich daran nur wenig ändern, weil die Band auch diesmal darauf verzichtet, irgendwelche Zugeständnisse ans Formatradio oder den Indie-Club zu machen. Die 20 Tracks wirken wie ein Echo aus vergangenen Tagen und loten alles aus, was nicht niet und […]

field-music1Field Music haben hierzulande leider nie den Sprung auf die große Bühne geschafft. Mit „(Measure)“ dürfte sich daran nur wenig ändern, weil die Band auch diesmal darauf verzichtet, irgendwelche Zugeständnisse ans Formatradio oder den Indie-Club zu machen. Die 20 Tracks wirken wie ein Echo aus vergangenen Tagen und loten alles aus, was nicht niet und nagelfest ist. Die Musik atmet den Geist von Querdenkern und Meistern ihres Fachs, wie Miles Davis, Lou Reed, Brian Eno, der Beatles in ihrer psychedelischen Phase, Fleetwood Mac und Prince. Wie das alles zusammen passt? Keine Ahnung, aber es funktioniert. ´Und es springen sogar ein paar echte Schunkler fürs Autoradio dabei raus, wie das äußerst eingängige „Them That Do Nothing“. Wer sich für das Album Zeit nimmt, der wird viel Spaß damit haben. Für den Erfolg auf der großen Bühne wirkt es bisweilen eine Spur zu zerfahren. Soll heißen: Field Music machen Musik für Liebhaber. Die Scheibe ist in ihrer vollendeten Form bisweilen schwer beeindruckend. Schön, dass es so was noch gibt in Zeiten, wo fast keiner mehr Cds kauft.

florianhorwath_cover_568x564_s1Und Jesus… pardon, Florian Horwath natürlich -der Mann im weißen Umhang- hat auch mal wieder ein neues Album aus der Taufe gehoben. Jeder, der ihn mal live erleben durfte, weiß wovon ich rede. Der Typ spielt nicht, der geht so passioniert zu Werke, dass man das Gefühl bekommt, gleich würde sich der Clubhimmel öffnen, damit er gen Firmament aufsteigen kann. “Speak To Me Now“ strotzt nur so vor Hingabe. Nostalgiker dürften ihm für diesen Sound ein Denkmal erreichten. Auf alle anderen wirkt es zumindest charmant, wie er sich beim gleichnamigen Opener die Seele aus dem Leib säuselt oder sich ständig wiederholende Slaven mit einem tanzbaren Beat und Trompetenklängen in die Gehirne der Hörerschaft hämmern. In jedem Fall besser, als der meiner Meinung nach völlig überbewertete Devendra Banhart. Jesses, ich bin begeistert. „Speak To Me Now“, Flori!

puppetmastaz-the_break_up1Und jetzt kramt mal die Tempos aus der Tasche. Die Puppetmastaz sind Geschichte. Die sympathischen Puppenbrüder machen endgültig Schluss. Zum Abschluss darf noch mal ordentlich gefeiert werden. „The Break Up“ besteht fast ausschließlich aus solo eingespielten Tracks der einzelnen Mitglieder, klingt aber dennoch wie aus einem Guss. Mit sympathischen Sketches und Songs bestückt, die allesamt ziemlich entrückt anmuten und Texten, denen kein blöder Spruch zu respektlos erscheint, mischen die Anarchisten noch ein letztes Mal das Puppentheater auf, um die feiernde Meute mit ihren Punchlines zu rocken. Keine Ahnung, warum diese Puppen nicht längst so groß sind, wie Deichkind. Da stimmt einfach alles. Nur die brachiale Disco-Keule geht den Songs fast vollständig ab. Stattdessen. Versierter Oldschool-HipHop im Grenzgebiet von Gonzales und Insane Clown Posse. Hüftschwungtauglich, als wollten sie Run-D.M.C. zum Duett bitten und respektlos ohne Ende. Genießen wir also ein letztes Mal die große Partysause. Zeit zum Trauern haben wir ja hinterher noch genug.

i-am-klootDie unterbewertetste Band aus Manchester – auch I Am Kloot genannt – veröffentlicht in diesen Tagen ihre erste B-Seiten-Kollektion. Wer I Am Kloot schon mal live erleben durfte, weiß, dass das keinesfalls bedeutet, dass hier nur Songs minderer Qualität an den Hörer gebracht werden. „B“ könnte mit seinen 28 Songs auch als neues Album durchgehen und wirft mindestens Stoff für ein Solo-Album ab, das sich nicht hinter den regulären Releases der Band zurücksteht. „This House Is Haunted“ schlurft so schwermütig daher, dass man meint, Oasis hätten sich plötzlich dazu entschlossen zu wahren Trauerklösen zu transformieren. Zu „Deep Blue See“ wird man sich auf einen gemeinsamen Sommertrip mit der Liebsten dazu entschließen auf einem einsamen Parkplatz das Verdeck des Wagens zu öffnen, sich eine Kippe anstecken und die sternenklare Nacht genießen, während sich die vom Rauch umrahmten Lippen einander annähern. Alle, die diese Band noch nicht kennen, sollten sich unbedingt den kompletten Backkatalog nachbestellen. Es lohnt sich.

raekwon-only_built_4_cuban_linx_1Mit reichlich Verspätung wird bei uns nun auch noch auf den neuesten Wurf von Raekwon hingewiesen. „Only Built 4 Cuban Linx… Pt II“ gehört zweifelsohne zu den besten Rapplatten des letzten Jahres. Der versierte Rapper des Clans wird hier unter anderem soundtechnisch unterstützt von J Dilla und RZA, wodurch die Songs auch beim x-ten Durchlauf noch äußerst spannend aus den Bassboxen der Autoanlage dröhnen. Mit dem halben Wu-Tang-Clan als Gaststar geht die Scheibe beinahe als neues Clan-Album durch, rammt deren letzte Veröffentlichungen aber mal eben mit links von der Fahrbahn. Trotz des epischen Ausmaßes von 24 Songs kommt hier keine Langeweile auf. Diese Scheibe steht völlig zu Recht ganz oben in den Jahrescharts der wichtigsten Magazine. Den Rest macht die Musik. Also Regler rauf und Kopfnicken. Da geht was.

gavin-portlandZiemlich brachiale Töne ringen Gavin Portland hinterher ihren Instrumenten und Stimmbändern ab, wenn sie auf ihrem neuen Album „IV: Hand In Hand With Traitors, Back to Back With Whores“ musikalisch alles in Schutt und Asche legen. Für Fans von den Blood Brothers dürfte es eine wahre Freude sein, wie hier alles gedehnt und gestreckt wird, was nicht niet und nagelfest an. Man kauert auf dem Teppichboden und möchte dem ollen Feger alle Fasern einzeln ausrupfen, um dann wie wild im Zimmer umher zu springen und dem Schlachtfeld vor sich mit Wollknäuel-Sternenstaub die passende Atmosphäre zu verleihen. Dem ungestümen Auftakt folgen hinterher dann noch ein paar echte Knaller, um sich auf der Tanzfläche die Köpfe einzuschlagen. Die Indierock-Anleihen vergangener Tage allerdings hat die Band fast vollkommen in die Wüste geschickt. Schade eigentlich. Etwas weniger Arschtritt zugunsten mehr Atmosphäre wäre auch nicht schlecht gewesen.

little-red1Garagenrock ist derweil auch nicht totzukriegen. Die nächsten, die dem ollen Schrammelsound eine gehörige Portion Pop-Appeal abtrotzen, stammen aus Australien und hören auf den Namen Little Red. Das brave Frontcover passt derweil ganz hervorragend zum Sound der Jungs, die mit Gospel-, Surf- und Doo Wop-Anleihen versuchen, den Hörer von sich zu überzeugen. „Listen To“ kann derweil mit einer ganzen Reihe an Hits aufwarten, die auf den einschlägigen Independent-Radiostationen rauf und runter geträllert werden. Ein insgesamt herrlich zeitloses, wenn auch bisweilen etwas kurzweiliges Werk, das am Ende vor allem eins macht: verdammt viel Spaß. Fans von den Beach Boys, wie auch den Strokes können durchaus mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich.

die-aeronautenDie Aeronauten sagen derweil „Hallo“ zur Leidenschaft. Wirklich schön, dass die Jungs an uns gedacht haben. Wir, die sehnsuchtsvoll an ihren Lippen kleben und auf der Suche nach neuen Klassikern der Marke „Freundin“ und Konsorten unser sinnloses Dasein auf diesem Planeten fristen. Bisweilen wirkt „Hallo Leidenschaft!“ zwar ziemlich aufgeräumt. Fast schon hat man das Gefühl, die Jungs fänden plötzlich Gefallen daran, auch mal ein paar echte Hits zu schreiben. In den Texten schlummert aber immer noch diese hoffnungslose Hingabe und spätestens beim Bläser-Feuerwerk „Hahaha“ steht man plötzlich mit einem bunten Drink auf der Tanzfläche und klemmt sich als Referenz an den Clubnebel eine Zigarre zwischen die Zähne. Fortwährend wird’s dann zunehmend abseitig bis absurd. Mariachi Meets Easy Listening. Am Ende ist „Hallo Leidenschaft!“ dann eben doch wieder ein typisches Aeronauten-Album. Also genießt die Scheibe. Bis zum nächsten Zuckerbeat.