// zuckerbeat volume 7

Was geht denn bei den Jungs von Fettes Brot ab? Nachdem sie sich in den letzten Jahren immer wieder von den Rap-Kollegen anhören mussten, dass sie als Rapper nicht mehr wirklich ernst zu nehmen sind, läuten sie ihr neues Album „Strom & Drang (6,7/10) kurzerhand mit einem Helium-beeinflussten Gesangspart ein. Besser kann man seine Fuck […]

zuckerbeat7Was geht denn bei den Jungs von Fettes Brot ab? Nachdem sie sich in den letzten Jahren immer wieder von den Rap-Kollegen anhören mussten, dass sie als Rapper nicht mehr wirklich ernst zu nehmen sind, läuten sie ihr neues Album „Strom & Drang (6,7/10) kurzerhand mit einem Helium-beeinflussten Gesangspart ein. Besser kann man seine Fuck You-Attitüde gegenüber der Szene wohl kaum auf den Punkt bringen. Dazu gibt’s den Dauerbrenner „Bettina“, sowie einige gelungene Popentwürfe der Marke „Das traurigste Mädchen der Stadt“, ein bisschen Weltverbesserungslyrik („Automatikpistole“) und jeder Menge Augenzwinkern beim gesungenem „Der beste Rapper Deutschlands bin offensichtlich ich“. Richtig schlimm ist eigentlich nur die potenzielle nächste Single „Erdbeben“. Die dreht sich ums Arschwackeln, strahlt aber dennoch ein unverschämt hohes Hitpotenzial aus. Womit wir dann mal kurz rüberzappen zu den verehrten, musikalisch etwas gesetzteren Herren von The Presidents Of The United States Of America. Die haben mit „These Are The Good Times People“ (5,9/10) nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder ein neues Album am Start. Mit dem punk-poppigen Kracher „Mixed Up S.O.B.“ geht´s dann auch ordentlich los. Leider verheddert sich die Band mit zunehmender Länge immer weiter in ihrer Stilvielfalt. Trotzdem schwebt über den Songs ein sommerlich beschwingter Vibe, der die Scheibe zum perfekten Soundtrack fürs potenzielle Wasserbomben-Wettspringen im Frühling qualifiziert. Zum Runterkommen kann man sich anschließend mit Sandhy Sondoro in die Hängematte schmeissen. Dessen melancholischer Schmachtfetzen „Why Don´t We“ (6,1/10) lässt Gänseblümchen knutschen, während Sternschnuppen choreographieren. Man verliert zwar gegen Ende ein wenig den Anschluss, weil die Songs alle etwas gleichförmig wirken, aber das hat Jack Johnson ja auch nicht geschadet. Ganz anders verhält es sich mit dem Output von Songwriter Simon Konrad alias Cargo City. Dessen Debütalbum „How To Fake Like You Are Nice And Carin” (7,1/10) versprüht dieses Rumknutsch-Charme, der einen immer bei Counting Crows-Songs überfällt. Da schauen plötzlich Damien Rice und Postal Service um die Ecke und fabrizieren zusammen den potenziellen Soundtracknachfolger für Filme, wie „Garden State“ und „Der letzte Kuss“. Getoppt wird das Ganze lediglich von den Elektrowunderheilern von Bodi Bill. Die lassen dich mit ihren melancholischen Pop-Entwürfen kurzerhand in ein Paralleluniversum aus bunten Regenbögen und Konfetti-Glitzersternen abtauchen. Im Vergleich zum Vorgänger wurde dabei die Stimme etwas weiter in den Vordergrund gemischt, was den Songs mehr Pop-Appeal verleiht. Ob „Next Time“ (8,2/10) allerdings die Langzeitwirkung seines wunderbaren Vorgängers erreicht, kann nur die Zukunft weisen. Auf die ersten Durchgänge jedenfalls klingt es sowohl in seinen poppigen Momenten, als auch in seinen Schräglagen wesentlich extremer, als der Vorläufer. Womit wir dann auch schon fast am Ende wären. Den Rausschmeiser machen diesmal die Jungs von Kaizers Orchestra. Leider bin ich mit den Vorgängern nicht vertraut, aber ich meine, gelesen zu haben, dass die Jungs in Sachen Verschrobenheit und Stilvielfalt einiges zugelegt hätten. Das tut „Maskineri“ (6,1/10) nicht immer gut, sondern führt zwischenzeitlich sogar zu Skip-Bedarf, wenn Songs, wie „Den andre er meg“ mal etwas zu Gefühlsduselig dahin kriechen. Alles in allem ist die Platte aber trotzdem zu empfehlen. Allein schon die wunderbare Single „Enden av November“ dürfte jeden melancholisch veranlagten Menschen kurzerhand zum ausgiebigen Besäufnis in die verrauchte Kneipe gegenüber treiben. Vorausgesetzt natürlich, da darf man überhaupt noch rauchen. Also Gläser hoch und tschö. Bis zum nächsten Zuckerbeat.

// von alexander nickel-hopfengart