// zuckerbeat vol. (1)88 – funk

Fujiya & Miyagi sind nicht etwa das neues Update in Sachen Karate Kid Nostalgiebeschwörung, das Elektro-Duo versteht sich als zeitgenössischer Pop-Act, der sich anschickt, großen Melodien in einen Club-Kontext zu überführen. Ihr neues Album mit dem unaussprechlichen Namen „Ventriloquizzing“ klingt, als wollten sie atmosphärischen Pop der Marke Air mit einem Paar Tanzschuhen ausstatten. Dieses Album […]

fujiFujiya & Miyagi sind nicht etwa das neues Update in Sachen Karate Kid Nostalgiebeschwörung, das Elektro-Duo versteht sich als zeitgenössischer Pop-Act, der sich anschickt, großen Melodien in einen Club-Kontext zu überführen. Ihr neues Album mit dem unaussprechlichen Namen „Ventriloquizzing“ klingt, als wollten sie atmosphärischen Pop der Marke Air mit einem Paar Tanzschuhen ausstatten. Dieses Album hier hypnotisiert dich mit poppigen Passagen. Alles fliest und als Zuhörer möchte man einfach die Augen schließen und sich ganz tief in der Musik verlieren. Das vierte Album des Duos sonnt sich im Antlitz des Neonlichts, vergisst dabei aber das Tagträumen nicht. Wer auf subtile Elektro-Entwürfe der Marke Junior Boys und Hot Chip steht, sollte unbedingt mal reinhören.

bloodyThe Bloody Beetroots sind derweil die angesagtesten Remixer für zeitgenössischen Elektro-Pop. Auf ihrer Scheibe „Best Of… Remixes“ versammeln sie die Creme de la creme ihres bisherigen Schaffens und lassen The Whip, Etienne De Crecy, die Chemical Brothers und Robyn in einem neuen Licht erstrahlen. Musikalisch zielen die Jungs voll auf die zwölf und werden damit alle Fans von Justice bis Boys Noize in Glückseligkeit versinken lassen. Wer mal wieder einen tanzbaren Rundumschlag vor den Latz geknallt bekommen möchte, sollte sich dieses schweißtreibende Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen.

cut-copyCut Copy haben zuletzt eines der schönsten Werke im Grenzgebiet von Indie, Elektro und New Wave veröffentlicht. Ihr aktuelles Album schickt sich an, die experimentellen Momente in den Vordergrund zu stellen, ohne dabei allerdings an poppigen Arrangements zu sparen. „Zonoscope“ ist ein Stroboskop-Popper, der auf die ganz große Bühne schielt. Fans von Depeche Mode bis Hurts sollten unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Spätestens beim dritten Rundgang geleitet dich dieser 11-teilige Musiktrip durch das Dickicht des Neonlichts.

earl-greyhoundEarl Greyhound machen sich derweil daran, den Kollegen von Wolfmother den Rang abzulaufen. Wer es gerne ein bißchen vertrackter mag, aber auf eine gewisse (G)riffigkeit nicht verzichten möchte, sollte sich „Soft Targets“ unbedingt zu Gemüte führen. Da wird aus jeder Pore noch ein kleines bisschen mehr Schweiß gepresst. So bettet man das köstliche Erbe von Led Zep und Konsorten in ein zeitgemäßes Korsett. Soll heißen: Die rocken, die Drei. Und mehr gibt’s dann auch nicht zu sagen. Regler rauf und Hemd durchtränken.

new_politics_3New Politics werden in der Zwischenzeit alle zufrieden stellen, die sich schon immer mal gefragt haben, wie das wohl wäre, wenn Sum 41 und die H-Blockx fusionieren und wie wild im Kreis herumspringen. Bei diesem Album gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder man findet diese Scheibe endpeinlich, oder man reißt auf der Stelle das Maul auf, um lauthals mitzubrüllen. Zu Gute halten muss man der Band dabei, dass sie eine gehörige Portion Enthusiasmus an den Tag legen. Die Mitspringfraktion mit Faible für Pop-Rock aus den 90ern sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

zicoAls „Alternative aus dem Altmühltal“ generieren die Jungspunde von Zico einen Grenzgänger zwischen den Polen Mellow Mark und Culcha Candela. An den glatten Sound von „Zufällig genau so“ muss man sich erstmal gewöhnen, hat man sich aber erstmal mit dem „Rastamann“ eingegroovt, kann einem so manche, ausbaufähige Textpassage dann auch wieder egal sein. Mit diesem Album wird das bayrische Trio sicher nicht das Rad der Musik neu erfinden, sie sorgen aber zumindest dafür, dass man sich mitten im Winter eine Hängematte vor den Kamin hängen möchte. Alles in allem: wesentlich entspannter, als erwartet.

harrys-gymDas neue Album von Harrys Gym legt beat-mäßig los, als wollten die vier Mitglieder dem Sound von Dr. Dre huldigen, schlittert dann aber sofort ab in die Spukhaus-Indie Abteilung der Marke jj, die ja auch erst kürzlich ein Mixtape heraus brachten, auf dem sie „Still D.R.E.“ verwursteten. Fans von Air bis The Knife sollten durchaus mal eine Rundfahrt genießen, „What Was Ours Can´t Be Yours“ schafft es nämlich in kürzester Zeit, den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Die psychedelisch-elektronischen Songs sind wie geschaffen, um den Schneebergen draußen vor dem Fenster beim Schmelzen zuzusehen.

tahiti-80Tahiti 80 gibt es schon seit 15 Jahren und trotzdem haben sie leider nie den Sprung auf die richtig große Bühne geschafft. Die französischen Indie-Popper werfen sich nun ein für ihre Verhältnisse ziemlich radikales Sound-Kleid über, trotzdem sollte klar sein, dass sie sich dabei immer wieder in herzallerliebste poppige Gefilde verirren. Wer auf nachhaltige und langlebige Popmusik mit reichlich Details für die übergestülpten Headphones steht, sollte sich „The Past, The Present & The Possible“ auf keinen Fall entgehen lassen. Ein Album voller Überraschungen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.