// zuckerbeat vol. (1)55 – hey you / loner

Werte Leserinnen und Leser. Vorhang auf für Tätärä und ihren „Maximo Brass“. Das Artwork der Scheibe (in der ursprünglichen Version) erinnert nicht ganz zufällig an die werten Kollegen von Maximo Park und man kommt nicht drum herum, der Band für ihr 11-teiliges Sammelsurium aus Klassikern, die in Blachblas-Modus überführt wurden, tiefen Respekt auszusprechen. Alles wird […]

taetaeraecovergrossWerte Leserinnen und Leser. Vorhang auf für Tätärä und ihren „Maximo Brass“. Das Artwork der Scheibe (in der ursprünglichen Version) erinnert nicht ganz zufällig an die werten Kollegen von Maximo Park und man kommt nicht drum herum, der Band für ihr 11-teiliges Sammelsurium aus Klassikern, die in Blachblas-Modus überführt wurden, tiefen Respekt auszusprechen. Alles wird hier mitsamt Big Band verwurstet, von Oasis („Wonderwall“) über Nirvana („Smells Like Teen Spirit“) bis hin zu „Tainted Love“ von Soft Cell. Die Stücke sind allesamt so imposant arrangiert, dass einem trotz des fehlenden Gesangs keine Minute langweilig wird. Wenn schon Trittbrettfahrermucke, dann diese. Da geht sogar im Bierzelt die Sonne auf. Diese 15-köpfige Kapelle aus Hamburg ist vielleicht der sympathischste Geheimtipp für den Sommer. Unbedingt mal rein hören.

blackmarket_stvincentdecorBlackmarket gehören derweil zu den Bands, die sich jeder Fan von den Subways und Blood Red Shoes unbedingt mal reinziehen sollte. Wie hier drauf los gepoltert wird und ein Gitarrenfeuerwerk nach dem anderen abgebrannt wird, ist aller Ehren wert. Noch dazu hat die Band (ungerechter Weise) auch auf Album Nummer zwei noch einen gewissen Geheimtipp-Status, was den A-Ha-Effekt bei Neuankömmlingen nur umso weiter nach oben schraubt. Auch wenn es auf dem Nachfolger „St Vincent Decor“ bisweilen etwas gemächlicher zugeht, als auf dem Vorgänger, kann man zu Hitsingles, wie „Hammerhead (Somebody Else)“ und „Tongue Twister Typo“ hemmungslos die Mähne schwingen. Für mich einer der Geheimtipps des Sommers.

rooney_eurekaWer mal wieder eine Runde schunkeln möchte und auf Sommerpop der mitreißenden Sorte steht, sollte sich das aktuelle Album von Rooney ins Regal stellen. Auf „Eureka“ versammelt die Band mal wieder zahlreiche Indie-Pop-Kracher, die auf den Indie-Disco-Tanzflächen der Nation für Partystimmung sorgen dürften… Bemerkenswert daran ist, dass den Jungs scheinbar über die volle Länge die gute Laune nicht verlieren. Die Einflüsse der Beatles sind zwar unüberhörbar, aber diese Ganze 60s –Referenzen sorgen dafür, dass man die Band noch schneller ins Herz schließt. Da verzeiht man den Jungs dann auch einen schmalzigen Schwerenöter der Marke „Into The Blue“, wenn kurz darauf schon wieder zu „The Hunch“ die Lufttrompete ausgepackt werden darf.

stellaStella wiederum sollten sich all jene anhören, die es lieben, wenn elektronische Tracks auf Pop-Melodien treffen. Die bisweilen verspulten Beats und eingestreuten Pianopassagen sorgen dafür, dass man sich erst einmal zurecht finden muss in diesem Sammelsurium an Sounds, wenn man sich dann allerdings erst einmal eingefunden hat, lassen einen die zehn Stücke auf „Fukui“ gar nicht mehr los. Allein der Opener „Accessory After The Fact“ sorgt dafür, dass man sich schon nach wenigen Sekunden in eine elektrifizierte Lounge transformiert sieht. Stella schreiben Musik für Kopfhörer-Partys. Man möchte sich einfach das komplette Soundsystem über den Kopf stülpen und vollends in dieser atmosphärisch-tanzbare Musik versinken.

canadiansWer auf treibenden Indie-Rock mit 90er-Jahre-Einschlag steht, der sollte sich das aktuelle Album der Canadians auf keinen Fall entgehen lassen. Schon beim Opener von „The Fall Of 1960“ werden schöne Erinnerungen an die frühen Tage von Miles und Konsorten wach. Was die fünf Jungs hier mit quietschender Gesangsstimme abliefern, wäre vor 12 Jahren in jeder Indie-Disco abgefeiert worden, als ob es kein Morgen gäbe. Heute sorgt es zumindest dafür, dass all jene, die immer noch in Nostalgie verfallen, wenn sie an den Sound von Electric Club, Seesaw, Pyogenesis und Konsorten zurückdenken, ein unaufhörliches Grinsen übers Gesicht fährt.

medina_welcometomedina_emi_blogMedina wirkt auf den ersten Blick, wie der nächste kalkulierte Chartbreaker einer großen Plattenfirma. Schon mit dem Titelsong von „Welcome To Medina“ macht sie allerdings unmissverständlich klar, dass es ihr fern liegt, den Erwartungen zu entsprechen. Der Track klingt wie eine musikalische Robyn-Phantasie, die durch einen Peaches Track schreitet. Nachfolgend kann Medina dieses hohe Niveau zwar nicht über die volle Länge aufrecht erhalten und verstrickt sich bisweilen im Konsens-Bereich. Trotz allem machen Songs, wie „Addiction“ mit ihren treibenden Disco-Sounds Lust auf Blitzlichtatmosphäre im Wohnzimmer. Mehr davon bitte.

baby-universalBaby Universal versuchen derweil dem Rock´n´Roll noch ein paar neue Facetten abzutrotzen. Das gelingt ihnen bisweilen ganz gut, wenn sie sich ein Beispiel an den großen Brüdern von Kings Of Leon nehmen und gleich im Opener „Heartrightout“ so richtig auf die Kacke hauen. Leider versandet bisweilen mancher Song in unsäglichen Formatradio-Gefilden, was den Gesamteindruck insgesamt etwas schmälert. Wer allerdings an den letzten Alben von Jet seine wahre Freude hatte, sollte sich Songs, wie „Bye Bye Love“ auf keinen Fall entgehen lassen. Die bisweilen eingestreuten Wave-Anleihen der Marke Joy Division sorgen für Abwechslung und entlassen einen mit dem wohligen Gefühl, dass da in Zukunft noch mehr gehen könnte.

iries-revoltesWer auf Party-Pop im Grenzgebiet von Culcha Candela und Mellow Mark steht, der sollte sich Irie Révoltes zu Gemüte führen. Deren neues Album „Mouvement Mondial“ versammelt wieder 17 revolutionär angehauchte Party-Kracher im Grenzgebiet von Reggae, Dancehall und Rapmusik. Gerade, wenn sie zwischenrein mal das Tempo raus nehmen, wie in „Merci“ klingt das bisweilen gelungen, weil man sich dann schon nach wenigen Sekunden aufgefordert sieht, die Hängematte auszupacken. Ansonsten schafft es die Band zwar nicht immer, ihre Live-Energie vollends auf Silberling zu transformieren, macht aber nichts, auf jeder Baggersee-Party werden sie trotzdem auf Dauerrotation laufen. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Genießt die Sonne. Bis zum nächsten Zuckerbeat.