// zuckerbeat volume 14

Eigentlich sind 3 Doors Down (4) zumindest in ihren Anfangstagen ja so etwas, wie eine gelungene Alternative zu schlimmsten Alternative-Nervtötern der Marke Nickelback gewesen. Schade nur, dass sie dem eng gestrickten Soundentwurf ihrer Musik in den letzten Jahren keinerlei neue Facetten abgewinnen konnten. Auch auf ihrem vierten, diesmal selbstbetitelten, Studioalbum säuseln sie sich durch die […]

zuckerbeat-14.jpgEigentlich sind 3 Doors Down (4) zumindest in ihren Anfangstagen ja so etwas, wie eine gelungene Alternative zu schlimmsten Alternative-Nervtötern der Marke Nickelback gewesen. Schade nur, dass sie dem eng gestrickten Soundentwurf ihrer Musik in den letzten Jahren keinerlei neue Facetten abgewinnen konnten. Auch auf ihrem vierten, diesmal selbstbetitelten, Studioalbum säuseln sie sich durch die gleichen Konsenskracher für amerikanische Vorabendserien, wie zuvor. Das mag dann bei den Hörern der einschlägigen Mainstream-Radiowellen für freudiges Mitwippen sorgen, ist aber soundmäßig eben auch nicht weit entfernt von grausamen Alternativen der Marke Bon Jovi. Ein Song der Scheibe heißt sogar „These Days“. Und das ist auch der Punkt, wo ich endgültig aussteige. Um die Ecke biege. Und feststelle, dass es nicht immer in einem Coldplay-schem Desaster enden muss, wenn man sich an einer Produktion der Marke U2 abarbeitet. Gut, zugegeben. Der weitläufige Sound auf „Make Sure They See My Face“ (5) ist sicher kein plätschernder Niagarafall in einer einsamen Wüstenlandschaft. Dennoch hat es der amerikanische Musiker Kenna mit seinem Kumpel Chad Hugo (Neptunes) geschafft, ein interessantes Pop(Rock)album rauszuhauen. Die Wave-Anleihen von früher schimmern dabei immer wieder dezent durch, ordnen sich aber der zeitgemäßen Pop-Format-Trimmung unter. Womit wir dann schließlich auch auf der Schattenseite von Kennas Scheibe angelangt wären. Denn zum echten Popstar fehlt dieser Musik einfach der Funken Identität, den uns ein Justin Timberlake zumindest durch seine ständigen Jackson-Bezüge und ebenso brillante Produktionen vorzutäuschen vermag. Hier verläuft sich am Ende leider alles in einem schwer fassbaren Brei aus Future Rock und jeder Menge Hits, denen die „its“ abgehen. Soll heißen. Diese Scheibe versinkt trotz ihrer guten Momente leider im Einheitsbrei der gegenwärtigen Poplandschaft. Und wird niemanden weiter auffallen, wenn sie als Füllmaterial zwischen den ganz Großen das Formatradio erobert. Da dürften die Russian Circles wiederum nicht so schnell hinkommen. Deren episches Intro auf dem Album „Station“ (6) sprengt schon aufgrund des Verzichts auf Gesang jegliche Ketten, die den modernen Popsong festlegen. Düster grollende Gitarrenwände der Marke Isis treffen hier auf die charmante Wüstenrockatmo der letzten Kings Of Leon Scheibe. Bei dieser Musik weht einem den brennend heißen Sand ins Gesicht, während die Geier am Himmel weite Kreise ziehen. Die psychedelische Note der Musik lenkt das Ganze zudem immer wieder weg von den oftmals bemühten Metal-Auswüchsen anderer Instrumentalkapellen. Und sorgt so für eine entspannte Dreiviertelstunde abseits der einschlägigen Badeseeromantik. Das hier ist Musik für einsame Nächte am Lagerfeuer. Abseits der Zivilisation. Eine Absage an die Uhrwerke einer immer schnelllebigeren Zivilisation. Bleibt am Ende nur zu hoffen, dass auch jemand die Zeit findet, sich das Ganze in Ruhe anzuhören. Zurück in die Realität bringen einen anschließend Panther mit ihrer Scheibe „14 KT God“ (6). Die hüpfen angenehm halbhysterisch in die Lücke, die The Gossip und !!! (Chk Chk Chk) freigemacht haben. Kurz gesagt: Hier trifft Dynamik auf verquere Melodien, die immer wieder in Schräglage geraten. Dass die Scheibe dabei nicht aus der Bahn läuft, ist letztlich aber vor allem dem spannenden Zusammenspiel von psychedelischen Passagen und tanzbarer Paranoia zu verdanken. Kurz gesagt: Wirkt in etwa, wie ein Hochglanzmagazin, dass von einer Horde Zombies zerlegt wird. Seltsam. Spannungsgeladen. Abseitig. Und garantiert nicht geeignet zur Hintergrundbeschallung. So wie auch die neue Platte von Eva Jantschitsch alias Gustav. Auf „Verlass die Stadt“ (7) präsentiert sie uns zahlreiche lieblich schimmernde Songwriterperlen, die sich um elektronische Fragmentierungen schlängeln. Klingt erstmal ziemlich kompliziert, ist aber herzerweichend. Irgendwo im Grenzgebiet zwischen Paula und 2-Raumwohnung entwirft die Künstlerin ein eigenständiges Sounduniversum aus deutsch/englischsprachigen Popsongs und Chansons. Wäre die Welt eine Gute, Gustav würde all die Chartpüppchen hierzulande mit links an die Wand klatschen. In dieser Scheibe steckt so viel Hingabe, dass einem der Mund im Minutentakt offen steht, wenn sich die Songs auffalten, wie Überraschungspakete. „Verlass die Stadt“ ist die vielleicht süßeste Versuchung des Frühlings. Ein funkelnder Stern am wolkenlosen Firmament. Bruchstückhaft nähern wir uns anschließend dann wieder rockigeren Klängen. Nur leider treten Oceansize auf ihrem dritten Studioalbum musikalisch etwas auf der Stelle. Fast könnte man meinen, es wäre das Ziel der Band gewesen, fast alle Songs episch ins Leere laufen zu lassen. „Frames“ (6) jedenfalls bietet nur wenige Möglichkeit, sich festzukrallen. Das faszinierende daran ist. Die Scheibe wirkt trotz ihrer Gleichförmigkeit nie langweilig. Man muss sich aber trotzdem daran gewöhnen, dass dort, wo beim Erstling „Effloresce“ noch ein Sturm entfacht wurde, hier lediglich ein laues Lüftchen weht. So beeindrucken die Songs am Ende auch nicht durch die Spitzen, auf welche die Tracks dynamisch zusteuern, sondern vielmehr durch ihren Mut zur Reduktion und ein schlüssiges Gesamtbild. Dabei bleibt „Frames“ über weite Strecken nur Stückwerk. Das allerdings auf höchstem Niveau. Die nun erschienene Special Edition bietet dazu eine DVD mit atemberaubender Liveshow im schick gestalteten Digi-Pack. Die Show selbst tröstet einen dabei mit links über die zwischenzeitlichen Längen der Platte hinweg. Und zeigt wozu diese Band im Stande ist, wenn sie zur Bestform aufläuft. Also testet „Frames“ mal an. Es lohnt sich. Womit wir dann auch langsam zum Ende kommen. Aber einen haben wir noch. Ein entspanntes Reggae-Tune aus dem Hause moanin´. Die Allstar Combo von Wood In Di Fire sorgt auf „Noon On The Moon“ (6) mit allerhand Jazz-Anleihen für einen sanften Hauch entspannter Kuschelromantik. Irgendwo zwischen den Polen Seeed und Patrice schmiegen sich die vorwiegend entspannten Tunes an den Körper, wie Regentropfen in der Sommersonne. Das kitzelt. Und sorgt aus dem nichts für urplötzlich aufkommende Urlaubsstimmung. Deswegen schmeiß ich mich dazu jetzt auch erstmal in die Hängematte. Und wünsch euch eine gute Zeit bis zum nächsten Zuckerbeat.

// von Alexander Nickel-Hopfengart