// zuckerbeat vol. (1)47 – pop the glock

Wurde auch Zeit, dass Porno-Popperin Uffie endlich mal ihr erstes Album veröffentlicht. Nahezu jede Single der Trash-Popperin war ein astreiner Smash-Hit für den Tanzboden, der die schönsten Momente von Peaches und Lady Sovereign in astreine Porno-Ästhetik überführte. Nun also versucht sich der feuchte Traum eines Pop-Stars an ihrem ersten Album und alle Vergleiche zu Ke§ha […]

uffieWurde auch Zeit, dass Porno-Popperin Uffie endlich mal ihr erstes Album veröffentlicht. Nahezu jede Single der Trash-Popperin war ein astreiner Smash-Hit für den Tanzboden, der die schönsten Momente von Peaches und Lady Sovereign in astreine Porno-Ästhetik überführte. Nun also versucht sich der feuchte Traum eines Pop-Stars an ihrem ersten Album und alle Vergleiche zu Ke§ha können sofort wieder in die Tonne gekloppt werden. Uffie geht mit „Sex Dreams And Denim Jeans“ keineswegs auf Nummer sicher. Neben den bereits bekannten Singles der letzten Jahre, schlendert sie mit frechen Texten durch vertrackte Elektro-Pop-Kammern, die so subtil eingerichtet wurden, dass sie erst auf den zweiten Blick für Aufregung sorgen. Seltsamerweise fühlt man sich von den verqueren Beats auf Dauer wesentlich mehr umschmeichelt, als von den offensichtlichen Gassenhauern, wie dem rockigen Titel-Track. Die unterkühlte Atmosphäre, die vielen Stücken inne wohnt, dieser Hang zum Unfertigen, wenn mancher Track einfach mal ins Leere läuft oder den Refrain ausspart, erzeugen eine Langlebigkeit, die man Uffies Musik gar nicht zugetraut hätte. Mit Unterstützung von Mr. Oizo, Mirwais, Sebastian und Pharrell Williams ist der Künstlerin ein Album gelungen, das sich niemals anbiedert. „Sex Dreams And Denim Jeans“ ist ein Werk, das einem stattdessen zuzwinkert, dass da noch wesentlich mehr gehen könnte.

robynWem das noch nicht reicht, der kann sich hinterher noch die neue Platte der Elektro-Pop-Koryphäe Robyn reinziehen. Die schwedische Sängerin schreibt Songs, welche der Königin des Pop einfach nicht mehr gelingen wollen. Wer sich die aktuelle Single „Dancing On My Own“ zu Gemüte führt, der weiß: so muss zeitgemäßer Elektro-Pop klingen. Beim ersten Mal läuft das Stück noch einem vorbei, aber mit jedem weiteren Durchlauf entfaltet die Musik von Robyn eben deshalb ihren Charme, weil sie einem den großen Moment der Ekstase fast immer vorenthält. Dazu gesellt sich eine Stil-Vielfalt, die auch vor Reggae-Sounds nicht halt macht. Dass sich auf „Body Talk Pt 1“ letztlich nur acht Songs befinden. Wen juckt das schon? Ist ja schließlich ein Hit nach dem anderen drauf. Reißt der Madonna die Krone vom Kopf. Robyn is here.

herbie-hanock-the-imagine-projectDie lebende Jazz-Pop-Legende Herbie Hancock hat sich derweil entschlossen mit „The Imagine Project“ ein astreines Pop-Album einzuspielen. Natürlich hat sich der Grammy-Gewinner diesbezüglich ordentlich Prominenz ins Studio geholt, um Songs von John Lennon, Peter Gabriel und Bob Dylan noch mal aufs Neue einzutudeln. Mit freundlicher Unterstützung von Seal, P!nk, Jeff Beck, John Legend, James Morrison und Dave Matthews erstrahlen nun olle Gassenhauer der Marke „Imagine“ und „The Times, They Are A´ Changin´“ im neuen Glanz. Anfangs klingt das Ganze zwar noch etwas gewöhnungsbedürftig, mit zunehmender Dauer allerdings, wenn der Blick auf das Original zunehmend von diesen Sounds hier vernebelt wurde, erfreut man sich an den zahlreichen Details und improvisierten Passagen, die hier zwischen die poppigen Parts gestreut wurden.

silverstein-decadeSilverstein dürften hierzulande nicht nur für Aufsehen gesorgt haben, weil sie Billy Talent auf deren letzter Tour begleiteten. Sie bringen es auch seit Jahren fertig zeitgenössischen Emo-Pop zu spielen, ohne dabei im Einheitsbrei zu ersaufen. Inzwischen wollen sie zwar lieber Jimmy Eat World sein, als sich an den vertrackten Songstrukturen aus Anfangstagen abzuarbeiten. Gerade dieses Wechselspiel macht ihr aktuelles Live-Album „Decade (Live At The El Macambo)“ aber so interessant. Da treffen poppige Smash-Hits der Marke Aiden und Konsorten auf blutige Riff-Attacken aus Underoath-Gefilden. Der Hörer wird von einem Gemütszustand in den nächsten gerissen und kann sich leibhaftig vorstellen, wie die Bühne brennt. Wer trotzdem noch mal nachsehen möchte, was auf den Brettern, die die Welt bedeuten, abgeht, bekommt zur Live-Cd noch die passende DVD dazugeliefert. Darauf befinden sich neben zahlreichen Musik-Videos auch mitreißende Aufnahmen von den vier Gigs in Toronto, welche sie anlässlich ihres 10jährigen Jubiläums spielten. Na dann, herzlichen Glückwunsch, Jungs. Auf die nächsten zehn.

oh-napoleonZärtliche Pop-Klänge aus Indie-Pop-Gefilden dringen derweil mit herzlicher Empfehlung von Blickpunkt Pop an unsere Gehörgänge, wenn wir die neue EP von Oh, Napoleon in den Cd-Player werfen. Die Band aus Krefeld hinterließ ja schon bei den zahlreichen, knutschenden Pärchen auf dem diesjährigem Umsonst und Draussen Festival einen bleibenden Eindruck. Die vier Songs auf der gleichnamigen EP klingen, als hätten sich Miles ohne Tobi Kuhn mit Sängerin reformiert und ordentlich ins Taschentuch gewässert. Kurz gesagt: hier geht’s außerordentlich emotional zu. Diese Crew hier könnte mit etwas Glück bald an die Spitzenplätze der Charts hüpfen, sind hier doch genau die Melodien drauf, die man sich an Sommertagen beim verliebten Turteln und gemeinsamen Purzelbaumschlagen auf der Sommerwiese zu Gemüte führen möchte. Wir jedenfalls freuen uns schon derbe aufs Debüt-Album, dass noch in diesem Jahr erscheinen soll.

gangliansGanglians vollbringen derweil das Kunststück Beach Boys Harmonien mit charmantem Psycho-Pop der Marke Grizzly Bear ad absurdum zu führen. Ihr „Monster Head Room“ klingt genauso verstrahlt wie er sich anhört, lullt einen aber schon nach wenigen Minuten mit seinen Zuckerwatte-Melodien ein, als wollte man hier ein musikalisches Schlupfloch ins Schlaraffenland generieren. Zu diesem Sound verwandelt sich die heimische Kuscheldecke in einen fliegenden Teppich Richtung LSD-Wunderland. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Monster nicht beim nächsten Album den Kopf waschen lässt. Es sind nämlich die abseitigen Momente, die in diesem Reigen der Melodien für Langlebigkeit sorgen.

kitsuneUnter dem schicken Banner „Kitsuné X Ponystep“ kann man sich von dem werten Plattendreher Jerry Bouthier die Hits des Labels im Minutentakt um die Ohren hauen lassen. Schon nach wenigen Sekunden ist man angekommen, wenn Roisin Murphy mit ihrer famosen neuen Single „Momma´s Place“ den Takt vorgibt. Es darf anschließend getanzt werden zu poppigen Tunes aus dem Hause Two Door Cinema Club, Lo-Fi-Fnk und Bunny Lake. Dazu gibt’s zahlreiche Dancefloor-Raketen von Munk, Florrie und Rainbow Arabia zu entdecken, die dem Zuhörer Beine machen. Alles in allem ein routinierter, sehr tanzbarer Mix, den sich Fans der Pet Shops Boys bis Hot Chip auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

localUnter dem Banner „Local Customs: Lone Star Lowlands“ erscheint derweil ebenfalls eine Song-Sammlung, die einen schicken Rundumschlag in Sachen Garagen-Rock bereithält. Eingeläutet von der „Lowlands Studio Band“ entpuppt sich das schicke Machwerk als imposantes Sammelsurium skurril-verbluester Momente, die den Hörer in nostalgische Sphären abdriften lassen. Die Songs klingen wirklich genau so, als hätte sie jemand aus einer alten, verstaubten Schatulle gekramt, den Grauschleier weggepustet und sich mit viel Herzblut den schönsten Melodien gewidmet, um sie einer breiten Hörerschaft erneut vor den Latz zu knallen. Wer mal wieder auf musikalische Entdeckungsreise gehen möchte, sollte sich dieses Kuriositätenkabinett auf keinen Fall entgehen lassen. Also viel Spaß beim nostalgieren. Bis zum nächsten Zuckerbeat.