// zuckerbeat vol. (1)24 – was in der zeitung steht

Die Crookers versammeln auf „Tons Of Friends“ alles, was Rang und Namen hat. Soulwax, Kelis, Spank Rock, Will.I.Am. Noch mehr Namen gefällig? Roisin Murphy, Miike Snow und Yelle. Immer noch nicht genug? Packen wir noch Kid Cudi und Major Lazor oben drauf. Verdammt, wo haben die Crookers die Mädels und Jungs nur alle aufgerissen und […]

crookers_tons_of_friendsDie Crookers versammeln auf „Tons Of Friends“ alles, was Rang und Namen hat. Soulwax, Kelis, Spank Rock, Will.I.Am. Noch mehr Namen gefällig? Roisin Murphy, Miike Snow und Yelle. Immer noch nicht genug? Packen wir noch Kid Cudi und Major Lazor oben drauf. Verdammt, wo haben die Crookers die Mädels und Jungs nur alle aufgerissen und wie haben sie es geschafft so ein stimmungsvolles Gesamtbild aus den ganzen Features zu kreieren. Dass sie jeden Club rocken können, wissen wir ja schon, seit sie Kid Cudis „Day´N´Nite“ mit einer gehörigen Portion Wumms ausstatteten und damit monatelang in jeder Disco rauf und runter liefen. Nun wird nachgelegt und es gibt mindestens zehn vergleichbare Kracher, die man sich unbedingt zu Gemüt führen sollte.

fettesFettes Brot haben sich derweil dazu entschieden ihre geballte Live-Energie in zwei neon-bunten Tonträgern zu verstecken. Schön zu sehen, dass die Jungs dabei auch zahlreiche Songs an den Start bringen, die man nicht zwangsläufig erwartet hätte. Ist eben reichlich Platz und so schleichen sich charmante B-Seiten der Marke „Hamburg Calling“, das James Last-Pulverfass „Hörst du mich?“ das garagenrockige „Was in der Zeitung steht“ und die Riofettes2 Reiser Hommage „Ich bin müde“ zwischen die 30 Tracks. Dazu gibt noch neue, derbe Versionen von alten Kalauern, wie „Jein“ und „Nordisch By Nature“ aus der Post-Popstars-Ära der Band. Alte Fans werden sich weiter die Ohren zuhalten und flennen, dass die Jungs sich endgültig vom Rapsport verabschiedet hätten. Die Jungs zelebrieren währenddessen lieber ihr Popstar-Dasein und liefern uns Hits im Minutentakt: „Da draussen“, „Emanuela“, „Schwule Mädchen“, „The Grosser“, „Welthit“, „Bettina, zieh dir bitte etwas an“. Allesamt hier drauf. Allesamt im neuen oder bisweilen zumindest leicht veränderten Rhythmus – die Scheiben lohnen sich also auch für Hörer, die ihren Backkatalog schon komplett im Schrank stehen haben. Ein beeindruckendes Live-Dokument in zwei Parts. Mein persönlicher Favorit ist übrigens „Fettes“ mit einem klitzekleinen Vorsprung vor „Brot“.

schoool2Die School of Zuversicht lehrt uns derweil im Opener ihres neuen Albums, dass man abwegiges der Marke Mouse On Mars durchaus mit charmantem Pop-Appeal kontern kann. Auf „Randnotizen From Idiot Town“ wummern einem dermaßen abstrakte Soundentwürfe um die Ohren, dass man sofort eine Discokugel-Zerschmetterungsorgie starten möchte. Die Scheibe besticht trotz allem durch einen außergewöhnlichen Hit-Appeal, was vor allem daran liegen dürfte, dass die Songs hier in bestem Dillon- bis Die Türen-Stil auf den Hörer abgefeuert werden. Am Ende entsteht daraus ein charmanter Slacker von Album, der sich mit zunehmender Lauflänge sogar traut, die Hängematte rauszuholen.

zeebeeGanz schön dumpfe Beats schleudert einem Zeebee auf ihrem aktuellen Album „Be My Sailor“ um die Ohren. Der gleichnamige Opener klingt wie ein Bewerbungsschreiben für den nächsten 007-Streifen. Shirley Bassey, aber auch Amy Winehouse haben hier Pate gestanden und sorgen führ unterkühlte Stimmung, wenn sich die glasklaren Popperlen der Scheibe in Richtung Wohnzimmersofa ausbreiten, wie Kifferwahn. Man sollte sich warm anziehen, während die Scheibe läuft. Am besten noch mit Kamin vor der Hüfte und Weinglas im Schlepptau. Diese Scheibe schleppt sich so charmant unterkühlt durch französische Chanson- und Popmomente, dass man ihrem Charme schon nach wenigen Minuten erliegt. Zeebee hat ganze Arbeit geleistet. Ein angenehm hochtrabendes Werk.

lou_rhodes_one_good_thing_albumcover_k2Lou Rhodes klingt ein bisschen so, als wollte sie ihre luftig arrangierten Songs mit ihrer schrägen bis herzlichen Stimme ad absurdum führen. Hin und wieder schluchzen ein paar Geigen vorbei. Ab und zu wird bei Nick Drake abgebauscht. Aber im Großen und Ganzen funktioniert „One Good Thing“ trotz der allseits bekannten Zutaten für großen Gefühlseintopf sehr gut. Zu diesen spärlichen Klängen möchte man auf dem Fenstersims Platz nehmen und der Sonne beim Untergehen zusehen, während sich die auf den Straßen die heimlichen Tränen der Menschen mit der verregneten Szenerie vermischen. Ein Album, das Geduld einfordert, das einen hinterher aber fort trägt… an Orte, an denen die Nacht niemals endet.

thomas-dybdahl1Thomas Dybdahl versucht sich derweil daran, allen Fans von Bright Eyes und Whitest Boy Alive süßen Honig ums Maul zu schmieren. Das gleichnamige Album des Norwegers lässt sofort romantische Stimmung aufkommen. Die spärlich instrumentierten Songs klingen, als hätte Jack Johnson plötzlich wieder angefangen zu alter Stärke zurück zu finden (ja, der war tatsächlich mal gut!). Jedenfalls können solche Gitarrenklampfer hier schon mal nicht schaden, während sich draußen so langsam die Kolonien an Regenwolken wohlwollend in Luft auflösen. Der Frühling kommt. Dementsprechend ist Dybdahls Rundumschlag (soll heißen: die Scheibe ist eine Kollektion der besten Stücke seiner bisherigen vier Werke) das perfekte Album, um barfuss über die nächste Wiese zu hüpfen und sich hinterher in die Arme der Liebsten zu hechten.

shy-childShy Child mussten ihren Auftritt im Jugendkulturhaus Cairo in Würzburg ja leider wieder absagen, ihr neuestes Album möchte ich hier trotzdem lobend erwähnen. Elektro-Pop der Marke Hot Chip mit Hitqualitäten findet man derzeit ja wie Sand am Meer in den Blogs. „Liquid Love“ wiederum hat so viel 80s-Atmosphäre eingeatmet, dass man die Stücke direkt nach Chromeo aufs nächste Mixtape spielen möchte. Für den einen reiht sich hier Hit an Hit, andere werden gelangweilt abwinken. Schon nach wenigen Sekunden ist die Richtung vorgegeben, das Neon-Licht angeknipst und die Discokugel gestartet. Der Hörer suhlt sich entweder im zuckersüßen 80s Pop mit Disco-Keule oder verschwindet gelangweilt an der Bar. Hoffen wir, dass die Band ihren Auftritt demnächst nachholt, live dürfte da nämlich ganz schön die Post abgehen.

zilverzurf1Zilverzurf klingen derweil ungefähr so abseitig, wie der Bandname vermuten lässt. Orientalisch melancholische KlickKlacks verharren im Opener scheinbar ziellos in den Fasern der Boombox, bevor der schwedische Gitarrist plötzlich dem Jack Johnson in sich freien Lauf lässt und mit einer gehörigen Portion „From Dusk Til Dawn“-Atmo alle Leichtigkeit über Bord wirft. Chill Out schimpfte man so einen Sound wohl früher einmal. In solch schnelllebigen Zeiten allerdings ringt einem „Howling Dogs And Lost Souls“ mehr als nur ein zärtliches Lächeln ab. Unzeitgemäß ist the new zeitgemäß. Zilverzurf liefern den passenden Sound, um selbst das Saxophon wieder konsensfähig zu machen. Diese Scheibe atmet den Jazzpop. Harmlos. Lieblich. Tut keinem aua, läuft aber trotzdem gut rein. Bis zum nächsten Zuckerbeat.