// ich kenne einen menschen

Ich kenne einen Menschen… seine Stimme, seinen Alltag… vielleicht ein wenig sein Leben. Wir reden, wir schreiben, wir tauschen uns aus, wir liegen – so könnte man sagen – auf einer Wellenlänge… man merkt es. Kann man so etwas nach vier oder mehr Wochen einschätzen? …ich glaube es zu können. Doch gerade er ist mir […]

Ich kenne einen Menschen… seine Stimme, seinen Alltag… vielleicht ein wenig sein Leben. Wir reden, wir schreiben, wir tauschen uns aus, wir liegen – so könnte man sagen – auf einer Wellenlänge… man merkt es. Kann man so etwas nach vier oder mehr Wochen einschätzen? …ich glaube es zu können.
Doch gerade er ist mir fremd… er ist weit weg… ich kenne vielleicht seine Stimme, aber nicht ihn. Kommunikation, persönliche Kommunikation, zwischen zwei Menschen… mit Sehen , Gestik und Mimik… es ist etwas ganz Anderes. Etwas anderes als einfach Schreiben, Reden, Stimmen zu hören…


Fremdsein… sich nicht zu sehen. Freunde kann man doch anfassen, Freunde sind doch für jemanden da, Freunde sind etwas Reales. Ist eine zwischenmenschliche Beziehung, die nur auf Gesprächen basiert, überhaupt real? …gibt es diesen Menschen wirklich oder entsteht so manches einfach nur in meinem Kopf? Fragen über Fragen. Fragen, die sich nur aus dieser neuen Kommunikationsbasis ergeben… ich rede, ich gebe etwas von mir preis… nicht die ganze Wahrheit vielleicht, denn diese würde sicher meine Augen sagen. Meine Augen, die du nicht sehen kannst… mein Mund vielleicht, der lächelt, wenn ich ironisch bin… was du nicht siehst. Es schwingt immer etwas mit… immer. Wirklich… wenn zwei Menschen real miteinander kommunizieren, schwingt etwas zwischen ihnen. Wie kann man auf einer Wellenlänge liegen, wenn diese Wellen gar nicht real, sonder nur virtuell stattfinden…
Ich kenne einen Menschen… seine Stimme, seinen Alltag… vielleicht ein wenig sein Leben. Wir reden, wir schreiben, wir tauschen uns aus, wir liegen auf einer Wellenlänge… man merkt es… ist es ein großer Schritt sich real kennen zu lernen? Wir sind zehn Minuten voneinander entfernt!
// von luise aedtner // photo:britta manger