// zuckerbeat vol. (1)95 – a parts for b actors

MissinCat könnte man auf den ersten Blick doch glatt mit der werten Kollegin aus dem Hause Kate Nash verwechseln, auf ihrem Album trällern Banjos, Cellos und Posaunen so lange um die Wette, dass man sich ein Lächeln nur schwer verkeifen kann. Das ist einfach herzallerliebst, was die Wahlberlinerin hier abliefert. Da möchte man sich am […]

missincat2MissinCat könnte man auf den ersten Blick doch glatt mit der werten Kollegin aus dem Hause Kate Nash verwechseln, auf ihrem Album trällern Banjos, Cellos und Posaunen so lange um die Wette, dass man sich ein Lächeln nur schwer verkeifen kann. Das ist einfach herzallerliebst, was die Wahlberlinerin hier abliefert. Da möchte man sich am liebsten einen Kranz mit Gänseblümchen überstülpen, um sich freudestrahlend der Welt da draußen um den Hals zu werfen. Das Album ist einfach „WOW“. Es klingt so locker flockig, dass die Fußspitzen ganz von selbst auf Mitwipp-Modus schalten. Wer auf luftig arrangierten Sommerpop steht, sollte seine Spürnase mal auf Modus MissinCat programmieren. Es könnte sich lohnen.

rival-schoolsUnd wie lange haben wir darauf bitte warten müssen?! Die Rival Schools sind zurück. Als wäre das letzte Album gerade mal einen Wimpernschlag entfernt, machen sie mit „Pedals“ genau dort weiter, wo sie mit dem grandiosen Erstling aufgehört haben. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Hitdichte zwar ein bisschen nach oben geschraubt wurde und auf sperrige Momente über weite Strecken verzichtet wurde, das allerdings macht nichts, weil das Gefühl trotzdem beim Hörer ankommt. Es ist eben doch noch möglich emotionale Musik zu schreiben, ohne in die Klischeefalle zu treten. Dieses Album ist der Beweis dafür, dass man mit guten Geschichten und einer gehörigen Portion Gefühl immer noch eine tolle Scheibe veröffentlichen kann, die es vermag, die Herzen all jener zu brechen, die früher die Get Up Kids verehrten. Im Grunde genommen ist „Pedals“ nämlich (für alle, die Rival Schools bisher nicht kannten) das offizielle Update zum Get Up Kids-Klassiker „Something To Write Home About“. Oder kurz gesagt: ein echter Herzensbrecher. Hoffen wir, dass die Jungs nun weiter die Pedale durchtreten und wir auf das dritte Album nicht mehr so lange warten müssen wie auf dieses Werk.

ira-atari_shift_cover1200x1200px-300x300Ira Atari hat sicher schon einigen von euch den Schweiß aus den Poren gepresst. Wurde auch langsam Zeit, dass die charmante Elektro-Popperin aus dem Hause „Audiolith“ ihr erstes Album aus dem Ärmel schüttelt. „Shift“ wird alle Fans von Lady Sovereign bis Uffie mit seinem elektronischen Charme becircen. Mit einem Track wie „Back To Zero“ bringt sie es fertig, einen Drahtseilakt zwischen Robyn und Ke$ha zu vollführen, ohne dabei abzustürzen. Darüber hinaus ist die Scheibe mit vielen, atmosphärischen Elektro-Klängen versehen, so dass man sich mit zunehmender Lauflänge immer weiter eingroovt. Es kommt nur selten vor, dass ein Elektro-Pop-Album über die volle Distanz spannend bleibt. Diese Scheibe hier ist eine gelungene Ausnahme, weil sich die Hooklines der Songs niemals zu penetrant in den Vordergrund drängen. Soll heißen: das Gesamtbild ist stimmig. Ira Atari verpackt Clubatmosphäre in Geschenk-Pop-ier. Und wir zappeln im Takt.

bodibillBodi Bill haben auf ihrem zweiten Album leider nicht das hohe Niveau des fulminanten Debüts halten können. Nun legen sie ihr Drittes vor und jetzt ist auch dieses Gefühl wieder da, hier die perfekte Melange aus elektronischen Flackern und atmosphärischem Liedermacher-Pop in konservierter Form genießen zu dürfen. „What?“ wirft viele Fragen auf, über Gemeinsamkeiten und wie sie sich verändern. Über das sich Verlieren und Wiederfinden. Der Song „Brand New Carpet“ ist ein musikalischer Drahtseilakt zwischen den Stilen, der in 99 von 100 Fällen schief gehen muss. Bodi Bill gelingt das Kunststück, den elektronischen Aspekt der Musik so harmonisch mit den Pop-Momenten der Musik zu vereinen, dass man am Ende nur noch die Augen schließen möchte, um ringelreih zu tanzen.

the-view-bread-and-circuse-530893Wer mal wieder eine Runde klassischen Indie-Pop um die Ohren gehauen bekommen möchte, der sollte sich den dritten Streich aus dem Hause The View in den Cd-Spieler knallen. „Bread & Circuses“ legt einen Auftakt hin, als hätte es The Kooks und Konsorten nie gegeben. Der Opener „Grace“ pumpt so dermaßen euphorisch drauf los, dass der Rest des Albums dieses Niveau natürlich nicht über die volle Länge zu halten vermag. Hin und wieder werden trotzdem schon Erinnerungen an Blondie und Konsorten wach. Wer auf tanzbaren Indie-Rock steht, sollte sich die Scheibe auf keinen Fall entgehen lassen.

diddy-dirty-money-last-train-to-paris-album-coverVon Diddy kann man derweil halten, was man will. Er schafft es doch immer wieder auf seinen Alben eine illustre Riege an angesagten Rappern zusammen zu trommeln, die dann für kurzweilige Momente in Sachen Zeitgeist sorgen. Die verstrahlten Beats des Intros geben die Richtung vor, hier ist jemand nicht unbedingt bereit, sich auf alten Lorbeeren auszuruhen. Stattdessen frönt Diddy als Diddy Dirty Money zusammen mit seinen beiden Sängerinnen Dawn Richard und Kalenna Harper dem Größenwahn und geht mit offenen Armen auf seine Hörerschaft zu. Usher, Chris Brown, Lil Wayne, Justin Timberlake, Swiss Beatz und Rick Ross sind mit an Bord, um eine hohe Platzierung in den Charts zu garantieren, Bemerkenswert allerdings ist, dass Diddy auch die werte Grace Jones dazu animieren konnte, sich auf dem Track „Yeah Yeah You Would“ ein Stelldichein zu geben. Am Ende bekommt man einen zeitgemäßen Rap-Pop-Rundumschlag geliefert, hätte sich aber hin und wieder auch etwas mehr Mut zu experimentellen Exzessen gewünscht. Vielleicht hebt er sich die aber auch für sein nächstes Solo-Album auf.

tot_hurricane_kstTrouble Over Tokyo bemühen sich derweil darum, auf ihr hit-lastiges, aber am Ende doch recht kurzweiliges Debüt, ein Album folgen zu lassen, dass auch in Sachen Langlebigkeit zu punkten vermag. „The Hurricane“ beginnt im Gegensatz zum Albumtitel erstmal ganz gediegen, bevor einen allerdings das Gefühl beschleichen könnte, versehentlich die neue Kuschelrock eingelegt zu haben, darf dann wieder losgerockt werden. Trouble Over Tokyo haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben sich dafür entschieden, ihre Ecken und Kanten nicht abzuschleifen, umam Ende ein fast schon erwachsenes Werk aus dem Ärmel zu schütteln. Fans von üppig ausgestattetem Indie-Pop, sollten unbedingt mal reinhören.

new-york-dollsDie altehrwürdigen New York Dolls wollen es derweil noch einmal wissen und veröffentlichen in diesem Jahr ihr fünftes Album, das erstmal schön unaufgeregt loslegt. Klingt ziemlich zurückgelehnt, was sie da anfangs auf „Dancing Backwards In High Heels“ fabrizieren. So als hätten sich die Ramones mit der Glam-Rock-Fraktion verbrüdert und einfach mal geschaut, was so dabei heraus kommt. Nach ihrer Reunion 2004 scheinen sie damit auf den besten Weg zu sein, sich wieder in die Herzen der Fans zu spielen. Noch dazu liegt dem Album eine Bonus-DVD bei, welche neben einem Making Of noch einen jüngeren Auftritt der Band in Newcastle beinhaltet. Also viel Spaß beim Abfeiern, wir lesen uns wieder beim nächsten Zuckerbeat.