// zuckerbeat volume 13

Wenn ein Rap-Album gleich beim ersten Track klingt, als wäre es live auf dem Rummelplatz eingespielt, dann kann es sich eigentlich nur um das neue Mixtape von Olli Banjo handeln. Der rappt sich auf „Sparring 3“ (5/10) mal wieder mit der halben Deutsch-Rap-Gemeinde durch einen bunten Knäuel verdrehter Wortspiele. Neben Banjos unerschöpflichen Kreativitätsschüben, wissen vor […]

zuckerbeat 13

Wenn ein Rap-Album gleich beim ersten Track klingt, als wäre es live auf dem Rummelplatz eingespielt, dann kann es sich eigentlich nur um das neue Mixtape von Olli Banjo handeln. Der rappt sich auf „Sparring 3“ (5/10) mal wieder mit der halben Deutsch-Rap-Gemeinde durch einen bunten Knäuel verdrehter Wortspiele. Neben Banjos unerschöpflichen Kreativitätsschüben, wissen vor allem Tone, Marteria, Mädness & Curse zu begeistern. Vieles allerdings bleibt hinter den Erwartungen zurück. Bei 22 Tracks dürfte dennoch für jeden was dabei sein. Ich persönlich halte mich allerdings lieber an seine Solosachen. Und die gibt’s auch live zu sehen. Am 23.5. im B-Hof ist es soweit. Also schnell noch Karten sichern. Wird sicher ziemlich eng. Etwas luftiger geht’s auf der selbst betitelten Scheibe von den Indie Darlings Guillemots zu. Gleich im ersten Track von „Red“ (6/10) wird man von einer Streicherformation an die Hand genommen und schließlich von 80s Klängen umgarnt. Dazu gibt’s ein paar gehauchte Balkan Anleihen, die sich sehr dezent in den Songs verzetteln.

Darunter pulsiert eine Timberlandsche Klanglandschaft, die das Ganze auch über den Geheimtipp-Status hinaus hieven könnte. Ob´s klappt, bleibt abzuwarten. Währenddessen lassen wir uns einfach von den Counting Crows beglücken. Die tänzeln auch diesmal wieder auf dem schmalen Grat zwischen veritablen Radiohit und großen Alternative-Hymnen. Dabei drücken sie in der ersten Hälfte von „Saturday Nights & Sunday Mornings“ (7/10) immer weiter aufs Gaspedal. Ab Track 7 wird dann allerdings die Melancholiekeule rausgeholt. Akustische Perlen kommen zum Vorschein. Sogar eine Mundharmonika wird gezückt und man ist wie gefangen in diesem Meer aus Gefühlen. Insgesamt ein bemerkenswertes Album, das perfekt zwischen den Polen schwarz & weiß pendelt. Eigentlich viel zu traurig für die Frühlingssonne. Aber wie geschaffen für den Nachtspaziergang am Ufer eines verlassenen Sees. Ist einfach herrlich romantisch, diese Musik. Und diese schmachtende Gesangsstimme. Die reißt die Tracks immer wieder aus der Mittelmäßigkeit der Radiolandschaft. Freudetrunken zieht man dann weiter in Richtung The Zen Circus & Brian Ritchie. Letzterer, übrigens ehemaliges Mitglied von Violent Femmes, fand den Zen Circus bei einer Support Show so super, dass er sich kurzerhand als Produzent der Band anbot. Nun hat er es sogar zum offiziellen Mitglied geschafft und schenkt uns mit seiner neuen, italienischen Eroberung auf „Villa Inferno“ (6/10) ein paar folkig angehauchte Songwriter-Tracks, die ebenso Indie-, wie Punk-Attitüde versprühen. Am Ende entsteht daraus ein Album, das dermaßen auf den Punkt gespielt ist, dass man sich direkt ein Zimmer in der entsprechenden Villa einrichten möchte. Wenn dann in „Punk Lullaby“ auch noch Kim Deal das Fenster zum Hof zerschmettert, dürften sich alle gerockt fühlen, die sich in den 90ern schon gerne in alternative Sphären verirrt haben. Schlicht zeitlos, dieses Werk… was man von den Kleinstadthelden nicht gerade behaupten kann. Macht aber nix. Denn mit ihrer rockigen Melange aus Madsen und Jupiter Jones dürften sie trotzdem viele Freunde finden. Für den ganz großen Erfolg sind sie allerdings eine Spur zu spät dran und textlich auch noch nicht in Kettcarschen Gefilden angekommen. Aber für ein Debüt rockt „Resignation und Aufstehen“ (6/10) schon mal ganz ordentlich. Besonders beeindruckend ist diese Dringlichkeit, dieser Aufschrei. Dieses 3, 2, 1 und los. Wenn sie es schaffen sollten, sich diese unbändige Attitüde zu bewahren und musikalisch noch eine Schippe drauflegen, könnte da durchaus noch mehr gehen. Also haltet die Ohren offen. Und macht es euch zum Abschluss neben Thee Oh Sees gemütlich. Die klingen… wie soll ich sagen… anders. Und das ist verdammt noch mal gut so. Unabhängig von der monströsen Fresse auf dem Cover, machen einem die 15 Lo-Fi-Tracks ganz schön Feuer unterm Arsch. Getragen von zahlreichen Feedbackschleifen und polternden, verwischten Drums, ziehen einen die Songs tief hinab in Richtung Unterwelt. Dort taumelst man zwischen Feuerfontänen und Lava-Becken geradewegs in Richtung Abgrund. Kurz gesagt: Diese Scheibe klingt wie ein Schlag mit dem Holzhammer… auf unbändige Flammwände: Schlicht ansteckend. Heißt ja nicht umsonst „The Master´s Bedroom Is Worth Spending A Night In“ (7/10). Und damit tschüß für heute und bis zum nächsten Zuckerbeat.

// von Alexander Nickel-Hopfengart