// zuckerbeat vol. (2)37 – my tears are becoming a sea

mit neuer Musik von M83, Neon Indian, Peter Licht, Givers, Never Shout Never, Florence And The Machine, “Kitsune” und Buraka Som Sistema. // M83 verstehen es wie kaum eine andere Act, den Zeitgeist der 80er in knackige Pop-Songs und ein stilgerechtes Outfit zu verpacken. Dass sie bis dato trotzdem ein Nischendasein fristeten, obwohl sie tagtäglich […]

mit neuer Musik von M83, Neon Indian, Peter Licht, Givers, Never Shout Never, Florence And The Machine, “Kitsune” und Buraka Som Sistema.

m83// M83 verstehen es wie kaum eine andere Act, den Zeitgeist der 80er in knackige Pop-Songs und ein stilgerechtes Outfit zu verpacken. Dass sie bis dato trotzdem ein Nischendasein fristeten, obwohl sie tagtäglich mit Lobeshymnen von diversen, renommierten Internet-Magazinen der Marke „Pitchfork“ überschüttet wurden, hat vor allem damit zu tun, dass sie ihre zahlreichen Pop-Perlen immer hinter nebligen Wänden verstecken. M83 musste man sich als Hörer erst einmal erarbeiten, in diesem Zusammenhang konnte ein Faible für nostalgisch angehauchten New Wave-Pop durchaus nicht schaden. Nun aber könnte es klappen den Rest der Popwelt von sich zu überzeugen. Jetzt haben M83 nämlich ein durchschlagendes Argument am Start. Es hört auf den Namen „Midnight City“ und klingt wie eine fulminante Fortsetzung des MGMG-Schlagers „Kids“. Die Radiostationen des Landes spielen den Track bereits rauf und runter und da biegt Anthony Gonzalez, der Musiker der hinter diesem Projekt steht, kurzerhand mit einem epischen Doppel-Album um die Ecke. Darauf geht’s vor allem zu Beginn äußerst poppig zu. All die Fans von mysteriös-weichgezeichneten Teenie-Romanzen der Marke „Donnie Darko“ werden vor Freude im Dreieck springen. Vieles auf „Hurry Up, We´re Dreaming“ drängt raus aus der Nische, es werden aber immer wieder experimentelle Tracks zwischen die hymnischen Pop-Songs gestreut. Alles an diesem Werk schreit geradezu nach Größenwahn und es wäre nicht das erste Mal, dass ein Musiker dafür belohnt werden würde. Wir lassen uns in der Zwischenzeit treiben von diesen Melodienschatz und legen euch bei der Gelegenheit auch gleich noch den breiten Back-Katalog von M83 ans Herz.

neon-indian// Darüber hinaus könnt ihr alternativ auch zur neuen Scheibe von Neon Indian greifen. Die sorgen nämlich mit ihrer aktuellen Platte für einen weiteren Energieschub. Verletzliche Perlen werden dargeboten, welche schöne Erinnerungen an die Flaming Lips wach rufen. „Era Extrana“ ist ein experimentierfreudiges Monster, das vor Ideenreichtum nur so strotzt. Mit „Hey Girlfriend“ hat Mastermind Alan Palomo einen sicheren Hit in der Hinterhand. Der Track „Polish Girl“ dürfte allen Fans von Chromeo ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, wobei das noch lange nicht alles ist: Die Scheibe knallt einem weitere Böller um die Ohren, wobei man sich die meisten davon erst freischaufeln muss. Neon Indian möchten es ihren Hörern nicht allzu leicht machen und sorgen mit ihrer Experimentierfreude dafür, dass man immer wieder die Repeat-Taste drückt.

peterlicht// Peter Licht ist ein Musiker, der die Indie-Szene spaltet. Die einen können gar nicht genug von seinen melancholischen Pop-Songs kriegen, der Rest schlägt genervt die Arme über dem Kopf zusammen. Wo früher der Kapitalismus zu Grabe getragen wurde, wird heute ein Smartphone beerdigt. Das führt zu Songzeilen wie „Begrabt mein iPhone an der Biegung des Flusses, da wo in der Mitte der Gesellschaft eine Kausalkette entspringt“. Klingt ein bisschen nach Leistungskurs-Lyrik, funktioniert aber dennoch – oder gerade deshalb. Denn Peter Licht hat sich auch auf seinem aktuellen Album „Das Ende der Beschwerde“ dazu entschlossen, leichtfüßige Pop-Songs mit hintergründigen Texten zu kontern. Seine bedeutungsschweren Sätze werden manch einem sicher gehörig auf die Nerven fallen, seinen Fans allerdings wird dieses Album zahlreiche Glücksmomente bescheren. Peter Licht schreibt Musik über das Leben aus der Sicht eines sachkundigen Beobachters. Vielleicht ist es an der Zeit, die oberen Ränge zu verlassen.

givers// Alle Fans von Fool´s Gold und Bombay Bicycle Club werden sich schon in Kürze einer Band namens Givers um den Hals werfen. Das aktuelle Album des Quintetts aus Louisiana kontert Tränendrüsen-Pop mit Acapulco-Rhythmen und schickt sich an zum Geheimtipp des Spätsommers zu avancieren. Die angesagten Blogs sind jedenfalls schon in helle Aufregung versetzt und rühren für Songperlen der Marke „Up Up Up“ und „Meantime“ die Werbetrommel. Bemerkenswert an „In Light“ ist vor allem, dass einen die Songs immer wieder in eine Art Trancezustand versetzen. Man möchte einfach die Augen schließen und sich im Kreis drehen, während die Band immer wieder dasselbe tanzbare Riff auf Endlosschleife schickt. Wir rekapitulieren: die Musik der Givers dürfte auch im Live-Gewand ein echter Augenschmaus sein. Einen besseren Soundtrack für kalte Herbsttage kann ich mir kaum vorstellen.

florence// Florence And The Machine bescherte uns vor zwei Jahren mit „Lungs“ ein schmissiges Pop-Album, das völlig zur echt zum „Besten Album“ der „BRIT Awards“ gekrönt wurde. Die Vielschichtigkeit der Platte, der Abwechslungsreichtum und die hymnischen Songs sorgten dafür, dass man auch in Indie-Discos nur zu gerne zu ihren Tracks auf die Tanzfläche sprang. Nun steht der Nachfolger „Ceremonials“ in den Läden und die Aufbruchsstimmung ist verflogen. Das allerdings ist nicht weiter schlimm, weil Florence Welch sich dazu entschlossen hat, ihre Musik nahezu majestätisch zu arrangieren. „Ceremonials“ kocht über vor Emotionen. Diese Songs hier sind wie geschaffen, um allen Cineasten unter euch einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen. Allein schon der Opener „Only If For A Night“ sorgt mit Klavier und Streichern für hektische Flügelschläge in der Engelschor-Lounge. Wer auf hemmungslose Pop-Poesie der Marke Tori Amos steht, sollte unbedingt mal reinhören.

nevershoutnever// Und ziemlich mutig eigentlich, ein Album mit lediglich acht Songs aus dem Ärmel zu schütteln. Zumindest auf den ersten Blick, scheint Christopher Drew alias Never Shout Never der verminderten Aufmerksamkeitsfähigkeit einer ganzen Generation gerecht zu werden. Auf den zweiten Blick entpuppt sich sein aktuelles Album „Time Travel“ aber als wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und ruft schöne Erinnerungen an konzeptionelle Emo-Pop-Platten der Marke My Chemical Romance wach. Mancher Song wurde zwar etwas überfrachtet mit produktionstechnischen Firlefanz, darüber hinaus bekommt man aber auch zahlreiche, hymnische Melodien vor den Latz geknallt, die den Kollegen von Muse ebenfalls gut zu Gesicht gestanden hätten. Wer auf größenwahnsinnige Pop-Musik im Grenzgebiet von Queen und Panic At The Disco steht, sollte unbedingt mal reinhören. Never Shout Never laden dich ein auf eine musikalische Entdeckungsreise.

kitsune_maison_12_// Wo das französische Trend-Label „Kitsuné“ eigentlich all die illustren Bands auftreibt, die es in regelmäßigen Abständen auf der Compilation „Kitsuné Maison“ versammelt, fragen wir uns bis heute. Der zwölfte Teil der Reihe punktet jedenfalls schon wieder mit einigen imposanten Newcomern, die man auf keinen Fall verpassen sollte, wenn man auf elektronische Popmusik der Marke Phoenix und Two Door Cinema Club steht. Allein schon der Opener der Band Citizens! rechtfertig mit seiner hymnischen Elektro-Ballade „True Romance“ die Anschaffung der „Kitsuné Maison Compilation 12“, welche diesmal unter dem Motto „The Good Fun“ steht. Darüber hinaus bekommen wir neben altbekannten Acts der Marke Housse De Racket und dem allseits beliebten Mark Ronson auch treffsichere Tanzflächenfüller von Computer Magic und Trophy Wife dargeboten. Weitere Anspieltipps sind „We Are Young“ von den Juveniles und „In Your Eyes“ von „Tesla Boy“.

buraka-som-sistema// Buraka Som Sistema haben erst kürzlich beim „Berlin Festival“ dafür gesorgt, dass die ganze Bühne zum Arschwackelpodium avancierte. Da lässt der entsprechende Tonträger natürlich nicht lange auf sich warten und klingt, als wollte man den gegenwärtigen Zeitgeist assimilieren. Zumindest vom Stilistischen her hätte man diese Band eher in einem B-Boy-Kontext verortet, soundtechnisch gibt’s allerdings zeitgemäßen „Baile Funk“ der tanzbaren Sorte, welcher noch dazu schöne Erinnerungen an M.I.A. und Santigold wachruft. „Komba“ ist ein Album, wie geschaffen um müde Partys wieder munter zu machen. Voller Hooklines und verwinkelter (Pop-)Perlen. Also feiert mal wieder. Bis zum nächsten Zuckerbeat.