// zuckerbeat vol. (2)11 – eis am stiel

Chuckamuck meine Damen und Herren, sind wohl die sympathischste Underage-Band, welche die Popmusik in den letzten paar Jahren aus dem Ärmel geschüttelt hat. Die Jungs machen Rock´n´Roll der Marke „Eis am Stiel“ und schrauben damit die Euphorischraube ähnlich weit nach oben, wie die Kollegen von den Black Lips. Chuckamuck allerdings singen über weite Strecken auf […]

chuckamuckChuckamuck meine Damen und Herren, sind wohl die sympathischste Underage-Band, welche die Popmusik in den letzten paar Jahren aus dem Ärmel geschüttelt hat. Die Jungs machen Rock´n´Roll der Marke „Eis am Stiel“ und schrauben damit die Euphorischraube ähnlich weit nach oben, wie die Kollegen von den Black Lips. Chuckamuck allerdings singen über weite Strecken auf deutsch, was auch nicht besonders verwundert, wenn man bedenkt, dass sie aus Berlin stammen. Der sympathischste Song des Albums ist demnach auch derjenige, in dem sie sich selbst allen Mädels auf der ganzen Welt vorstellen. „Mädchen aus Malmö und Mädchen aus Wien – Wir sind Chuckamuck und wir kommen aus Berlin“. Das ist frech und witzig zugleich, das lässt die Herzen aller Superpunk-Fans höher schlagen. Auf eine Band wie Chuckamuck hier haben wir schon so lange gewartet, diese Lässigkeit, die die Jungs ausstrahlen, gepaart mit einer gehörigen Portion Übermut, welcher jedes hitzige Schrammelriff mit einer gewitzten Melodie kontert, all das macht „Wild For Adventure!“ für mich zum bisher besten Debütalbum des Jahres. Bitte ewig so weiterrocken.

tennis-album-coverTennis werden derzeit ja als heißester Scheiß in Sachen „verstrahlter Indie-Pop“ durch die internationalen Musikblogs gereicht, ihr neues Album hat das im Gegensatz zu vielen Anderen aber auch verdient, die Scheibe macht nämlich nicht nur covertechnisch eine gute Figur, sie strotzt auch nur so vor verträumten Melodien, die allesamt durch einen Weichzeichnungsfilter gejagt wurden. Wer sich gerne vom Sound der Pains Of Being Pure At Heart berauschen lässt, sollte sich die Platte dieses Pop-Duos unbedingt mal zu Gemüte führen. Klingt ein bisschen so, als hätte jemand eine Show der Pipettes eingenebelt. Soll heißen: „Tennis“ ist verschrobener Sommerpop für die verplanten Momente des Lebens.

ezraEzra Furman & The Harpoons könnten sich schon in Kürze in die Herzen der Indie-Disco-Gänger spielen. Mit ihrem aktuellen Album „Mysterious Power“ schaffen sie es nämlich auf dem schmalen Drahtseil zwischen melancholischer Andacht und schmissigen Hymnen zu tänzeln. Dass sie dabei nicht abstürzen, dafür sorgt die elegante Stimme des Frontmanns, die ganz unverschämt an die von Friska Viljor erinnert. Wer also in lauen Sommernächten gerne mal mit Spoon und Delta Spirit auf den Kopfhörern durch die Nacht spaziert, der sollte sich dieses famose Indie-Pop-Werk auf jeden Fall nach Hause holen.

williamWilliam The Contractor schlägt da in eine ähnliche Kerbe. Sein neues Album „Tall Stories“ klingt, als wollte er einige Melodien von The Arcade Fire in einen Liedermacher-Kontext übersetzen und anschließend aufs Wesentliche reduzieren. Lediglich mit Bass Drum und Akustikgitarre ausgestattet, knallt er seiner Hörerschaft ein schmissiges Soloalbum vor den Latz, das scheinbar mit links einen Drahtseilakt zwischen Euphorie und Melancholie meistert. Bei „Lady And A Snake“ werden zum Beispiel schöne Erinnerungen an Nick Cave wach, beim Opener hat sein Job als Schlagzeuger von Friska Viljor sichtlich Spuren hinterlassen. Wer sich also mal wieder ein äußerst vielseitiges Songwriter-Werk zu Gemüte führen möchte und ein gewisses Faible für mörderische Themen mitbringt, sollte unbedingt mal reinhören.

LP_final_Cover_FINALDer Band Ra Ra Riot war bisher leider der große Durchbruch noch nicht vergönnt. Mit „The Orchard“ könnte sich das nun ändern, genauso stellt man sich nämlich den perfekten Zwitter aus Indie-Pop a la Phoenix mit Surf-Pop der Marke Beach Boys vor. Ra Ra Riot haben im Gegensatz zu ihrem euphorischem Bandnamen ein ziemlich zurückgelehntes Werk aufgenommen. Die Scheibe lullt einen ein mit Streichern, wurde aber gleichsam so luftig arrangiert, dass die Songs dadurch nicht überladen klingen. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es wohl klingen würde, wenn Coldplay nach ihrem ersten Album ein wenig ambitionierter zu Werke gegangen wären, sollte mal reinhören. Die Spoon-Fraktion stapft derweil zur tanzbaren Single „Boy“ im Takt. Ein echter Geheimtipp, diese Jungs. Also schnell zugreifen, bevor es sich herumspricht.

heatherUm Heather Nova ist es in letzter Zeit ziemlich ruhig geworden. Drei Jahre ist es her, seit ihr letztes Album erschienen ist. Umso gespannter durfte man sein, ob die Musikerin aus Bermuda es noch einmal schafft, an die alten Erfolge anzuknüpfen. Zusammen mit Sheryl Crow wurde sie ja hierzulande Jahre lang als Formatradio-Popperin verkannt, doch ihr aktuelles Album „300 Days At Sea“ hat durchaus das Zeug, sie noch mal in die erste Riege in Sachen Songwriter-Pop zu schubsen. „300 Days At Sea“ ist ein sehr persönliches Album geworden. Ein nachdenkliches Werk, das sich um den Lauf der Dinge auf unserem Planeten sorgt. Ein Album, dass zum träumen und grübeln gleichzeitig anregt. Bemerkenswert eigentlich, dass die Liedermacher-Poetin mich damit noch mal um den kleinen Finger wickeln kann, aber es gelingt ihr.

sam_kills_two-pretty_uglySam Kills Two scheinen derweil das große Erbe von Elliott Smith antreten zu wollen und veröffentlich ein Debütalbum, das wirklich „Pretty Ugly“ ist. Wie die Band auf ihrer Platte melancholische Liedermacher-Balladen in Schräglage versetzt, ist ein gefundenes Fressen für all jene, die die Schnauze voll haben vom immergleichen Strandgedudel der Marke Jack Johnson. Wer mal wieder so richtig schön in einem Meer aus Atmosphäre ersaufen möchte, sollte sich (als Hörer) dieser Scheibe hier zum Fraß vorwerfen. Ein schrecklich schönes Werk.

snailSnailhouse schlagen da in eine ähnliche Kerbe, nur scheint das große Vorbild hier nicht Smith, sondern Dylan gewesen zu sein. Das Album „Sentimental Gentleman“ schleicht sich auf sanften Pfoten an, um einen dann hinterrücks die eine oder andere Gänsehaut zu verabreichen. Man merkt dem Projekt von Michael Feuerstack an, das da sehr lange dran gefeilt wurde. „Sentimental Gentleman“ ist sein bereits sechstes Werk als Musiker und erinnert mit seinen Fleet Foxes-Gedächtnismomenten daran, dass auch die Indie-Fraktion durchaus mal wieder zu Lagerfeuermelodien träumen darf. Womit wir dann auch schon wieder am Ende sind für heute. Also lasst es euch gut gehen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.