// zuckerbeat vol. (1)94 – what a glory morning story

Ich muss ja zugeben, dass ich bezüglich des ersten Albums von Beady Eye rein gar keine Erwartungen hatte. Die neue Band von Liam aus dem Hause Oasis würde sicher ein Reinfall werden – ich erwartete ein Werk voller halbwegs hörbarer Songs, die wohlwollend auf der einen oder anderen Oasis-Single als B-Seite Platz gefunden hätten. Doch […]

beady_eye_-_different_gear_still_speeding_online1Ich muss ja zugeben, dass ich bezüglich des ersten Albums von Beady Eye rein gar keine Erwartungen hatte. Die neue Band von Liam aus dem Hause Oasis würde sicher ein Reinfall werden – ich erwartete ein Werk voller halbwegs hörbarer Songs, die wohlwollend auf der einen oder anderen Oasis-Single als B-Seite Platz gefunden hätten. Doch verdammt noch mal, was ist das denn? Neulich lief die Single „The Roller“ im Radio und auf einmal ist da wieder dieses Gefühl, als wäre der Zeiger der Uhr noch mal auf Mitte der 90er zurückgedreht worden und das charmante Genre called BritPop gerade von Oasis und Blur in höchste Höhen gehievt worden. „Different Gear, Still Standing“ beginnt im direkten Vergleich mit „The Roller“ ziemlich unaufgeregt, wickelt seine Hörerschaft dann aber Schritt für Schritt um den Finger. Man lässt der Band sogar Songtitel wie „Beatles & Stones“ und „The Beat Goes On“ durchgehen, wenn sich dahinter solch gelungene BritPop-Schunkler verstecken. Alles in allem schaffen es Beady Eye damit zwar nicht, an die Hochphase von Oasis Mitte der 90er anzuknüpfen, ein charmantes Nostalgie-Gefühl generieren sie aber dennoch.

alexwinstonUnd wenn Alex Winston so weitermacht, dann wird die 21jährige Detroiterin bald der werten Kollegin aus dem Hause Goulding den Rang in Sachen Disco-Pop ablaufen. Ihre Debüt-EP „Sister Wife“ legt jedenfalls ziemlich frech los, sorgt mit einer verrauschten Attitüde für Verwirrung, nur um dann beim gleichnamigen Titel-Track in poppige Gefilde vorzustoßen. Mit ihrer prägnanten Stimme, die ganz unverschämt an Joanna Newsom erinnert, werden ihr die Luftküsse ganz von allein zufliegen. Ob sie allerdings auf Albumlänge über die hohe Latte drüber zu hüpfen vermag, die sie mit diesen sechs Songs gelegt hat, bleibt abzuwarten.

wye-oakWer es gerne romantisch verstrahlt mag, der könnte bei Wye Oak an der richtigen Adresse sein. Das neue Album „Civilian“ klingt, als hätten sich Belle & Sebastian dazu entschlossen, mit Radiohead zu fusionieren und das neue Album von Sigur Ros einzuspielen. Dass bei so viel Namedropping noch Platz für Gefühle bleibt, ist durchaus bemerkenswert, genauso wie das schicke Artwork, das schöne Erinnerungen an den Erstling von Vampire Weekend wachruft. Wer sich gerne ein bisschen einlullen lässt, der sollte mal einen Durchlauf riskieren. Wye Oak sind nämlich ziemlich gewieft, sie hüllen dein Herz in einen Schleier aus Nebel, um es dir dann hinterrücks rauszureißen.

buffalo-tom-skins-album-artBuffalo Tom wiederum gehören zu meinen liebsten Bands, seit damals der Song „Late At Night“ im Rahmen der „Coming Of Age“-Serie „Willkommen im Leben“ die Mattscheibe flutete. Nun hat das Trio sein inzwischen achtes Studioalbum veröffentlicht und dringt dabei auch mal in experimentelle Gefilde vor. Schon der Opener generiert seinen melancholischen Alternative-Rock-Strophen einen imposanten Überbau aus fast schon Post-Rockschen Momenten. Soll heißen, die Jungs geben sich nicht etwa damit zufrieden, ein paar schöne Beiträge für die nächste Folge der „Alternative Moments“ raus zu hauen, sondern wollen es auch in musikalischer Hinsicht noch mal wissen. Mit „She´s Not Your Thing“ und zahlreichen weiteren Knallern sind natürlich trotzdem ein paar echte Herzschmerz-Balladen dabei. Alles in allem ein gelungener Mix für die Lemonheads-Fraktion.

thelma_and_clyde-white_lineThelma & Clyde erinnern derweil nicht nur covertechnisch an die werten Kollegen aus Gangster-Kreisen, ihre Musik würde auch ganz vorzüglich zur Untermalung eines Remakes des gefeierten Streifens passen. Die Musik klingt im ersten Moment erstmal ziemlich verstrahlt. So, als wären Portishead mit Fever Ray ins Studio gegangen und hätten mal geschaut, was da so dabei raus springt. Fortwährend wird das Album „White Line“ dann allerdings zum Experimentierkasten und arbeitet sich am Erbe Brian Enos ab, ohne dass es abgekupfert anmuten würde. Highlight der Scheibe ist sicherlich das atmosphärische „Lockstitch“, das sich mit seinem betörend-stampfenden Beat zu einem atmeberaubenden Hit aufschwingt, den man einfach immer lauter drehen möchte.

bosseAxel Bosse ist nach seinem Debüt ein wenig in der Versenkung verreckt und hat mit seinem Zweitling leider das hohe Niveau des Erstlings nicht halten können. Das klang alles ein wenig zu entspannt für Bosses Verhältnisse, was er da aus dem Ärmel schüttelte. Im „Wartesaal“ hat er nun neuen Mut gefasst und schafft es tatsächlich, noch mal auf sich aufmerksam zu machen. Der Opener des dritten Albums klingt dann auch gleich, als würden Klez.e einen Song von Coldplay covern. Gefährlich nah dran am Deutschrock ist das, was der Musiker da fabriziert, macht aber nichts, weil Bosse die Klischee-Keule gleich wieder einpackt und seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Stattdessen findet der geneigte Indie-Popper zehn Perlen vor, die allen Fans von Tele sofort den Kopf verdrehen werden. „Mein Kopf ist in der Umlaufbahn und wandert“, heißt es in „Weit weg“ und er hat recht: dieser Sound hat wirklich etwas Schwereloses. Mit diesem Werk scheint sogar ein Abstecher in die Charts nicht ausgeschlossen.

ludwig-vanLudwig Van wird derweil all jenen große Freude bereiten, die zuletzt die Alben von den Wombats oder den Neon Trees gefeiert haben. Das ist Wohlfühl-Pop mit Indie-Einschlag, der sich ganz vorzüglich dazu eignet, den Frühling einzuleiten und mit Gänseblümchen um sich zu schmeißen. Allein schon der Opener „Carot“ umschmeichelt so liebevoll deine Hüften, dass du dich sofort ins Blitzlichtgewitter des Clubs begeben möchtest. Ludwig Van aus Flensburg sind eine dieser Band, die einen selbst dann noch eine Sonne aufs Brillenglas zaubern, wenn gerade ein Wolkenbruch vom Himmel platscht. Tanzbar, frech und liebenswert. Ein gefundenes Fressen für alle, denen die Killers inzwischen zu sehr in Richtung Stadion-Rock schielen.

abby_ep_cover-300x300Und wer mal wieder ein Album mit kuscheligem Indie-Pop um die Ohren gehauen bekommen möchte, dabei aber auch nicht auf ein paar tanzbare Momente verzichten will, der sollte sich mal die kleine, aber feine EP aus dem Hause Abby zu Gemüte führen. Die fünf Songs klingen, als wären sie im Grenzgebiet von Phoenix und den Lemonheads entstanden. Da will man auf der Stelle die Regler nach oben drehen und sich zum schwelgerischen Titeltrack in einen Berg aus Kuscheltieren stürzen. Bleibt zu hoffen, dass sie das hohe Niveau auch auf Albumlänge halten können. Womit wir dann auch schon wieder durch sind für heute. Lasst es euch gut gehen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.