// zuckerbeat vol. (1)57 – smash the system

Wer mal wieder in bester Hot Water Music-Manier ein paar euphorische Rocksongs mitgrölen möchte, sollte sich den Opener des aktuellen Frontier(s)-Albums zu Gemüte führen. „Little Wolves“ hat alles, was der melodieselige Punkrocker braucht, um seine Stimmbänder in Richtung Heiserkeit zu pushen. Jeder Samiam-Anhänger dürfte vor Glück einen Handstand absolvieren und mit den Zehenspitzen im Takt […]

frontiersWer mal wieder in bester Hot Water Music-Manier ein paar euphorische Rocksongs mitgrölen möchte, sollte sich den Opener des aktuellen Frontier(s)-Albums zu Gemüte führen. „Little Wolves“ hat alles, was der melodieselige Punkrocker braucht, um seine Stimmbänder in Richtung Heiserkeit zu pushen. Jeder Samiam-Anhänger dürfte vor Glück einen Handstand absolvieren und mit den Zehenspitzen im Takt wippen, wenn diese Scheibe hier zum ersten Mal an seine Gehörgänge dringt. „There Will Be No Miracles Here“ ist ein echter Geheimtipp für all diejenigen, denen im aktuellen Emo-Punk-Konsens irgendwie das Gefühl abgeht. Das Ganze ist im Endeffekt aber auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass hier Chris Hidgon von den zauberhaften Elliott (Jimmy Eat World-Fans der „Clarity“-Phase sei bei dieser Gelegenheit auch diese Band noch mal ans Herz gelegt. Checkt unbedingt das Album „False Cathedrals“) und Matt Wieder von den Straight Edgern von Mouthpiece gemeinsam auf der Bühne stehen. Meine Sommerplatte des Moments.

teenagersintokyoDie Teenagers In Tokyo sind ja gerade in aller Munde, weil ihre Hitsingle „End It Tonight“ die Blogs im Web genauso flutet, wie die begehrten Sendeplätze auf den einschlägigen Alternativ-Stationen. Nun Erscheint mit „Sacrifice“ das Debütalbum der Band, deren Songs sich im Grenzgebiet von lieb gewonnen Acts, wie Siouxie & The Banshees und Joy Division bewegen, die aber trotzdem genug Hitpotenzial aufweisen, um alle Plagiats-Verdächtigungen sofort in tausend Stücke zu sprengen. Mancher Song wirkt zwar auf den ersten Durchlauf hin etwas glatt gebügelt, die Stücke verlieren aber sonderbarer Weise auch nach zahlreichen, weiteren Durchläufen nicht ihren Glanz. Alles in allem ein gelungenes Art-Pop-New Wave-Werk, wie geschaffen, um die Tanzflächen der örtlichen In-Di(e)skotheken mit schmissigen Melodien zu befeuern.

the-charlatans-c2ab-cooking-vinyl-300x293The Charlatans wollen mit ihrem neuen Album derweil ein Zeichen setzten und zünden im Opener eine Krachrakete, die dann in eine astreine Hitsingle mündet, für die sich auch die Subways nicht schämen müssten. „Who We Touch“ soll die Jungs nach dem Internet-Release des Vorgängers wieder in die Spur zurück bringen und die Band all jenen offenbaren, die sich heute noch unaufhörlich „Schule“ (ja genau, den ollen Party-Streifen) reinziehen und sich fragen, von wem da eigentlich dieser zauberhafte Brit-Pop-Knaller namens „The Only One I Know“ stammt, der da durchs Bild huscht. Auf dem aktuellen Album finden sich nun zehn ergänzende Stücke, die sich ganz hervorragend ins Gesamtwerk der Band eingliedern. Alles von der großen Ballade, bis zur Stadionhymne wird ausgepackt, um Brit-Pop-Nostalgikern den Alltag zu versüßen. Für viele Menschen wird dieses Album ein wichtiger Wegbegleiter werden. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann hinterher auch gleich den Backkatalog nachbestellen. Da lohnt es sich am besten mit dem sagenhaften Debüt „Some Friendly“ anzufangen. Da ist auch „The Only One I Know“ drauf…

wave-pictures-3The Wave Pictures bündeln derweil ihre Stärken und hauen statt einer Langspielplatte lieber eine 6-Song-EP raus. Dafür ist dann allerdings auch jedes Stück ein Knallbonbon für den zeitgenössischen Indie-Popper. Sei es der akustisch angehauchte Opener „Sweetheart“, der sich als Lagerfeuerhymne bei Heiserkeit empfiehlt oder das atemlose Lo-Fi-Schnuckler „I Shall Be A Ditchdigger“, der Adam Green aber mal so was von alt aussehen lässt. Überhaupt festigen The Wave Pictures mit „Sweetheart“ ihr sympathischen Außenseiter-Image und lassen selbst eine Strandpromenaden-Ballade, wie „Blind Drunk“ nie in Jack Johnson-Radiopop-Gewässern verrecken.

chk-chk-chkChk Chk Chk alias !!! möchten uns hinterher weismachen, dass sie die poppige Alternative zum LCD Soundsystem sind. Jedenfalls ist mir lange kein Album mehr untergekommen, das sich so spitzbübisch anschleicht, um dann nach einer gewissen Eingewöhnungsphase den Euphoriepegel ganz weit nach oben zu schrauben. Was die Jungs hier in den Seitenstraßen Berlins an Sounds zusammengepappt haben, erscheint auf den ersten Durchlauf weniger sperrig, als das Material vom Vorgänger. Die Tendenz, sich erstmal locker einzugrooven und das Stück dann langsam, jam-mäßig in Richtung Höhepunkt zu steuern, haben sie aber beibehalten, dabei allerdings den Sound ein Stück weit entschlackt. Live dürfte das wie eine Bombe einschlagen. Auf Platte erfordert „Strange Weather, Isn´t It?“ ein gehöriges Maß an Geduld, belohnt einen dann allerdings mit einer astreinen Euphoriespritze.

rose_Rose Elinor Dougall hat sich derweil nach ihrem Stelldichein bei den wunderhübschen Pipettes auf Solo-Pfade begeben und veröffentlicht nun ein entrücktes Pop-Album namens „Without Why“, das klingt, als hätte jemand Abba die Sinne vernebelt. Die psychedelischen Anleihen gepaart mit Pop-Melodien muten anfangs etwas sperrig an, aber nach einigen Durchläufen schlängeln sich die gut versteckten Melodiebögen in den Vordergrund und sorgen dafür, dass man über Regenbögen tanzt und im Mondschein badet.

pony-runBei Pony Pony Run Run kommt zwangsläufig die Frage auf, wie einem dieser sympathische Ringelereih-Elektro-Pop eigentlich bisher entwischen konnte. „You Need“ ist voll gestopft mit Hits, wie sie die Killers und Bloc Party wohl auch gerne im Programm hätten.  Fast meint man, da wollte jemand 2 Unlimited mit Devo kreuzen. Keine Ahnung, warum das so vorzüglich funktioniert, aber es klappt. Spätestens wenn „Walking On A Line“ deine Boxentürme flutet, schlägst du Salti auf dem Wohnzimmer-Sofa. Wer auf tanzbaren Indie-Pop mit unwiderstehlichen Melodien steht, sollte sich diese Scheibe hier auf keinen Fall entgehen lassen.  Der Rest wird ganz zwangsläufig zumindest mit dem Hit „Hey You“ beglückt, der gerade auf allen Portalen im Web rauf und runter rattert. Macht Spaß, das Teil.

a-traitor-likeA Traitor Like Judas knallen uns zum Abschluss auf „Endtimes“ ihre Version vom Weltuntergang vor den Latz und dürften damit Fans von explosivem Metal-Core-Gebretter in augenblicklichen Headbang-Modus versetzen. Nach einem elektronisch angehauchten Auftakt entfaltet sich ein kompromissloses Gebretter, das immer wieder von mitsingträchtigen Melodien durchzogen ist. Die Scheibe beinhaltet ein dynamisch arrangiertes Sammelsurium an Sounds, die auch Slipknot gut zu Gesicht gestanden hätten. Auch wenn die Band mit ihrer Art von Musik sicher keinen Innovationspreis gewinnen dürfte, hat man in Sachen Metal-Core sicher schon Schlimmeres vernommen. Zu diesen Knallbonbons hier kann man jedenfalls seine Gelenke mal wieder so richtig durchschütteln. Soll heißen: Abwackeln. Bis zum nächsten Zuckerbeat.