// zuckerbeat vol. (1)27 – teenage lies

Endlich ist es soweit. Velojet legen nach. Der Vorgänger war schon eine einzige Ansammlung von Indie-Pop-Hymnen. Der Nachfolger macht genau dort weiter. 14 Songs zu denen man unter dem Licht der Discokugel knutschen möchte, während der DJ den Regler auf Anschlag pusht. Keine Ahnung warum die vier Österreicher(innen) hierzulande noch keiner kennt. Das ist verdammt […]

velojetEndlich ist es soweit. Velojet legen nach. Der Vorgänger war schon eine einzige Ansammlung von Indie-Pop-Hymnen. Der Nachfolger macht genau dort weiter. 14 Songs zu denen man unter dem Licht der Discokugel knutschen möchte, während der DJ den Regler auf Anschlag pusht. Keine Ahnung warum die vier Österreicher(innen) hierzulande noch keiner kennt. Das ist verdammt noch mal eine Schande. Dabei klingen ihre Songs doch so unverschämt charmant, als hätten Naked Lunch eine Coverversion von Slut eingespielt. Die aktuelle Single „Pass It Back“ ist einer dieser Songs von dem man sich wünscht, er würde nie zu Ende gehen. Man möchte auf der Stelle das Würzburger akw! wieder aufschließen, einfach nur um diese Hymne abzufeuern. „Heavy Gold And The Great Return Of The Stereo Chorus“ ist eine charmante Platte für all jene, die bei Slut und Naked Lunch das verkopfte Zeug gerne ausklammern. Indie-Pop fürs Herz. Scheiße, jetzt werd ich fast noch romantisch. Einfach hören, feiern und abgehen!

jil-is-luckyUnd sind das jetzt Deichkind oder was? Jil Is Lucky wirken zumindest vom Artwork her, wie die geistigen Brüder der durch geknallten Hamburger Elektro-Exoten. Dann allerdings erklingen die ersten Töne des gleichnamigen Debüts und sofort wird klar: die könnten gar nicht weiter weg sein vom elektrofizierten Wahnsinn, den die Crew von Deich sonst so vom Stapel lässt. Pop- und Folkmelodien im Sinne der Fleet Foxes Simon & Garfunkel erzeugen eine sanfte Wärme, dass man sich am liebsten in einen Berg aus Zuckerwatte stürzen möchte. Der zuckersüße Reigen, bisweilen aufgehübscht mit Bläsern und elektrischen Gitarren erzeugt ein nimmermüdes Suchtverhalten, dem man sich nur zu gerne hingibt. Wer auf zärtliche Harmonien steht, der könnte mit Jil ziemlich lucky werden.

general-fiascoGeneral Fiasco aus Nordirland packen derweil die fette Rock-Keule aus und hämmern sich durch Breitwand-Hymnen, die man in der Indie-Disco demnächst direkt nach den Killers zu hören bekommt. Wie „Buildings“ schichten sie Schicht um Schicht aufeinander, bis ein schlüssiges Gesamtbild entsteht. Ein geerdeter Rocksound, der auch den Mut zum Stadion-Rock-Refrain nicht vermissen lässt. Natürlich hat man all das bereits x-mal in ähnlicher Form vor den Latz geknallt bekommen, das ist aber noch lange kein Grund trotzdem noch mal kollektiv dazu durchzudrehen. Gerade in der ersten Hälfte reiht sich hier ein Hit an den nächsten, womit dir Band durchaus über den Semi-Berühmtheitsstatus von ähnlichen Verdächtigen, wie Pigeon Detectives und Konsorten hinaus wachsen könnte.

the-picturebooksDanach schnell weiter zu The Picturebooks. Deren Album „Artificial Tears“ beginnt mit einer dynamischen Breitseite namens „I Put A Spell On You“ und bemüht sich anschließend darum, dem Rock´n´Roll mit charmanten Hitqualitäten neues Leben einzuhauchen. Freunde von Turbonegro und Konsorten sollten durchaus mal einen Durchlauf riskieren. Zu diesen Songs möchte man sich mit der gepflegten Mähne fachmännisch den eigenen Schweiß ins Gesicht pfeffern, nur um hinterher auf dem Boden des Clubs niederzuknien und allen Anwesenden einen Eindruck von den eigenen Luftgitarren-Fähigkeiten zu vermitteln. Alles in allem ein amtliches Brett an Kaltschnäuzigkeit, dieses Teil. Schmissig und schweißtreibend. Was kann man von einer Rock-Scheibe schon mehr erwarten?

so-so-modernSo So Modern versuchen sich derweil an Disco-Pop mit psychedelischen Rauschwaden. Songs, wie der fulminante Opener „Life In The Undergrowth“ scheinen jeden Moment zu explodieren, nur um den Hörer dann mit kleinen Schlenkern immer weiter an der Nase herum zu führen. Die Dynamik dieser Scheibe ist famos und zwar so sehr, dass es einen fast zu zerreißen droht. „Crude Futures“ ist ein Pulverfass der Emotionen, tanzbar ohne Ende und mit zunehmender Dauer auch noch schräg genug, um allen Indie-Querköpfen, denen die Futureheads damals ihr erstes Album zum Fraß vorwarfen, den Kopf zu verdrehen.

black-francisBlack Francis von den Pixies lässt derweil auf seinem neuen Album den Indierock wieder in zuckersüße Popgefilde abdriften, gerät dabei aber immer wieder in Schräglage ohne das Gleichgewicht zu verlieren. „Nonstoperotik“ bietet genau das, was der Titel suggeriert. Indie-Pop für die Seele. Gehirn-Fick für die Häupter. Hymnen, die dir eine grinsende Fresse ins Gesicht zaubern. Black Francis versteht es zweifelsohne sexy Musik zu schreiben. Man kommt nicht umhin sich zu den Stücken ein verruchtes Etablissement vorzustellen. Eine Szenerie, die Lust verspricht, wie diese Songs, die einfach nur Lust auf mehr machen. Mehr Melodien, mehr Hooklines. Mehr Gitarrenrock.

peasantPeasant erinnern mit ihrem neuen Album schon nach wenigen Sekunden verteufelt an das letzte Werk von Grizzly Bear. Die zehn Songs ihres aktuellen Werks „Shady Retreat“ strampeln durch Lo-Fi-Pop-Gefilde, als ginge es darum, mit minimalen Mitteln ganz großes Gefühlskino zu produzieren. Nach wenigen Minuten schon fühlt man sich als Hörer ergriffen von diesen charmanten Melodien, die sparsam mit ihren Gefühlen umgehen, gerade deshalb aber nur umso fester an den Gehörgängen des Zuhörers kleben bleiben. Ein kleines, rührendes Album, das man der/dem Liebsten direkt neben Grizzly Bear und Animal Collective als kleines Schmankerl zwischendurch aufs nächste Mixtape spielen sollte.

maxi-heckerMaximilian Hecker scheint derweil die Veröffentlichungswut gepackt zu haben. Erst im letzten Jahr erschien „One Day“, der Vorgänger, der dem Künstler den letzten Nerv kostete und ihn beinahe dazu brachte, seine Musikkarriere endgültig ad acta zu legen. Hört man sich das neue Album „I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son“, kann man nur sagen, Gott sei Dank hat er es nicht getan. Auf einmal wirken Stimme und Piano wieder wie eine Einheit, auf einmal entsteht wieder so ein Gefühl, hier den ganz großen Gefühls-Herauskotzerei-Wust um die Ohren gehauen zu bekommen. Auf einmal bahnen sich wieder ganz große Emotionen ihren Weg ins Herz des Hörers. Allein die ersten drei Songs sind so ergreifend, dass man vor dem Piano niederknien möchte, welchem er diese Melodien entlockt. Mit diesem Album wird Hecker entweder zum Superstar oder zum verkannten Genie. Alles liegt offen vor einem. Prasselt mit geballter Wucht auf einen ein. Ich hab Gänsehaut… deshalb Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.