// zuckerbeat vol. (2)29 – land of confusion

Im Gegensatz zu ihrem Auftritt im Berlin „Lido“, bei welchen Bombay Bicycle Club noch ein wenig mit der Live-Performance der neuen Songs haderten, findet die Jungs auf ihrem dritten Album „A Different Kind Of Fix“ wieder zu gewohnter Stärke zurück. Die Scheibe hat in diesem Zusammenhang nicht mehr viel am Hut mit dem akustischen, über […]

bombay-bicycle-clubIm Gegensatz zu ihrem Auftritt im Berlin „Lido“, bei welchen Bombay Bicycle Club noch ein wenig mit der Live-Performance der neuen Songs haderten, findet die Jungs auf ihrem dritten Album „A Different Kind Of Fix“ wieder zu gewohnter Stärke zurück.
Die Scheibe hat in diesem Zusammenhang nicht mehr viel am Hut mit dem akustischen, über die volle Länge leider ziemlich öden Vorgänger. Die Single „Shuffle“ könnte sich stattdessen zusammen mit Hypnoloves Strandballade „Holiday Reverie“ zur zweiten Spätsommer-Hymne des Jahres mausern. Ansonsten schaffen es die Jungs mal wieder, ein äußert langlebiges Indie-Pop-Werk aus dem Ärmel zu schütteln, das ganz unverschämt an den Zweitling der Foals erinnert. Keiner der Songs entfaltet sich auf den ersten Durchlauf, wer aber bereit ist, der Musik über einen längeren Zeitraum seine Aufmerksamkeit zu schenken, kriegt die unzähligen kleinen Hymnen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Keine Ahnung, wie die Band das anstellt, aber Bombay Bicycle Club schaffen es, Songs zu schreiben, die selbst beim fünfzigsten Durchlauf noch überraschend und frisch klingen.

katzenjammer-a-kiss-before-you-goNach einer gefühlten Ewigkeit erscheint in diesen Tagen auch endlich das neue Album von Katzenjammer. All diejenigen, dir ihrem fulminanten Auftritt auf dem Würzburger Uni-Campus beiwohnen durften, wo sie ganz locker Dendemann (den wir natürlich trotzdem sehr gern haben) und Martin Jondo in den Schatten stellten – all jene werden nicht sonderlich lange zögern, wenn es darum geht, sich das aktuelle Werk „A Kiss Before You Go“ unter den Nagel zu reißen. Die irgendwie charmante, irgendwie bescheuerte Version des Genesis-Klassikers „Land Of Confusion“ ist schon alleine das Eintrittsgeld wert. Darüber hinaus schwappt auch auf dem Zweitling die Euphorie schon nach wenigen Sekunden auf den Zuhörer über. Einfach alles auf diesem Album will gefeiert werden. Dass die Scheibe darüber hinaus auch nach dem zehnten Durchlauf nicht an Reiz verliert, liegt an der Vielzahl der Instrumente. Ob Ukule, Balalaika, Banjo oder Glockenspiel, nichts von alledem scheint vor den sympathischen Damen aus Norwegen sicher zu sein. „A Kiss Before You Go“ ist ein Album wie eine Euphoriespritze.

spank-rockLange mussten wir auf den Zweitling von Spank Rock warten, doch jetzt ist es endlich soweit. „Everything Is Boring & Everyone Is A F—-ing Liar“ strotzt nur so vor Details, die euer Surround-System aufs Äußerste strapazieren. Die Scheibe schlendert nicht mehr ganz so missmutig wie das Debüt um die Ecke und dürfte es Neueinsteigern dementsprechend leicht machen, in das illustre Universum von Spank Rock abzutauchen. Faszinierend am Vorgänger war ja vor allem, dass da jemand ein paar Partyraketen durch ein Industrial-Wunderland zischen ließ. Da konnten sich am Ende sogar Dubstep-Fans darauf einigen und übersahen nur allzu gerne, dass die Texte nur so vor Klischees strotzten. Dass es Spank Rock trotzdem gelungen ist, die halbe Indie-Szene mit diesem Bastard-Pop-Monster um den kleinen Finger zu wickeln, lässt den Rückschluss zu, dass da noch mehr dahinter stecken musste. Und zugegeben. Wer unter der Oberfläche gegraben hat, der mochte sich gar nicht mehr loseisen von diesem basslastigen Monster namens „YOYOYOYOYO“. Mit dem zweiten Album wird nun ganz bewusst das Tor zu neuen musikalischen Gefilden aufgestoßen. Da wildern wir natürlich nur zu gerne eine Runde mit. Genauso wie Santigold, Big Freida & Lyette die für ein kurzes Techtelmechtel im Studio vorbeischauten. „Everything Is Boring & Everyone Is A F—-ing Liar“ ist „Energy“ in seiner reinsten Form, vor allem aber für Roots Manuva-Fans auf Speed interessant.

i_am_oakWer sich zuletzt auf der „Berlin Music Week“ herumgetrieben hat, der hatte gleich mehrmals die Möglichkeit der niederländischen Band I Am Oak beim Folk-Poppen zuzusehen. Ich hatte als einer von wenigen Gästen die Möglichkeit nachmittags im „La Vie En Rose“ einem akustischen Auftritt der Band in Minimalbesetzung beizuwohnen und war wie alle anderen Anwesenden komplett ergriffen von ihrer Musik. Nahezu das komplette, halbstündige Set über war es nicht nur mucksmäuschenstill, es herrschte auch eine Gänsehautstimmung, wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe. „Oasem“, das zweite Werk der Band, hält dem fulminanten Live-Eindruck in diesem Zusammenhang über weite Strecken stand. Das ist Musik zu der man in einer warmen Sommernacht am Strand entlang schlendern möchte, um sich die nackten Füße vom Meerwasser umspülen zu lassen. I Am Oak haben ein unglaublich romantisches Werk geschrieben, dass nicht eine Sekunde lang ins Kitschige abdriftet. „Oasem“ ist schlicht und „ergreifend“, ein bezauberndes Werk.

death-in-vegasUnd auf das neue Album von Death In Vegas haben wir ebenfalls schon viel zu lange warten müssen. Und auch wenn die großen Tage des Kollektivs schon lange vorbei zu sein scheinen, in Insider-Kreisen und bei ehemaligen Brit-Pop-Fans stellt sich auch heute noch ein sehnsüchtiges Schmunzeln ein, wenn der Name der Band in die Wagschale geworfen wird. „Trans-Love Energies“ klingt dann letztlich weniger nach Schwanengesang, als nach Neustart. Da schadet es natürlich keineswegs, dass Katie Stelmanis aus dem Hause Austra bei drei Stücken die bezaubernden Lyrics beisteuert. Alles in allem darf man die Band also durchaus noch eine Weile lieb haben. Ihre zehn neuen Songs liefern die passenden Argumente dazu

Splits_21001_Card_FrontThe Bandana Splits verneigen sich derweil von den Girl-Groups der 50er Jahre und sorgen so dafür, dass alle Fans der Ronettes (und auch der Pipettes) ins Schwärmen geraten. Dem ganzen Album wohnt eine locker-flockige Atmosphäre inne, so dass man sich auf der Stelle sechzig Jahre in der Zeit zurück transferiert fühlt. Wer von nostalgischem Girl-Pop gar nicht genug kriegen kann, sollte sich dieses kleine, aber feine Werk auf keinen Fall entgehen lassen.

flo-megaFans von Clueso und Dennis Lisk sollten derweil die Ohren spitzen, wenn das Pegel in Richtung Flomega ausschlägt. Der junge Entertainer hat ein wirklich bemerkenswertes, deutschsprachiges Neo-Soul-Album eingespielt. „Die wirklich wahren Dinge“ punktet mit einer entspannten Grundstimmung und textlichen Eskapaden, die niemals im Einheitsbrei der „Was sich reimt ist gut“-Fraktion versinken. Da werden sich am Ende wahrscheinlich sogar Lindenberg-Hörer dran erfreuen können, was aber nichts daran ändert, dass wir es in Sachen Flo Mega sicherlich mit einem der bemerkenswertesten Nachwuchskünstler hierzulande zu tun haben. Einfach mal einlassen auf diese Scheibe. Den Rest besorgen die Ruffcats, welche seine Stimme mit zahlreichen Funk-Rhythmen unterstützen. Mehr davon bitte.

an_early_cascade_coverWer auf brachiale Elektro-Bretter steht, aber auch emotionalen Klängen der Marke Circa Survive nicht abgeneigt gegenüber steht, der sollte sich mal an das aktuellen Album “Versus” der Band An Early Cascade heranwagen. Die Scheibe schreit geradezu danach, die Indie Discos des Landes in Irrenanstalten zu verwandeln. Hin und wieder werden schöne Erinnerungen an Tool oder The Fall Of Troy wach, weil es der Band gelingt, ihre komplexen Songstrukturen immer wieder in hymnische Passagen münden zu lassen. Wer auf die letzten Scheiben der Deftones stand, sollte sich dieses Werk auf keinen Fall entgehen lassen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.