// zuckerbeat vol. (2)40 – hello sadness

mit neuer Musik von Veronica Falls, Los Campesinos!, The Rolling Stones, A.A.Bondy, Drake, Meg Baird, Bellowhead und Queen. // Jetzt ist es also so weit. Der Herbst hat uns endgültig eingeholt und da kommen die Schwerenöter von Veronica Falls einem gerade recht. Das Londoner Indie-Rock-Quartett hat mit seinem gleichnamigen Album nicht nur ein gelungenes Debüt, […]

mit neuer Musik von Veronica Falls, Los Campesinos!, The Rolling Stones, A.A.Bondy, Drake, Meg Baird, Bellowhead und Queen.

veronica-falls// Jetzt ist es also so weit. Der Herbst hat uns endgültig eingeholt und da kommen die Schwerenöter von Veronica Falls einem gerade recht. Das Londoner Indie-Rock-Quartett hat mit seinem gleichnamigen Album nicht nur ein gelungenes Debüt, sondern ein astreines Statement veröffentlicht. Sie proklamieren „Shoegaze“ in großen weißen Lettern auf pechschwarzem Hintergrund und knallen uns im Drei-Minuten-Takt zwölf hübsche Grusel-Kabinett-Knaller vor den Latz. Zu dieser Scheibe möchte man mit Headphones auf dem Ohr über bunte Blumenwiesen trampeln und alles, was noch steht, in matschige Gefilde pressen. Veronica Falls sind eine dieser Bands, zu deren traurigen Klängen man am Liebsten mit geschlossenen Augen auf der Tanzfläche kreiselt. Einen besseren Soundtrack für Herbstmelancholiker wird man dieses Jahr nicht mehr präsentiert bekommen. Deshalb zugreifen, jetzt!

los-campesinos// Die Los Campesinos! setzen fröhlich im Jahrestakt weitere Ausrufezeichen in Form neuer Platten und sind inzwischen bei Album Nummer vier angelangt. Auf „Hello Sadness“ finden sie nach den beiden Vorgängen, welche bisweilen etwas übermütig wirkten, wieder in die Spur zurück und schütteln zehn Songs aus dem Ärmel, die allen Fans der Drums ein Lächeln aufs Gesicht zaubern sollten. Songs wie „Life Is A Long Time“ möchte man in der Indie-Disco lauthals mitgrölen und sich im Mantel des schimmernden Neonlichts in eine andere Welt transformieren. Wer auf traurigen Indie-Pop steht, findet hier zehn weitere Gründe, sich die Hüften dazu zu verrenken. Wie sangen die Wombats so schön „Lets Dance To Joy Division“…

rolling-stones// Eine Wiederveröffentlichung aus dem Hause der Rolling Stones steht in diesen Tagen ebenfalls ins Haus und dürfte alle Nostalgiker unter euch auf Glückseligkeitsmodus stoßen. „Some Girls“ zählt nicht zu unrecht zu den meist verkauften Alben der Jungs (und das mit ihrem bereits 14. Studioalbum), sind hier doch reihenweise Klassiker am Start. Die Scheibe ist ein einziger Hitreigen, der anno 2011 nichts von seinem Charme verloren hat. Neben zahlreichen Klassikern wie dem Titeltrack und „Beast Of Burden“ (dem ultimativen Comeback-Track von Keith Richards) wurde außerdem eine Bonus-Disc beigelegt, die mit einigen, bisher unveröffentlichten Tracks aufwartet. Die selbst produzierte Scheibe (unter dem Namen „The Glimmer Twins“) löste darüber hinaus auch eine Kontroverse aus, weil sich Mick Jagger im Titeltrack seiner zahlreichen Affären und Ehefrau in nicht allzu netten Worten widmete. Inzwischen ist zwar die provokative Attitüde der Band weitestgehend verflogen, trotzdem lohnt es sich, dieses zeitgeschichtliche Dokument noch mal in aufgehübschter Form zu genießen.

aabondy// Fans von reduziertem Düster-Pop dürfen in diesen Tagen zum Sound von A.A. Bondy durch die Straßenschluchten der Stadt wandeln. Das dritte Album des Sängers suhlt sich in atmosphärischen Stücken der Marke Velvet Underground und sorgt für eine nostalgische Grundstimmung beim Zuhörer. Bondy lässt sich nicht sonderlich von gängigen Konventionen beeindrucken, er verliert sich lieber in verhallten Passagen und betörenden Gesten der Marke Tom Waits. Darüber hinaus hat er mit „The Twist“ wahrscheinlich die Herbstmelancholiker-Hymne des Jahres am Start, bis sich schließlich zum hymnischen „Rte. 28 / Believers“ alle verlorenen Seelen zum letzten Umtrunk in der Eckkneipe verabreden. „Believers“ ist ein schrecklich melancholisches und gleichzeitig furchtbar schönes Werk.

drake// Der Musiker Drake wird seit geraumer Zeit als neue Hoffnung am R&B-Himmel gefeiert. Nachdem wir beim „Zuckerbeat“ dieser Spielart bisher aus diversen Gründen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben, müssen wir in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass „Take Care“ ein wirklich imposantes Werk geworden ist. Hier wird zwar auch ordentlich geschmachtet, dieses Album aber strahlt eine solch atmosphärische Dichte aus, dass schöne Erinnerungen an das letzte Werk von Kanye West wach werden. Zahlreiche Gaststars wie The Weeknd und Nicki Minaj lassen sich nicht lumpen und steuern ein paar gelungene musikalische Episoden hinzu. Darüber hinaus sind auch noch Rick Ross, der nimmermüde Lil´ Wayne und Andre 3000 von Outkast am Start. Soll heißen: dem werten Drake dürfte mit diesem Album auch hierzulande der große Durchbruch gelingen.

meg-baird// Wer auf trauriges Gitarren-Gezupfe steht, sollte mal ein Konzert von Meg Baird besuchen. Die Sängerin der Espers hat mit „Seasons On Earth“ ihr zweites Solo-Album am Start und inszeniert sich als bodenständige Singer / Songwriterin, der man schon nach wenigen Minuten aus der Hand frisst. Diese Musik ist wie geschaffen, um nachts am Langerfeuer für romantische Stimmung zu sorgen. Man möchte den Funken beim Tanzen zusehen und sich im Antlitz des Sternenhimmels verlieren. Alle Fans von Elliott Smith und Will Oldham sollten sich dieses Werk auf keinen Fall entgehen lassen. Es wird sie zielsicher durch die kalten Tage des Jahres geleiten.

bellowhead// Wer folkigen Melodien nicht abgeneigt gegenüber steht, sollte sich mal an das aktuelle Werk von Bellowhead heranwagen. Das Kollektiv mischt seine traditionellen Sounds mit einer großen Portion Jazz und Funk und legt es augenscheinlich auf den ganz großen Wurf an. Ob „Headonism“ dafür nicht vielleicht eine Spur zu kratzbürstig geraten ist, muss sich erst noch herausstellen. Es lässt sich aber festhalten, dass es derzeit kaum eine Band gibt, die solch unterschiedliche Musikstile dermaßen gelungen unter einen Hut kriegt. Bleibt zu hoffen, dass das Publikum am Ende etwas enthusiastischer aus der Wäsche guckt, als die durchgefeierte Menge auf dem Albumcover. Ein außergewöhnliches Werk. Auch für Fans von Queen interessant,…

queen-days… die wir bei dieser Gelegenheit auch gleich noch auf eine gelungene Dokumentation über die Rock-Götter hinweisen möchten. „Days Of Our Lives“ basiert auf zwei einstündigen Formaten der BBC, die bereits einige Jährchen auf dem Buckel haben, dafür hat man die Gelegenheit, der Band einmal selbst zuzuhören. Keine publikumsgeilen Zeitzeugen erzählen irgendein unglaubwürdiges Gewäsch, es ist die Gruppe selbst, die ihren Standpunkt deutlich macht. Zudem wird die Entstehungsgeschichte von Queen reflektiert, wobei deutlich wird, dass Queen immer dazu bereit gewesen sind, gängige Marktmechanismen konsequent zu unterlaufen. Für Hardcore-Fans findet sich zudem Queens erster TV-Auftritt auf der DVD. Soll heißen: „Days Of Our Lives“ ist das perfekte Weihnachtspräsent für alle Nostalgiker. Und damit genug für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.