// zuckerbeat vol. (2)25 – go outside

Ich muss zugeben, ich hab sie ziemlich vermisst. Die Kollegen von Hard-Fi, die nach einem famosen Erstling und einem stark unterschätzten Nachfolger mal eben wieder aus dem Licht der Öffentlichkeit in Richtung Bedeutungslosigkeit schlitterten. Nun versuchen sie die ganze Geschichte mit einem nicht mehr erwarteten dritten Werk doch noch einmal zu recht zu rücken und […]

hard-fi-killersoundsIch muss zugeben, ich hab sie ziemlich vermisst. Die Kollegen von Hard-Fi, die nach einem famosen Erstling und einem stark unterschätzten Nachfolger mal eben wieder aus dem Licht der Öffentlichkeit in Richtung Bedeutungslosigkeit schlitterten. Nun versuchen sie die ganze Geschichte mit einem nicht mehr erwarteten dritten Werk doch noch einmal zu recht zu rücken und wie schon beim Vorgänger sollte man sich Zeit nehmen für diese Scheibe. Die Songs strotzen nur so vor hymnischen Momenten, aber der zeitlose Charme von Tracks wie „Stay Alive“ und „Fire In The House“ entfaltet sich erst nach mehreren Durchläufen. „Killer Sounds“ ist genau das Hit-Album, das es braucht, um ein erfolgreiches Comeback loszutreten. Bleibt zu hoffen, dass sie damit auch außerhalb Englands für Furore sorgen werden. Verdient hätten sie es, gerade wenn man bedenkt wie alt sie die Kollegen von Bloc Party, die einen ähnlichen musikalischen Ansatz fahren, im Live-Kontext aussehen lassen. Gut gemacht, Kollegen.

firefox-akZiemlich 80s-lastig mutet derweil der aktuelle Output aus dem Hause Firefox AK an. „Color The Trees“ besticht durch zahlreiche Pop-Perlen, die auch dem letzten Werk von Lily Allen gut zu Gesicht gestanden hätten. Ihren größten Auftritt legt die Schwedin, die vier Jahre in London lebte, aber ganz am Ende hin, wenn sie mit „The Way That I Do“ den schönsten Radiopop-Knaller seit Kate Nashs „Foundations“ aus dem Ärmel schüttelt. Wer sich gerne von zeitgenössischem Elektro-Pop um den Finger wickeln lässt, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich schon allein deshalb, weil sich für die Produktion niemand Geringeres als Lykke Li und die verehrten Kollegen von Peter Bjorn & John verantwortlich zeigen. Mehr davon bitte.

cults-albumAlle Fans der Kills sollten mal die Ohren spitzen, wenn ihnen zufällig das erste Album der Cults in die Hände fällt. Das Duo hat sich zwar einen musikalischen Weichzeichnungsfilter auferlegt, so dass immer wieder schöne Erinnerungen an die Kollegen von „Girls“ wach werden. Gerade deshalb aber macht es am Ende noch mehr Spaß sich Indie-Pop-Knaller der Marke „Never Saw The Point“ und „Go Outside“ Stück für Stück freizuschaufeln und das poppige Wesen der Songs allmählich freizulegen. Es fühlt sich fast ein bisschen so an, als wollte das Duo seine Emotionen erst durch einen Filter jagen, um seine lieblichen Klänge dann schrittweise auf die euphorisierte Hörerschaft tröpfeln zu lassen. Eben deshalb werden sie gerade auch in allen angesagten Musik-Blogs als heißester Scheiß der Stunde abgefeiert. Da möchten wir am Ende natürlich nicht hinten anstehen und stimmen freudig ein in den Chor der Gratulanten.

cloud_controlCloud Control kann man guten Gewissens als gelungenes Experiment bezeichnen. Die vierköpfige Band hat sich nämlich mal ebenso spontan zusammengerauft und dann jede Menge Lärm fabriziert. Bemerkenswert daran allerdings war, dass sich im Hintergrund sanfte Mädchen/Jungs-Chöre abwechselten, was dazu führte, dass schöne Erinnerungen an die Beach Boys und Beatles wach wurden. Auf ihrem Debütalbum „Bliss Release“ fahren sie damit kurzerhand fort und schmettern ihre Songs mal eben live im Studio ein. Was dabei heraus gekommen ist, klingt letztlich wie aus einem Guss und versteht sich als imposantes Indie-Pop-Experiment, das alle Fans von Sonic Youth bis zu den Zombies in Glückseligkeit versetzen dürfte.

dear-readerDear Reader haben sich ja bereits mit ihrem imposanten Debütalbum tief in unsere Herzen gespielt. Nun legen sie mit „Idealistic Animals“ einen Nachfolger vor, der es netterweise nicht auf den großen Durchbruch anlegt. Stattdessen schmeckt alles stark nach Konzeptalbum, wenn man bedenkt, dass allen Songs ein anderes Lebewesen aus dem Tierreich vorangestellt wurde. Allein schon der gelungene Opener „Fox (Take Your Chances)“ schreit regelrecht danach, vom Hörer tagelang auf Repeat gesetzt zu werden. Es braucht eine ganze Weile bis man sich die schönen Melodien hinter den verhallten Chören freigeschaufelt hat. Wer sich die Zeit nimmt, wird in diesem konzeptionellen Meisterstück einen treuen Begleiter finden und von einer Gänsehaut nach der nächsten übermannt werden, wenn im wundervollen Song „Monkey (Go Home Now)“ plötzlich ein zärtliches „You Can Go Home Now“ aus dem Off in den Mittelpunkt drängt.

rodrigo_y_gabriela_-_live_in_franceUnd wer bitteschön hat darauf nicht schon seit Langem gewartet. Ein Live-Album aus dem Hause Rodrigo Y Gabriela steht in den Startlöchern und imponiert mit einer enthusiastischen Atmosphäre, dass man sich zunehmend fühlt, als wäre man live dabei, in Frankreich, wo die Scheibe an diversen Abenden mitgeschnitten wurde. „Live In France“ liefert den passenden Rundumschlag an Palmenstrand-Gitarren-Pop im Duellier-Modus und dürfte dieser Band nicht zuletzt durch ihre Kollaboration mit Hans Zimmer (für „Fluch der Karibik“) auch endlich ein höheres Maß an Aufmerksamkeit bescheren.

toddla-t-watch-me-dance-albumToddla T gewinnt derweil nicht nur den Kampf um das sympathischste Artwork des Sommers, er dürfte auch alle Fans von Dizzee Rascal bis Major Lazor die Mundwinkel nach oben pressen lassen. „Watch Me Dance“ ist ein äußerst imposantes Werk geworden und kann ganz locker mit dem aktuellem Release des Kollegen Wiley mithalten. Seine Hausaufgaben in Sachen Musikgeschichte scheint Toddla T jedenfalls gemacht zu haben. Es werden immer wieder schöne Erinnerungen an clubbige Phantasien der Ära Leftfield wach. Mit Roots Manuva hat er außerdem gleich im Opener einen äußert renommierten Mitstreiter am Start. Wer auf Dubstep/Grime mit reichlich Soul-Einflüssen steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

samiyam_sam-bakers-albumWer mal wieder ein richtig schönes, klassisch anmutendes Funk-Werk mit HipHop-Querschlägern hören möchte, der sollte sich mal an „Sam Baker´s Album“ heranwagen. Die Scheibe von Samiyam besticht durch elektrifizierte Fun(k)tasien und ist ein gefundenes Fressen für alle jene, die in den 90er die Tracks von RZA und Konsorten rauf und runter gehört haben. Dazu gesellen sich zahlreiche Horrorfilm-Sample, die dem ganzen Unterfangen einen verstörenden Beigeschmack verleihen. Wer auf anspruchsvollen Instrumental-HipHop steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.